Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe). August Schrader

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Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe) - August Schrader

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Ihnen, Sir Jackson, fehlt nichts weiter als ein dreijähriger Aufenthalt in dieser Weltstadt, und Sie wären der liebenswürdigste Pflanzer in ganz Louisiana – auf Ehre, das Zeugnis würde ich Ihnen geben.«

      Jackson schien an der Unterhaltung Gefallen zu finden; lächelnd legte er die Hand ans Kinn und fragte:

      »Nun, was missfällt dir denn in diesem Augenblick an mir?«

      »O Himmel«, rief Kato, »wenn ich das alles aufzählen wollte, würde Miss Jenny noch lange auf mich warten müssen!«

      Der Pflanzer betrachtete sich von den Zehen bis zur Brust herauf, so weit es das Auge erlaubte, und fragte dann in einem Ton, der keinen entscheidenden Aufschluss gab, ob er des Scherzes wegen die Unterhaltung fortsetzen wollte oder aus einem andern Grund:

      »Antworte, Kato, was missfällt dir?«

      Der Mulatte warf sich in die Brust, steckte die rechte Hand in die rote Schärpe und setzte die breiten Füße in die dritte Tanzposition. Sein Gesicht nahm einen höchst einfältigen Ausdruck an und seine dünne, schnarrende Stimme wurde etwas stärker und feierlich.

      »Sir Jackson«, sagte der braune Mann, »Sie sind der reichste und mächtigste Pflanzer im ganzen Distrikt von New Orleans, und nun betrachten Sie sich einmal, wie Sie aussehen! Fangen wir bei den Füßen an: Ihre Stiefel sind aus rohem Leder, schlecht gemacht und jedes Glanzes unfähig. – Ihre Hosen sind so schlecht gemacht und aus so erbärmlichem Stoff, dass ich sie sofort konfiszieren und verbrennen würde, wenn einer meiner Domestiken es wagte, damit in den Zimmern meiner Herrin zu erscheinen. – Ihr grauer Rock, Sir Jackson, ist nun völlig unter aller Kritik, denn der kurze Kragen, der wie das Schirmdach eines Höckerweibes über die Schultern fällt, deutet an, dass er dem vorigen Jahrhundert angehört, dass ihn vielleicht schon Ihr Großvater getragen hat. – Ihr Hut … nun, den will ich gelten lassen, denn er ist comfortable und schützt vor den Sonnenstrahlen, die mich diesen Sommer schon so zugerichtet haben, dass ich aussehe wie ein Mulatte – o diese Sonnenstrahlen, ich wollte, es wäre ewige Nacht! Und nun bedenken Sie einmal Ihr Betragen! Man fürchtet sich jedes Mal, wenn Sie den Mund öffnen, so hart und barsch kommen die Worte unter Ihrem wilden Bart hervor. Lassen Sie sich raten, Sir Jackson: Werden Sie fashionable, das heißt, kleiden Sie sich sorgfältiger und etwas mehr nach der Mode, dann erhält Ihre Person mehr Interesse, Sie sind überall wohlgelitten und werden vorzüglich Glück machen bei den Damen, deren wir sehr schöne in dieser Gegend besitzen. Mit einem Wort, Sie müssen ein Salonmann werden, müssen nicht mehr wie ein Wolf in den finsteren Wäldern umherschleichen, und sich eines guten Tons, das heißt angenehmer Manieren und Sitten, befleißigen. Denken Sie denn, mein bester Sir Jackson, dass Sie so, wie Sie da vor mir stehen und wie ich Sie schon seit einem Jahr fast täglich erblicke, je eine Frau finden werden? O nein, die Frauen lieben nur dann das Starke und Kräftige, wenn es sich mit dem Zarten und Milden paart; sie lieben nur dann die Gerüche des Waldes, wenn sie sich mit dem Duft lieblicher Pomaden mischen. Sehen Sie, Sir Jackson – und Sie können es mir auf Ehre glauben –, seit ich mich der süß duftenden Pomaden und Wasser bediene, habe ich enorme Fortschritte in der Gunst der reizenden Eva gemacht. Noch vor wenigen Wochen, ehe ich mich dieser Mittel bediente, um meine Person in einen liebenswürdigen Geruch zu bringen, wollte die süße Eva nichts von mir wissen; sobald sie mich nur erblickte, rümpfte sie ihre himmlische Nase, und sooft ich in ihre Nähe kam, hielt sie sich ihr weißes Schnupftuch vor den Mund – und bedenken Sie, ich trug damals schon diese eleganten Kleider, die ich aus London mitgebracht habe, ich hatte schon damals das feine Benehmen eines echt-englischen Dandys; aber alles brachte nicht die Wirkung hervor, die ich mit dem Duft der Pomaden und Wasser erzielte. Eva, die himmlische Eva reicht mir die Hand, wenn ich mich ihr nähere, rümpft nicht mehr die Nase, wenn ich ihr zärtlich in das himmelblaue Auge blicke, und erlaubt mir sogar, dass ich ihr die wunderniedliche Hand küssen darf. Und nun Miss Jenny, meine schöne Herrin – bei allen Gelegenheiten zieht sie mich zurate, sogar bei ihren Herzensangelegenheiten …!«

      »Genug, Kato«, sagte der Pflanzer ernst, »ich werde deinen Rat befolgen.«

      »Daran werden Sie wohl tun, und ich möchte wetten, dass Ihnen Miss Jenny den Zutritt in ihre Zimmer nicht mehr verweigert. Mir tat es immer leid, wenn ich Sie an der Tür abweisen musste – aber meine Ehre setze ich zum Pfand ein, dass sich Ihnen die Türen von selbst öffnen, wenn Sie in einem eleganten Frack, modernen Hosen und glänzenden Stiefeln mit klirrenden Sporen erscheinen – aber vergessen Sie die Pomaden und Parfüme nicht, denn sie machen den Mann in unserm Klima eigentlich fashionable. Sir Jackson, wenn ein Mann ein seidenes Tuch aus der Tasche zieht, das lieblich duftet, so hat er bei jeder Dame gewonnenes Spiel. Der Dandy muss mit allen Sinnen zu vernehmen sein, vorzüglich aber mit dem Geruch, denn die Riechorgane sind bei den Damen am empfindsamsten, das weiß ich, auf Ehre, ich weiß es ganz genau!«

      Mit den letzten Worten zog Kato aus der Seitentasche seines Rockes ein seidenes Tuch hervor, das einen starken, wohlriechenden Duft verbreitete.

      »Ist das alles, was ich zu befolgen habe?«, fragte der Pflanzer lächelnd.

      »Ja«, antwortete Kato, indem er sich mit dem duftenden Tuch frische Luft zufächelte.

      »Gut, so beantworte mir meine Fragen. Sagtest du nicht, Miss Jenny habe dich zum Vertrauten ihrer Herzensangelegenheiten gemacht?«

      »Allerdings!«

      »Hat sie dir untersagt, darüber zu reden?«

      »Nein, warum sollte sie auch?«, gab Kato unbefangen zur Antwort. »Morgen oder übermorgen werden sie doch bekannt. Miss Jenny wird sich verheiraten.«

      Der Pflanzer drückte sein Gewehr mit beiden Händen zusammen, als ob sie ein Krampf durchzuckte, und seine großen Augen stierten den Mulatten an, als ob sie ihn durchbohren wollten. Sein männliches, braunes Gesicht aber behielt denselben Ausdruck, es blieb ruhig wie zuvor; selbst die Worte verrieten keine innere Aufregung.

      »Wen wird sie heiraten?«, fragte er ernst und langsam.

      »Sollten Sie es nicht ahnen, Sir Jackson?«

      »Nein! Deine junge Gebieterin ist so liebenswürdig«, fügte er bedeutsam hinzu, »dass ich in der Tat keinen Mann in unserm Distrikt wüsste, der ihrer Hand würdig wäre.«

      »Sie haben recht, Sir Jackson, Ihr Urteil freut mich. O dass ich Ihnen meine Lehren früher hätte mitteilen können, vielleicht wäre es Ihnen gelungen …«

      »Still, Kato, Miss Jenny hasst mich, ich weiß es. Wen wird sie heiraten?«

      »Sir Arthur Makensie, den einzigen Sohn Jakob Makensies, des Bruders ihres verstorbenen Vaters.«

      »Kato«, rief der Pflanzer mit glühenden Augen, »kannst du diese Nachricht verbürgen?«

      »Gewiss, mein bester Sir Jackson, denn eben die Vorbereitungen zu dieser Heirat sind es ja, die mich zur Eile antrieben. Heute kehrt Sir Arthur aus New Orleans zurück, wo er sich seit einigen Tagen aufhält, um seine Papiere in Ordnung zu bringen, morgen ist die Verlobung und übermorgen wird der Kontrakt unterzeichnet und Hochzeit gemacht. Wenn ich unter diesen Umständen die Nachricht nicht verbürgen kann, dann möchte ich wissen, was sonst eine verbürgte Nachricht sein soll!«

      »Nein, das ist nicht möglich«, rief der Pflanzer.

      »Es ist möglich und gewiss, wie ich Ihnen sage.«

      »Miss Jenny begeht einen übereilten Schritt, der sie unglücklich machen wird!«

      »Beruhigen Sie sich, Sir Jackson, Miss Jennys Vater hat diesen Schritt reiflich überlegt, denn es war sein letzter

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