Herbstverwesung. Stefanie Randak

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Herbstverwesung - Stefanie Randak

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stolzer Träger ihres Hochzeitskleides. Es war so schön. Es war strahlend weiß und im sanften Kerzenlicht schimmerten die vielen kleinen Swarowski-Steinchen noch mehr als bei Tageslicht. Dann sah sie auf den Schrank hinauf zur Schatulle. Da lag also eine Puppe oben. Mirabell. Eingebettet wie in einem Sarg. Warum nur war ihr das so unangenehm? Eleonora drehte sich von einer Seite auf die andere. Was, wenn dieses Ding wirklich nachts auf eine gewisse Art und Weise lebendig wurde? Nein, völliger Unsinn.

      „Mio dio! Jetzt reiß dich mal zusammen!“, schimpfte Eleonora sich selbst.

      Hoffentlich würde Lorenzo bald nach Hause kommen. Bald würde er da sein und sich neben sie legen und auf sie aufpassen.

      Nein, Eleonora konnte nicht einschlafen. Sie stand auf, knipste das Licht an und holte diese verdammte Schatulle vom Schrank. Aus dem Wohnzimmer holte sie schnell dickes, stabiles Paketband. Sie umwickelte die gesamte Schatulle damit, als wäre eine Bombe darin. Kreuz und quer, Hauptsache sie war irgendwie verschlossen.

      „Principessa?“, hörte sie da Lorenzo rufen. „Eleonora? Bist du zu Hause?“

      Mist. Er kam jetzt wirklich zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

      „Im Schlafzimmer!“, rief sie und schob die verschlossene Schatulle in ihrer Not schnell unter Lorenzos Bett. Gerade noch rechtzeitig, denn Lorenzo kam gerade ins Schlafzimmer gestiefelt.

      „Wie war dein Tag? Bist du in dem Schloss gewesen?“, fragte er und ließ sich aufs Bett plumpsen.

      „Ja, ich bin im Schloss gewesen“, antwortete Eleonora und setzte sich auf seinen Schoß. Hoffentlich würde er keine weiteren Fragen stellen. Ihm würde es weder gefallen, dass sie eine entstellte Puppe mit nach Hause gebracht und unter dem Ehebett versteckt hatte, noch dass sie den Nachmittag im Cafe Fresh mit Richard Walker, einem fremden, attraktiven Mann verbracht hatte. Lorenzo war ein sehr liebevoller Mensch, kümmerte sich stets um alles, worum ihn seine Prinzessin bat und hatte einen wirklich gutmütigen Charakter. Doch er konnte sehr besitzergreifend sein, sehr stur und wenn es um Eleonora ging, die sich in ein gefährliches Abenteuer ritt, würde er keinerlei Verständnis zeigen können. Das junge Paar war sehr temperamentvoll, beide konnten sehr dickköpfig sein, und wenn es zwischen den beiden mal zum Streit kam, dann flogen die Fetzen so richtig. Eleonora strich ihrem Verlobten durch die schwarzen, dichten Haare.

      „Wie war die Arbeit?“, fragte sie, um ihn davon abzuhalten, weiter nach ihrem Tag zu fragen.

      Lorenzo lag am Morgen noch im Bett, als seine Prinzessin schon am Herd stand und Spiegeleier briet. Sie sah müde auf die Uhr. Fünf Uhr morgens. Sie wollte ein richtig schönes Frühstück für ihren Schatz zaubern, und ausgiebig mit ihm frühstücken. Er fehlte ihr so, nie hatte er Zeit. Und wenn er eben abends keine Zeit mehr für ein gemeinsames Essen hatte, dann würde er sich ab sofort in aller Früh mit ihr an einen Tisch setzen müssen und mit ihr frühstücken müssen. Und wenn das bedeutete, sie musste um fünf Uhr morgens aufstehen. Außerdem war das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages, und heute war es besonders wichtig, gut gestärkt in den Tag zu starten. Lorenzo hatte eine Konferenz und auch Eleonora hatte Pläne: Heute würde sie endlich beginnen, ihr Buch zu schreiben. Sie hatte von der Greenwood so viele Informationen bekommen, und Richard Walker hatte ihr gestern die noch fehlenden Puzzleteile auf einem Silbertablett serviert. Sie musste sich nur noch an ihren Bürotisch setzen und starten.

      „Eleonora, warum bist du schon wach?“, taumelte Lorenzo im Pyjama in die Küche.

      „Ich dachte, wir frühstücken ab jetzt gemeinsam“, lächelte seine Verlobte und holte die aufgebackenen Croissants aus dem Ofen.

      „Das ist lieb von dir.“, entgegnete Lorenzo und setzte sich müde an den Tisch. „Ich habe schreckliche Rückenschmerzen“, klagte er und stützte den Kopf auf die Hände.

      Er sah furchtbar aus. Die Augen nicht nur müde, richtig aufgequollen und die Haut blass.

      „Bekommst du Grippe? Soll ich zur Apotheke?“, Eleonora machte sich Sorgen. Ihr Schatz wurde nur sehr selten krank.

      „Nein, ich bin nicht krank. Aber ich fühle mich, als hätte irgendwas die ganze Nacht in meinen Rücken gestochen“

      „Hattest du das schon mal?“

      „Nein, ich schlafe normalerweise immer gut. Wahrscheinlich ist es der Lattenrost, wir sollten einen neuen besorgen“, er wankte zur Kaffeemaschine und hielt sich mit einer Hand die schmerzende Stelle.

      Eleonora wurde unruhig. Etwas in den Rücken gestochen. Etwas, das vorher noch nie da gewesen war. Unter Lorenzos Bett lag die Schatulle mit Mirabell.

      „Eleonora, ist alles in Ordnung?“, Lorenzo nahm sie in den Arm. Jetzt war es Lorenzo, der besorgt aussah.

      „Ja. Es ist alles in Ordnung, ich habe mir nur gerade überlegt, wo die nächste Apotheke ist“, sie setzte ein Lächeln auf und legte liebevoll die Croissants zusammen mit einigen Brotscheiben in ein Körbchen.

      „Wahrscheinlich liegt es am Lattenrost.“

      Lorenzo marschierte trotz den Rückenschmerzen zur Arbeit und ließ Eleonora mit ihren Sorgen und ihren Gedanken alleine zurück. Als die Küche wieder ordentlich war, setzte sie sich voller Eifer und Tatendrang an den Schreibtisch. Endlich konnte sie mit ihrem neuen Buch anfangen. Sie hatte so viele Informationen, die sie unterbringen wollte. Sie hatte hier in London so viele Leute kennen gelernt. Lucas aus dem Cafe Fresh, der sie immer so freundlich bediente und ihr leckere Cupcakes empfahl. Den Polizisten Frank Harris, der ihr nicht glaubte und den Red Side Fall einfach aufgegeben hatte. Richard Walker, der ihr so offen und ehrlich all ihre Fragen beantwortet hatte und natürlich die alte Elisabeth Greenwood und ihre unheimlichen Puppen auf Red Side.

      Doch irgendwie gelang es ihr nicht, die Gedanken in Worte zu fassen, es waren zu viele Geschehnisse und es fiel ihr schwer, einen Anfang zu finden. Sie schrieb einige Worte, begann mit ihrem eigenen Umzug nach London, löschte aber die Zeilen wieder. Sie atmete enttäuscht tief durch. „Das wird hier drinnen nichts“, seufzte sie.

      Eleonora hatte ihre neue Wohnung mittlerweile als ihr Zuhause akzeptiert, fühlte sich soweit wohl, doch irgendwie fehlte ihr hier drin die nötige Inspiration. Sie brauchte Leute um sich, um schreiben zu können. Sie mochte die Stille nicht. Entschlossen klappte sie den Laptop zusammen und steckte ihn ihre Tasche. Im Restaurant des Golden Horse Sporthotel würde sie um diese Zeit bestimmt ein Tasse Kaffee bekommen.

      6

      Der Weg zum Golden Horse Sporthotel führte für Fußgänger direkt durch den Gloomy Forest. An diesem Tag zeigte sich die Natur am Rande von London von einer ihrer schönen Seiten. Das Wetter hatte sich ausnahmsweise gegen den Regen entschieden und bot sogar der Sonne einen kurzen Gastauftritt am Wolkenhimmel. Eleonora genoss das besinnliche Singen der Vögel und die weichen Moosflechten unter ihren Schuhsohlen, die in einem satten Grün auf dem Gehweg erstrahlten.

      Schon von weitem erkannte sie den großen Parkplatz des Hotels wieder, ehe sich das riesige Gebäude in seiner vollen Pracht unter den glänzenden Sonnenstrahlen vor ihr erstreckte. Es war der kultigste Ort in der Umgebung, ein Ort voller Trubel, voller unterschiedlicher Menschen. Vor dem großen Eingangstor standen einige protzige Autos, die von ihren Besitzern oder vom Personal des Hotels ordentlich in einer Reihe geparkt worden waren. Das Gebäude wirkte mit seinen weißen Mauern, dem Stuck an den Balkonen und den großen Säulen besonders glamourös. Rund um das Anwesen gab es einen Golfplatz, denn das Hotel bot seinen Gästen ein umfangreiches Freizeitangebot. An das Gebäude grenzte außerdem ein Pferdestall, welcher von edlen Pferden bewohnt wurde. Die Gäste

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