Herbstverwesung. Stefanie Randak
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Читать онлайн книгу Herbstverwesung - Stefanie Randak страница 6
Das Paar saß zusammen auf der Ledercouch und trank einen Espresso.
Doch Eleonora hatte nur ein Gesprächsthema: Elisabeth Greenwood.
„Ich möchte so gerne ein Buch über sie schreiben. Und über all die Geschehnisse dort. Aber ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll. Bei der Puppe? Bei der Greenwood?“, jammerte sie. Es passte ihr ganz und gar nicht, dass Lorenzo eine Arbeit hatte, die ihn glücklich machte und ihn zufrieden stellte, und sie es momentan nicht einmal auf die Reihe brachte, ein paar Seiten zu verfassen, wo es ihr doch früher so leichtgefallen war, zahlreiche Artikel und ganze Berichte zu schreiben.
„Beginn doch mit dem Einbruch. Dass eine unbekannte Person durch ihr Fenster steigt und sie beklaut“, meinte Lorenzo und zuckte mit den Schultern. Er konnte Eleonoras Unzufriedenheit nicht nachvollziehen.
„Durch ihr Fenster…“, überlegte Eleonora laut.
„Ja, so ist es doch passiert, oder nicht?“, Lorenzo nippte an seinem Espresso.
„Mio Dio! Meine Güte!“, schoss es Eleonora durch den Kopf und verschüttete beinahe ihr Getränk, so hektisch sprang sie auf. „Lorenzo! Das ist es!“ Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
Lorenzo hob fragend die Augenbraue. „Lorenzo! Ich bin zu Misses Greenwood aufs Schloss gegangen, richtig?“
Lorenzo nickte.
„Und ich konnte einfach durch die Eingangstüre spazieren, es war nichts verschlossen!“
Ihr Verlobter sah sie fragend an. Er konnte ihrem Gedankengang offensichtlich nicht folgen.
„Mia cara, überleg doch mal! Wer steigt denn durch ein Fenster, wenn alle Türen geöffnet sind?“
„Du meinst, der Einbrecher ist einfach durch die Türe hineingekommen?“
Eleonora nickte. „Deshalb hat die Polizei auch keine Spuren am Fenster finden können. Es muss also jemand gewesen sein, der sich auf Red Side bereits ausgekannt hat. Er wusste, dass die Türen nicht abgeschlossen sind.“
Lorenzo grinste. „Dann hast du ja deinen Anfang für dein Buch?“, fragte er.
„Oh ja“, Eleonora nickte zufrieden und konnte endlich ihren Espresso in Ruhe austrinken.
Und an diesem Nachmittag ließ sich auch endlich die Sonne einmal blicken. Ihre Strahlen drückten sich zwischen den Wolken hindurch und die Hirsche im Gloomy Forest reckten ihre Gesichter zum Himmel, um die sanfte Wärme zu genießen. So trieb es auch die Menschen in London auf die Straße, und das junge italienische Liebespaar wollte den freien Tag draußen in der Natur verbringen.
Sie marschierten Hand in Hand am Rande von London entlang und erkundeten die neue Wohnumgebung. Eleonora kannte sich bereits ein wenig aus, sie kannte den Weg zum Red Side Schloss, den Weg zum kleinen Cafe Fresh und auch die Supermärkte würde sie mittlerweile blind finden.
Die beiden waren schon eine ganze Weile unterwegs gewesen, als sie zufällig das Golden Horse Sporthotel erreichten.
Ein glamouröser Ort, ein Ort für teure Wellnessurlaube, für stundenlange SPA Aufenthalte, für Golfspieler und Reiter. Hier übernachteten überwiegend wohlhabende Menschen, die ein paar Tage die Seele baumeln lassen wollten. Jedoch war das Golden Horse Sporthotel auch eine Bleibe für Durchreisende, die nur eine Nacht dort schliefen und sich am nächsten Tag wieder aus dem Staub machten. Hier herrschte ein tägliches Ein- und Auschecken. Kein Wunder, dass Angestellte wie die junge Courtney Black nicht nur sehr viele Menschen kennen lernten, sondern auch einiges über ihre Gäste und deren Leben erfuhren.
Lorenzo und Eleonora beschlossen, sich drinnen im Speisesaal ein Abendessen zu genehmigen. Der Speisesaal des Hotels war sehr nobel. Der Fußboden war aus Marmor, weiße Säulen und Stuck an der Decke zierten den Saal, ein Streichorchester sorgte für romantische Stimmung. Das Paar genoss dort den spontanen Aufenthalt und Eleonora bekam endlich ihre Zweisamkeit, die ihr in den letzten Tagen so gefehlt hatte.
Der Kellner brachte Lorenzo seine Ofenkartoffeln, Eleonora aß eine Gemüselasagne.
Während sie in ihrer Auflaufform herumschnitt, wanderte ihr Blick an den Nebentisch. Da saß ein Mann, ganz alleine. Eleonora hatte ihn schon einmal irgendwo gesehen. Er war groß, gut gebaut, braunes Haar. Es war der Polizist, dem sie auf Red Side begegnet war, als sie Elisabeth Greenwood besucht hatte. Ob er in diesem Fall schon weitergekommen war? Seit sie auf Red Side gewesen war, fühlte sie sich unwohl und ihr geisterten komische Gedanken umher. Sie mochte den Gedanken nicht, dass dort jemand eingebrochen war und nicht für seine Tat bestraft wurde.
Seit sie einen Einblick in Misses Greenwoods Leben bekommen hatte, war es nicht nur der Fall der Polizei. Nein, jetzt ging es auch sie etwas an. Sie wollte helfen, all die Geheimnisse zu lüften.
„Ich komme gleich wieder, mia cara“, Eleonora wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und erhob sich.
Sie ging vorsichtig zu dem Tisch des Polizisten, des „Officers“, wie die alte Dame ihn stets genannt hatte.
„Entschuldigung“, Eleonora sah den Mann an. „Darf ich Sie eine Minute stören?“ Der Detective schluckte sein Essen hinunter und nickte.
„Bitte setzen Sie sich“, erwiderte er und deutete auf den freien Stuhl an seinem Tisch.
„Mein Name ist Eleonora Bianchi. Ich bin vor kurzem mit meinem Freund hierhergezogen. Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht mehr an mich. Wir sind uns vor kurzem auf dem Red Side Schloss begegnet, bei Elisabeth Greenwood im Hausgang.“
„Doch, Ich erinnere mich“, nickte der Mann. „Ich bin Detective Frank Harris. Was kann ich für Sie tun, Misses Bianchi?“
„Nun, ich habe mir seit meinem Besuch auf Red Side sehr viele Gedanken gemacht. Ich glaube nicht, dass jemand durch das Fenster gestiegen ist“, flüsterte Eleonora verschwörerisch.
„Das glaube ich auch nicht“, nickte Mister Harris und schnitt mit seinem scharfen Messer in sein Lammsteak.
„Als ich Misses Greenwood besucht habe, konnte ich einfach in das Schloss hineinspazieren. Die Türen waren nicht verriegelt. Es muss also jemand dort eingedrungen und den Ring gestohlen haben, der sich auf Red Side auskennt und wusste, dass er einfach durch die Tür gehen kann“, erklärte Eleonora stolz. „Misses Bianchi“, sagte der Polizist trocken und schluckte sein Essen hinunter. „Es gibt eine Überwachungskamera im Innenhof des Schlosses. Wir haben die Aufnahmen überprüft. Es gab keine Auffälligkeiten auf dem Video.“ Es war erniedrigend, dass es für Eleonoras Verdacht so eine einfache Gegenbestätigung gab.
Er schnitt erneut ein Stück von dem Fleisch ab und stopfte es sich gierig in den Mund. Das Fleisch war noch roh und roch sehr intensiv nach Blut. Eleonora ernährte sich vegetarisch und konnte es nicht ausstehen, wenn jemand in ihrer Anwesenheit Fleisch aß. Ungewollt verzog sie ihr Gesicht.
„Sind Sie sicher?“, stutze sie enttäuscht.
„Ja, Misses Bianchi, ich bin sicher. Ich glaube