Herbstverwesung. Stefanie Randak

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Herbstverwesung - Stefanie Randak

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beantwortet nicht meine Frage!“, rief sie aufgewühlt.

      Eleonora schluckte. Ihre Hände waren verschwitzt und sie fühlte sich unwohl. Wieso musste sie auch in dieses Schloss eindringen? Sie wurde sauer auf sich selbst. Es war nicht klug gewesen, alleine in einer neuen Stadt in ein angebliches Spukschloss zu laufen, um einer verrückten alten Lady ein paar Fragen zu stellen.

      Wie nur konnte Eleonora sie besänftigen? Sie versuchte es mit der Wahrheit und beschloss, diese ein wenig auszuschmücken.

      „Nun, um ehrlich zu sein… Wollte ich Sie und ihre Puppe ein wenig kennen lernen. Als Sie sie mir gestern vorgestellt haben, da war ich so hin und weg von ihrer Schönheit. Ich wollte Sie besuchen, und eventuell mein Buch über Sie und ihre Puppe schreiben, wenn das in Ordnung wäre…Ich habe ihnen auch einen Kaffee mitgebracht“, fügte sie hinzu und war erleichtert, dass sich die spröden Lippen von Misses Greenwood zu einem leichten Lächeln formten. Die Puppe war wohl immer ein gutes Thema für sie.

      „Ist sie nicht wundervoll?“, lachte sie und strich ihrer Enkelin über die Pausbäckchen.

      „Sie ist eine wahre bellezza, eine wahre Schönheit“, entgegnete ihr Eleonora gespielt interessiert.

      „Aber sie ist keine Puppe“, meinte die Alte plötzlich und ihr Blick verfinsterte sich.

      „Sie ist Ihre Enkelin, ich weiß“, lachte Eleonora und konnte den ironischen Tonfall nicht unterdrücken.

      „Sie denken ich bin verrückt!“, rief Misses Greenwood darauf hin. „Sie lebt! Sie versteht jedes Wort was ich ihr erzähle, sie hört mir zu und manchmal, da antwortet sie mir!“

      „Die Puppe antwortet Ihnen?“, fragte Eleonora ungläubig. Die alte Frau erzählte das mit einer solchen Überzeugung, dass man es ihr fast abnehmen konnte. Eleonora lief ein Schauer über den Rücken. Sie wollte nach Hause.

      „Natürlich antwortet sie mir. Auch wenn sie es nicht mit Worten tut, kann ich mit ihr kommunizieren“, sie schaukelte die Puppe im Arm und sah ihr tief in die Augen, lächelte sie an.

      „Hat sie einen Namen?“, forschte Eleonora weiter. Allmählich bekam sie die Informationen zu hören, die sie für ihr Buch brauchte.

      „Oh, sie haben alle sieben einen Namen“, antwortete die alte Dame, die Augen nicht ablassend von dem Gesicht des Püppchens.

      Sieben? Es gab noch mehr Puppen?

      „Das hier ist Isabell, meine Enkelin. Aber sie hat noch Freundinnen. 5 Stück. Und die wohnen alle hier in meinem Schloss“, lachte sie stolz. Eleonora hob entsetzt eine Augenbraue. Es wurde immer verfahrener. Sieben Puppen. Ihr kamen die Worte des Kellners in den Kopf. Misses Greenwood hatte sieben Söhne gehabt. Das konnte doch kein Zufall sein. Sie verwendete also die Puppen als Kindersatz?

      Also Isabell und fünf Freundinnen, das waren dann nur sechs.

      „Was ist mit der siebten Puppe?“, fragte Eleonora vorsichtig und fürchtete sich ein wenig vor der Antwort.

      Misses Greenwood lächelte und neigte den Kopf. Sie schien sich sehr über Eleonoras Interesse zu freuen. „Die siebte Puppe ist Isabells Zwillingsschwester. Sie trägt den wunderschönen Namen Mirabell.“

      Eine Zwillingsschwester? Das konnte doch alles nicht wahr sein. Eleonora musste willkürlich die Nase rümpfen. Jetzt wäre es nur noch interessant, wo sich diese sieben Puppen befanden. Vielleicht lagen sie in einem Karton? Oder waren sie in einem Regal aufgestellt?

      „Und wo bewahren sie die Puppen auf?“, fragte sie schließlich. Vielleicht würde Misses Greenwood ihr erlauben, einmal einen Blick auf Isabells Genossinnen werfen zu dürfen. Denn mit ein bisschen Inspiration würde sich Eleonoras Buch sicher schon bald wie von selbst schreiben.

      „Oh, ich bewahre sie drüben im Wohnsalon auf. Möchten Sie sie sehen?“ Misses Greenwood hatte angebissen und ohne Eleonoras Antwort abzuwarten, griff die Alte sie an der Hand und zog sie durch die Tür in den Wohnsalon.

      „Im Moment sitzen sie auf meinem Sofa. Eigentlich wohnen sie in einer Glasvitrine, aber heute Nacht wurde diese von einem Dieb umgestoßen und zerstört!“

      „Wieso denken Sie, dass jemand eingebrochen ist?“, Eleonora hatte zwar das Gespräch zwischen Misses Greenwood und dem Polizisten mitgehört, wollte jedoch die Antwort von Misses Greenwood selbst noch einmal hören.

      „Oh, mir fehlt ein Ring, Kindchen. Jemand hat ihn mitgenommen. Und außerdem spüre ich es. Letzte Nacht ist etwas Grauenvolles hier auf Red Side geschehen, daran habe ich keinen Zweifel. Und Isabell hat schreckliche Angst seitdem das passiert ist“, sie sah so traurig aus, so mitfühlend mit Isabell, dass Eleonora der Alten beinahe einen Arm auf die Schulter gelegt hätte.

      Die beiden näherten sich dem Sofa, und Eleonora konnte sie ganz genau betrachten: Fünf Puppen saßen da. Feinsäuberlich gekleidet, liebevoll frisiert.

      Alle aus Porzellan. Alle mit starren Augen, dicken Pausbäckchen und einem Mündchen, in den man ein leichtes Lächeln interpretieren konnte.

      Sie strahlten auf Misses Greenwood eine solche Zufriedenheit aus, eine solche Glückseligkeit und auf Eleonora etwas Düsteres. Jede einzelne Puppe, so wie sie da saß mit ihrem leeren Blick, hatte etwas Düsteres.

      „Sie erholen sich gerade. Die letzte Nacht war anstrengend für sie. Ein Fremder ist immerhin hier eingedrungen und hat ihre Vitrine zerstört, Gott erbarme sich!“, sie setzte ihre Isabell sanft in die Runde.

      „Heute Nacht werden sie dann wieder munter“, erklärte sie und zupfte an Isabells Kleidchen.

      „Sie werden munter? Was … was meinen Sie denn damit?“, stockte Eleonora. Ihr war das hier alles zu verfahren, zu verrückt und diese Puppen verwirrten sie.

      „Oh, sie laufen umher, tun all das, was Mädchen eben gerne tun“, erzählte Misses Greenwood selbstverständlich.

      „Sie laufen umher? Sie meinen, die Puppen laufen dann durch das Schloss?“ Eleonora wurde ganz schwindelig. Sie hätte niemals hier her gehen sollen.

      „Oh ja, natürlich. Ich höre sie nachts tanzen. Das tun sie am liebsten.“ Gelassen setzte sich Misses Greenwood in einen Sessel.

      Eleonora fehlten die Worte. Sie hatte ein unangenehmes Gefühl. Sie fühlte sich beobachtet, gemustert von den Puppen mit ihren eindringlichen Blicken und es machte ihr Angst, dass sie den Gedanken bekam, an Misses Greenwoods Geschichte könnte etwas Wahres dran sein.

      3

      Zwei Wochen waren nun seit dem Umzug in die neue Heimat London für das italienische Liebespaar vergangen.

      Lorenzo, Eleonoras mio caro verbrachte beinahe täglich den gesamten Tag von früh bis spät in seiner Arbeitsstelle im Bauunternehmen. Eleonora hatte es satt. Sie wollte nicht zu den Frauen gehören, dessen Liebesleben schon vor der Hochzeit in Arbeit erstickt wurde. Deshalb hatte sich Lorenzo einen Tag frei genommen, um seiner principessa in der Wohnung unter die Arme greifen zu können und um einen schönen Tag mit ihr zu verbringen. Eleonora hatte Ablenkung auch dringend nötig. Der Besuch bei Elisabeth Greenwood schlug ihr immer noch auf den Magen. Das düstere Schloss und der Gedanke, dass dort, hinter den dicken Mauern eine alte Lady mit ihren sieben Puppen wohnte, die angeblich nachts durch das Schloss schleichen. Dann der Einbruch.

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