Die Mutter - mit Briefen über die Mutter. Sri Aurobindo
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5. GÖTTER
Diese vier Mächte sind die kosmischen Gottheiten der Mutter, die im Welten-Spiel beständig sind; sie zählen zu den größeren kosmischen Gottheiten, auf welche angespielt wird, wenn es heißt, dass die Mutter als die Mahashakti dieser dreifachen Welt „dort steht (in der Overmind-Ebene), über den Göttern“21. Die Götter sind, wie bereits erwähnt, in Ursprung und Essenz permanente Emanationen des Göttlichen, hervorgebracht vom Höchsten durch die Transzendente Mutter, die Adya Shakti; in ihrer kosmischen Aktion sind sie Mächte und Persönlichkeiten des Göttlichen, jede unabhängig in ihrem kosmischen Status, in ihrer Funktion und Aufgabe im Universum. Sie sind keine unpersönlichen Wesenheiten, sondern kosmische Persönlichkeiten, obwohl sie sich hinter einer Bewegung impersonaler Kräfte verbergen können und das gewöhnlich auch tun. Aber während sie im Overmind und der dreifachen Welt als unabhängige Wesen erscheinen, kehren sie im Supermind in das Eine zurück und stehen dort vereint in einer einzigen harmonischen Aktion, als vielfältige Persönlichkeiten der Einen Person, dem Göttlichen Purushottama.
6. GEGENWART
Durch das Wort Gegenwart sollen der Sinn und die Wahrnehmung für das Göttliche als ein Wesen angedeutet werden, das im eigenen Dasein und Bewusstsein als gegenwärtig oder in Beziehung zu ihm gefühlt wird, ohne die Notwendigkeit einer weiteren Qualifizierung oder Beschreibung. Folglich lässt sich von der „unaussprechlichen Gegenwart“ nur sagen, dass sie da ist, und ansonsten kann oder braucht darüber weiter nichts gesagt zu werden, obwohl man gleichzeitig weiß, dass alles in ihr ist, das Persönliche und das Unpersönliche, Macht, Licht und Ananda und alles andere, und dass alle diese von jener unbeschreibbaren Präsenz fließen. Das Wort mag zwar manchmal in einem weniger absoluten Sinn benützt werden, aber das ist immer die fundamentale Bedeutung, – das essenzielle Gewahrsein der essenziellen Gegenwart, die alles andere unterstützt.
7. DIE TRANSZENDENTE MUTTER
Diese ist, was man Adya Shakti nennt; sie ist das Höchste Bewusstsein und die über dem Universum stehende Macht, und durch sie werden alle Götter manifestiert, sogar der supramentale Ishwara kommt durch sie in Manifestation – der supramentale Purushottama, von welchem die Götter Mächte und Persönlichkeiten sind.
ADYA SHAKTI
Adya Shakti ist die ursprüngliche Shakti und somit die höchste Form der Mutter. Sie manifestiert sich jedoch auf verschiedene Art und Weise, entsprechend der Ebene, auf der man sie sieht.
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DIE GÖTTLICHE MUTTER
Die Göttliche Mutter ist das Bewusstsein und die Kraft des Göttlichen – das die Mutter aller Dinge ist.
DIE MUTTER UND DER ISHWARA
Die Mutter ist Bewusstsein und Kraft des Göttlichen oder, so könnte man sagen, sie ist das Göttliche in seiner Bewusstseins-Kraft. Der Ishwara als Herr des Universums entspringt der Mutter, die ihren Platz neben ihm als kosmische Shakti einnimmt – der kosmische Ishwara ist ein Aspekt des Göttlichen.
DIE GÖTTLICHE MUTTER IN DER GITA,
IM TANTRA UND IM INTEGRALEN YOGA
Die Gita [Bhagavadgita] spricht nicht ausdrücklich von der Göttlichen Mutter; es ist immer von Hingabe und Überantwortung zum Purushottama die Rede – sie wird nur als die Para Prakriti erwähnt, die zum Jiva wird, d.h. die das Göttliche in der Vielfalt manifestiert und durch die der Höchste alle diese Welten erschafft und selbst als Avatar herabsteigt. Die Gita folgt der vedantischen Tradition, die sich gänzlich auf den Ishwara-Aspekt des Göttlichen abstützt und wenig von der Göttlichen Mutter spricht, weil ihr Ziel der Rückzug von Welt und Natur ist und das Erreichen der höchsten Realisation jenseits davon; die tantrische Tradition stützt sich auf den Shakti- oder Ishwari-Aspekt und macht alles von der Göttlichen Mutter abhängig, weil ihr Ziel die Inbesitznahme und Dominierung der Welt-Natur ist und dadurch das Erreichen der höchsten Verwirklichung. Dieser Yoga hier besteht auf beiden Aspekten; Hingabe und Überantwortung an die Göttliche Mutter sind essenziell, da ohne sie Ziel und Zweck dieses Yoga nicht erfüllt werden.
Im Hinblick auf den Purushottama ist die Göttliche Mutter das höchste Göttliche Bewusstsein und die höchste Macht über den Welten, Adya Shakti; sie trägt das Höchste in sich und manifestiert das Göttliche in den Welten durch den Akshara und Kshara. In Bezug auf den Akshara-Aspekt ist sie dieselbe Para Shakti, die den Purusha unbeweglich in sich trägt und sich selbst ebenfalls unbewegt in ihm, im Hintergrund der ganzen Schöpfung. Auf den Kshara-Aspekt bezogen ist sie die kosmische Energie in Bewegung, die alle Wesen und Kräfte manifestiert.
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Die Erfahrung von der Mutter als das Höchste ist die tantrische Erfahrung – es ist nur die eine Seite der Wahrheit.
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Die Tantriker pflegten in ihrer Sadhana Shakti anzurufen. War es dieselbe Kraft und das gleiche Bewusstsein, das in der Mutter hier ist?
Es hängt davon ab, was sie anriefen; gewöhnlich war es ein Aspekt der Mutter, den sie anriefen.
DIE WELTEN-MUTTER
Die Ishwari Shakti, göttliche Bewusstseins-Kraft und Welten-Mutter, wird zur Mittlerin zwischen dem ewig Einen und den manifestierten Vielen. Auf der einen Seite manifestiert sie durch das Spiel der Energien, die sie aus dem Einen hervorbringt, das vielfältig Göttliche im Universum; seine endlosen Erscheinungen in ihr enthaltend und aus ihrer offenbarenden Substanz herausentwickelnd. Auf der anderen Seite führt sie alles durch den wieder aufsteigenden Strom derselben Energien zurück zu Dem, von dem sie ausgingen, damit die Seele in ihrer evolutionären Manifestation dort immer mehr zur Göttlichkeit zurückkehren, oder hier ihren göttlichen Charakter anlegen kann. Obwohl sie einen kosmischen Mechanismus schmiedet, hat sie nicht den Charakter einer unbewussten, mechanisch Ausführenden, den wir noch im ersten Antlitz von Prakriti, der Natur-Kraft, finden; noch ist dort jener Eindruck von Irrealität, einer Erschafferin von Illusionen oder Halbillusionen, der unserem ersten Bild von Maya anhaftet. Der erfahrenden Seele wird unmittelbar klar, dass es sich hier um eine bewusste Macht handelt, eins in Substanz und Natur mit dem Höchsten, von dem sie kam. Wenn es auch scheint, als ob sie uns in Unwissenheit und Unbewusstheit gestürzt hat, in Verfolgung eines Planes, den wir noch nicht interpretieren können, und, wenn sich ihre Kräfte als alle diese zwiespältigen Kräfte des Universums präsentieren, wird doch bald sichtbar, dass sie für die Entwicklung des Göttlichen Bewusstseins in uns arbeitet, und dass sie, über uns stehend, uns zu ihrem eigenen, höheren Wesen emporzieht und uns immer mehr die eigentliche Essenz Göttlichen Wissens, Willens und der Seligkeit enthüllt. Sogar in den Bewegungen der Unwissenheit wird sich die Seele des Suchenden ihrer bewussten Führung gewahr, die seine Schritte unterstützt und sie lenkt, langsam oder rasch, direkt, oder auf manchem Umweg, heraus aus der Dunkelheit in das Licht eines größeren Bewusstseins, heraus aus der Sterblichkeit in die Unsterblichkeit, vom Bösen und Leiden hin zu einem höchsten Guten und einer Glückseligkeit, von der sich sein menschlicher Verstand nur ein schwaches Bild machen kann. Somit ist ihre Macht zugleich befreiend und dynamisch, kreativ, effektiv, – nicht nur Dinge erschaffend, so wie sie sind, sondern Dinge, die da kommen sollen; denn, indem sie die verdrehten und verstrickten, aus dem Stoff der Unwissenheit gemachten Bewegungen seines niederen Bewusstseins beseitigt, baut sie seine Seele und formt seine Natur neu, in die Substanz und in die Kräfte einer höheren göttlichen Natur.22
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