Die Mutter - mit Briefen über die Mutter. Sri Aurobindo

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Die Mutter - mit Briefen über die Mutter - Sri Aurobindo

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die Schaffenskraft der Mutter und Ihren Geist der Vollkommenheit und Ordnung. Sie ist die Jüngste der Vier, der physischen Natur am nächsten und die Geschickteste im Umsetzen von Ideen in die Wirklichkeit. Maheshwari, die Weisheit, legt die Weltenkräfte in großen Linien fest, Mahakali, die Macht, verleiht ihnen ihren Schwung und ihre Energie, Mahalakshmi, die Liebe, enthüllt ihre Rhythmen und Maße, Mahasaraswati, die Große Mutter der Vollkommenheit aber waltet über ihrer Organisation und deren Wirken im einzelnen, über dem Verhältnis der Teilkräfte zueinander, über der Wirksamkeit ihrer Verbindung untereinander und über der unfehlbaren Stimmigkeit der Ergebnisse und der Ausführung. Wissenschaft, Kunstfertigkeit und Technik sind Mahasaraswatis Bereich. Sie besitzt von Natur aus das intime und genaue Wissen, die Geschicklichkeit und die Geduld, die Sicherheit intuitiven Denkens, das Fingerspitzengefühl und das richtige Augenmaß des vollkommenen Arbeiters und kann das all jenen vermitteln, die Sie dazu ausersehen hat.

      Diese Macht stellt die starke, unermüdliche, sorgfältige und tüchtige Baumeisterin dar, die Organisatorin, die Verwalterin, die Technikerin, Künstlerin und Ordnerinder Welten. Wenn Sie es auf sich nimmt, die Naturkräfte umzuwandeln und neu zu bilden, dann geht Sie bedächtig und gründlich vor und erscheint uns in unserer Ungeduld häufig zu langsam, ja nie zu Ende zu kommen; dafür aber erfasst Sie alles, ist ausdauernd und unfehlbar. Denn in Ihrem Schaffenswillen ist sie gewissenhaft, wachsam, unermüdlich; über uns geneigt, bemerkt und berührt Sie jedes kleine Detail, spürt Sie jeden noch so geringfügigen Fehler auf, jede Lücke, jede Entstellung oder Unvollständigkeit, bedenkt und erwägt genau alles, was bereits getan wurde und was noch alles zu tun verbleibt. Nichts ist Ihrer Aufmerksamkeit zu gering oder zu unbedeutend; nichts kann Ihr entgehen und sei es noch so ungreifbar, maskiert oder unterschwellig verborgen.

      Formend und wieder umformend arbeitet Sie jedes Detail durch, bis es seine wahre Form erreicht, seinen richtigen Platz im Ganzen gefunden hat und seinen eigentlichen Zweck erfüllt. In Ihrem unaufhörlichen und sorgfältigen Ordnen und Neuordnen der Dinge behält Sie alles Notwendige gleichzeitig im Auge und auch, wie man ihm entsprechen muss; intuitiv weiß Sie, was ausgewählt und was verworfen werden muss. Erfolgreich bestimmt Sie das richtige Werkzeug, die richtige Zeit, die richtigen Umstände und das richtige Verfahren.

      Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit und Trägheit verabscheut Sie; alles schludrige, flüchtige und verpfuschte Werk, alles Ungeschickte, Ungefähre und Missglückte, alles Fehlangepasste, jeder Missbrauch von Instrumenten und Fähigkeiten, alles Unerledigte oder Halbfertige ist Ihrem Wesen zuwider und fremd. Wenn Sie Ihre Arbeit abgeschlossen hat, ist nichts vergessen, nichts steht am falschen Platz, ist unterlassen oder in mangelhaftem Zustand verblieben; alles ist gediegen, ordentlich, vollständig, bewundernswert. Nur das makellos Vollkommene befriedigt Sie, und Sie ist bereit, eine Ewigkeit an Mühe auf sich zu nehmen, wenn das für die Fülle Ihrer Schöpfung erforderlich ist. Insofern ist Sie von allen Machtverkörperungen der Mutter diejenige, die mit den Menschen und ihren tausend Unvollkommenheiten am längsten leidet.

      Sie ist bei uns, freundlich lächelnd und hilfreich, nicht leicht entmutigt, beharrlich, sogar nach wiederholtem Misserfolg, Ihre Hand unterstützt uns bei jedem Schritt, allerdings unter der Bedingung, dass wir in unserem Bemühen eindeutig sind, geradeaus und aufrichtig; denn Hintergedanken wird Sie nicht dulden, und Ihre entlarvende Ironie ist mitleidlos dem Dramatisieren, dem theatralischen Getue, der Selbsttäuschung und der Heuchelei gegenüber.

      Unseren Bedürfnissen gegenüber ist Sie eine Mutter, wenn wir in Schwierigkeiten geraten, eine Freundin, und immer eine zuverlässige und ruhige Ratgeberin und Mentorin; Sie verjagt mit ihrem strahlenden Lächeln die Wolken der Schwermut, der Verärgerung und der Depression, indem Sie stets an die immer gegenwärtige Hilfe erinnert und auf den ewigen Sonnenschein hinweist; Sie ist unerschütterlich, ruhig und ausdauernd in Ihrem tiefen und fortwährenden Drängen, uns zu der Ganzheit der höheren Natur zu treiben. Alle Arbeit der anderen Mächte stützt sich auf Sie in Hinsicht auf Vollkommenheit; denn Sie sichert die materielle Grundlage, arbeitet alle Einzelheiten durch, errichtet den Bau und befestigt seine Armierung.

      ***

      Es gibt noch weitere große Persönlichkeiten der Göttlichen Mutter, aber Sie waren schwieriger herabzubringen und haben in der Entwicklung des Erdgeistes nicht so auffällig im Vordergrund gestanden. Zu ihnen zählen Verkörperungen, die für die Realisierung des Supramentalen unentbehrlich sind, vor allem eine, Ihre Personifikation jener geheimnisvollen, mächtigen Ekstase und Ananda, die aus der höchsten göttlichen Liebe strömt, jener Glückseligkeit, die allein die Kluft zwischen den höchsten Höhen des supramentalen Geistes und den tiefsten Abgründen der Materie überbrücken kann, jener Glückseligkeit, die den Schlüssel zu dem wundervollsten göttlichen Leben in Händen hält und auch jetzt schon aus Ihrer Verborgenheit heraus das Wirken aller Kräfte des Universums unterstützt.

      Die menschliche Natur aber, unfrei, egoistisch und verfinstert, ist unfähig, diese großen Wesenheiten zu empfangen oder ihr machtvolles Wirken zu ertragen. Erst wenn alle vier Ihre Harmonie und Bewegungsfreiheit in den umgewandelten Schichten des Denkens, des Lebens und des Leibes aufgebaut haben, können sich jene anderen, selteneren Kräfte in der Entwicklung der Erde offenbaren und das supramentale Werk ermöglichen. Denn erst, wenn all Ihre Persönlichkeiten in Ihr versammelt sind und sich offenbart haben, Ihr getrenntes Wirken in harmonisches Zusammenwirken verwandelt und sich zu Ihrer supramentalen Göttlichkeit erhoben haben, erst dann ist die Mutter als die supramentale Große Mutter, Mahashakti, offenbart, und erst dann lässt Sie die leuchtenden Transzendenzen aus Ihrem unbeschreibbaren Himmel herabströmen. Dann kann sich die menschliche Natur in die dynamische göttliche Natur umwandeln, weil alle Grundlinien des supramentalen Wahrheits-Bewusstseins und der Wahrheitsmacht miteinander verbunden sind und die Harfe des Lebens auf die Rhythmen des Ewigen eingestimmt ist.

      Wenn du diese Umwandlung wünschst, begib dich in die Hände der Mutter und Ihrer Kräfte, und lass Sie ungehindert, ohne Nörgelei oder Widerstand in dir wirken.

      Drei Eigenschaften brauchst du dazu: Bewusstsein, die Fähigkeit zur Wandlung und rückhaltlose Hingabe. Du musst dir in deinem Denken wie in deiner Seele, in deinem Herzen wie in deinem Leben, ja bis in die Zellen deines Körpers hinein der Mutter, Ihrer Kräfte und Ihres Wirkens bewusstwerden; denn obwohl Sie sogar in der Dunkelheit und in den unbewussten Schichten und Augenblicken in dir wirken kann und das auch tut, so ist es nicht dasselbe, wie wenn du in wacher und lebendiger Verbindung mit Ihr stündest.

      Deine ganze Natur muss wie Wachs in Ihren Händen sein, nichts in Frage stellen, so wie die überhebliche unwissende Vernunft in Frage stellt, anzweifelt und bestreitet und damit der Feind ihrer eigenen Erleuchtung und Umwandlung ist; sie darf nicht auf ihren eigenen Regungen bestehen, so wie das Vitale im Menschen ständig seine hartnäckigen Begierden und seine Böswilligkeit allem göttlichen Einfluss entgegenstellt; sie darf sich nicht selbst blockieren und hinter Unfähigkeit, Trägheit und Tamas verschanzen, so wie es das körperliche Bewusstsein im Menschen tut, das in seinem Haften an armseligen und fragwürdigen Vergnügungen gegen jede Berührung aufbegehrt, die seine seelenlose Routine oder seine träge Faulheit oder seinen dumpfen Dornröschenschlaf stört.

      Die rückhaltlose Hingabe deines inneren und äußeren Wesens wird diese Wandelbarkeit in alle Schichten deiner Natur bringen. Überall in dir wird Bewusstsein erwachen, und zwar durch die gleichbleibende Offenheit gegenüber der Weisheit, dem Lichte, der Kraft, der Harmonie, Schönheit und Vollkommenheit, die von oben herabströmen. Sogar der Körper wird erwachen und am Ende sein – nicht mehr länger unterschwelliges – Bewusstsein mit der supramentalen überbewussten Macht vereinen, sich von oben, von unten und aus der Umgebung von all Ihren Kräften durchdrungen fühlen und in der Ekstase höchster Liebe und Ananda erbeben.

      Aber hüte dich davor, die Göttliche Mutter mit deinem kleinen irdischen Verstand begreifen und beurteilen zu wollen, der gerne sogar jene Dinge, die über ihn hinausgehen, seinen eigenen Normen und Maßstäben unterwirft, seinem engstirnigen Denken, seinen irrigen Eindrücken, seiner bodenlos aggressiven Unwissenheit und seinem engstirnigen selbstsicheren

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