Savitri – Eine Legende und ein Symbol. Sri Aurobindo
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Zu des einen Unsterblichen alleinigem Werk erhob sie sich.
Leben bereitete ihr anfangs keinen Kummer in ihrer belasteten Brust:
Im Schoße der Erde ursprünglicher Somnolenz
Ruhte es träge, in Vergesslichkeit entlassen,
Ausgestreckt, unbewusst am Rande des Mentals,
Stumpf und beschaulich wie der Stein und Stern.
Zwischen zwei Reichen in einer tiefen Kluft von Schweigen
Lag sie fern von Kummer, verschont von Sorge,
Und nichts erinnerte sie an das Leiden hier.
Dann regte sich schattenhaft eine zaghafte schemenhafte Erinnerung,
Und seufzend legte sie die Hand auf ihre Brust
Und erkannte den nahen und bleibenden Schmerz,
Tief, ruhig, alt, gewohnt an seinem Platz,
Doch ohne zu wissen, warum er da war und woher er kam.
Die Macht, die das Mental entfacht, hielt sich noch zurück:
Schwerfällig, unwillig waren die Diener des Lebens,
Wie Arbeiter ohne den Lohn der Freude;
Mürrisch, wollte die Fackel der Sinne nicht brennen;
Allein fand das Gehirn nicht seine Vergangenheit.
Nur eine vage Erd-Natur hielt das Gefüge zusammen.
Jetzt aber regte sie sich, ihr Leben nahm teil an der kosmischen Last.
Aufgefordert vom stimmlosen Ruf ihres Körpers
Flog ihr starker Geist mit weiten Schwingen zurück,
Zurück zum Joch von Unwissenheit und Schicksal,
Zurück zur Arbeit und dem Druck sterblicher Tage,
Erhellend einen Pfad durch seltsame Symbol-Träume
Über die verebbenden Meere des Schlafes hinweg.
Ihr Haus der Natur verspürte einen ungesehenen Einfluss,
Rasch erleuchtet waren des Lebens verdunkelte Räume
Und die Fensterflügel der Erinnerung öffneten sich für Stunden
Und die müden Füße des Denkens kamen ihren Türen näher.
Alles kam zu ihr zurück: Erde und Liebe und Verhängnis,
Die Streiter aus alten Zeiten, kreisten um sie
Wie riesige Gestalten, miteinander ringend in der Nacht:
Die Gottheiten, geboren aus dem finsteren Nichtbewussten,
Erwachten zum Kampfe und zur göttlichen Qual,
Und im Schatten ihres flammenden Herzens,
Im düsteren Zentrum der schrecklichen Debatte,
Starrte ein Wächter des ungetrösteten Abgrundes,
Der die langen Qualen der Welt erbt,
Eine Gestalt, still wie der Stein, von hohem und gottgleichem Schmerz,
Mit unbewegten achtlosen Augen in den Raum,
Gewahrend des Elends zeitlose Tiefen, aber nicht des Lebens Ziel.
Bedrängt von seiner harschen Göttlichkeit,
Gebunden an seinen Thron, harrte er unbesänftigt
Der täglichen Opfergabe ihrer ungeweinten Tränen.
Die grimmige Frage nach des Menschen Stunden lebte wieder auf.
Das Opfer an Leiden und Begehren,
Das die Erde der unsterblichen Ekstase darbringt,
Begann von neuem unter der ewigen Hand.
Wach erduldete sie den streng formierten Aufmarsch der Augenblicke
Und blickte auf diese grün lächelnde gefahrvolle Welt,
Und hörte den unwissenden Schrei lebendiger Dinge.
Inmitten der belanglosen Geräusche, der unveränderten Szenerie
Stieg ihre Seele empor, sich Zeit und Schicksal entgegenstellend.
In sich selbst unbewegt, sammelte sie Kraft.
Dies war der Tag, an dem Satyavan sterben musste.
Ende des ersten Cantos
Zweiter Canto
Der Auftrag
Eine Weile, zurückgezogen in geheime Gefilde des Denkens,
Bewegte sich ihr mentaler Geist in bilderreicher Vergangenheit,
Die neu auflebte und ihr Ende nahe sah:
Sterbend lebte sie unzerstörbar in ihr;
Vergänglich und kurzlebigen Augen entschwindend,
Unsichtbar, ein schicksalsvolles Gespenst des Selbstes,
Trug sie die Zukunft auf ihrer Phantom-Brust.
Entlang der weit zurückgehenden Spur flüchtigen Ereignisses
Verebbte der Strom beharrlich drängender Stunden,
Und am Ufer der geheimnisvollen Flut,
Bevölkert von geliebten Gestalten, die man nun nicht mehr sah,
Und von subtilen Bildern jener Dinge, die einst waren,
Da stand ihr Geist als Zeuge und musterte die Zeit.
Alles, was einst sie sich erhofft und erträumt hatte und gewesen war,
Flog mit Adlerschwingen an den Himmeln der Erinnerung an ihr vorüber.
Wie in einer vielfarbig aufflammenden inneren Morgendämmerung
Waren die breiten Straßen ihres Lebens und seine reizvollen Nebenwege
Ausgebreitet vor ihrem sonnenklar erfassenden Blick,
Von jenem hellen Lande ihrer Kindertage an
Und den blauen Bergen ihrer hoch am Himmel schwebenden Jugend