Leopardenjagd. Edi Graf

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Leopardenjagd - Edi Graf

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Aber du hast immer nur gearbeitet und dich abgeschottet. Hast du denn inzwischen mal etwas von ihm gehört?«

      Linda schüttelte den Kopf. »Er meldet sich nach wie vor nicht. Das hat mich zuerst traurig gemacht, dann wütend, und manchmal weiß ich überhaupt nicht, was ich tun soll.«

      Babs sagte nichts, denn sie spürte, dass ihre Freundin noch einiges loszuwerden hatte.

      »Als er nicht kam, vorletzten Sonntag mit der Maschine aus Kenya, du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich da gefühlt habe. Er hatte es mir doch so versprochen! Er hatte mir die Flugdaten durchgegeben, und wir hatten verabredet, dass ich ihn in Stuttgart abholen sollte. Als er nicht in der Maschine war, hab ich mich ins Auto gesetzt und geflennt wie ein fünfjähriges Mädchen, das nicht auf den Spielplatz darf.«

      »Und dann hast du die Blumen weggeworfen, die du für ihn gekauft hattest.«

      »Woher weißt du?«

      »Ich war am Sonntagabend noch am Märchensee spazieren. Da trieben rote Rosen auf den Wasserlinsen am Ufer, und ich wusste, dass du öfters am Märchensee warst, wegen der Geschichte mit Marius Steyn.«

      Linda nickte. Marius Steyn; man hatte die Leiche des alten Richters im Märchensee bei Wendelsheim gefunden, wenige Wochen erst war das her; zum selben Zeitpunkt war Alans Hilferuf aus Südafrika gekommen. Sie hatten ihn für schuldig am Tod eines Mannes gehalten, und Linda war, ohne viel zu zögern, nach Johannesburg gereist, um ihm aus der Patsche zu helfen.

      »Hast du denn irgendetwas herausgefunden, weshalb er nicht in der Maschine war?«, fragte Babs jetzt, doch Linda verneinte.

      »Ich habe alles versucht, was von hier aus möglich ist«, sagte sie. »Ich bekomme nur die Meldung, dass seine Nummer nicht zu erreichen ist, wenn ich ihn auf seinem Handy anrufe; meine SMS bleiben unbeantwortet. Das hat aber nichts zu bedeuten, in vielen Gegenden Kenyas gibt es kein Netz, und wer weiß, wo er sich herumgetrieben hat.«

      »Und was ist mit der Farm, auf der er arbeitet?«

      »Auf Simba King ist er gewesen, wie verabredet. Er hat seine Klamotten gewechselt, hat dort Bescheid gesagt, dass er für unbestimmte Zeit nach Deutschland wollte und ist dann mit seinem Landcruiser über Nairobi zurück nach Mombasa gefahren, um dort noch einiges zu regeln. Dort liegt ja noch immer sein Boot, und er hat seine Wohnung an der Südküste.«

      »Dort, wo du ihn damals kennengelernt hast?«

      Linda nickte. »Er hat ein paar Leute, die den Laden dort für ihn schmeißen, mit den Touristen zum Hochseeangeln fahren und die Surfbretter vermieten. Aber die wissen auch nicht, wo er stecken könnte.«

      »Weißt du das sicher?«

      »Ja. Ich habe Rob gebeten, sich dort mal umzusehen.«

      »Du hast deinen Ex angerufen?«

      »Ja, warum denn nicht? Er lebt ja noch immer mit Georgia Marsh zusammen, auf der Shamba Kifaru bei Isiolo, wenn er nicht gerade im Ruwenzori nach Gorillas sucht. Rob war vor ein paar Tagen geschäftlich in Ukunda, südlich von Mombasa, und hat sich in dem Hotel umgesehen, für das Alan arbeitet. Seine Hütte war abgeschlossen, der Landcruiser fehlte. Er ist wie vom Erdboden verschluckt, seit er die Simba King Lodge verlassen hat. Ich kann dir sagen, dass mich das ziemlich beunruhigt. Rob hat ihn jetzt offiziell als vermisst gemeldet.«

      Babs holte Luft. Es war also mehr als nur Liebeskummer! Linda machte sich ernsthaft Sorgen um Alan Scott.

      »Glaubst du denn, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte?«, fragte Babs vorsichtig.

      Statt einer Antwort rann eine Träne über Lindas Wange.

      »Ich sitze hier wie auf Kohlen. Ich weiß nicht, wie ich auf andere Gedanken kommen soll.«

      »Hast du dich deshalb aus der Redaktionsschicht und aus dem Moderationsplan rausnehmen lassen, damit du jederzeit weg kannst?«

      Linda nickte.

      »Okay, das erklärt manches. Jetzt weiß ich, weshalb du nur Kurzbeiträge und Umfragen gemacht hast, und trotzdem Tag und Nacht im Sender warst.«

      Linda bemühte sich nicht weiter, ihre Tränen zurückzuhalten. »In Südafrika war alles so … so schön. Wir waren so glücklich. Ich versteh das alles nicht.«

      »Du solltest nicht gleich das Schlimmste denken«, sagte Babs, »du musst dich ablenken.«

      Linda nickte. »Was glaubst du, warum ich mich so in die Arbeit stürze? Daheim fällt mir nur die Decke auf den Kopf.«

      »Und warum kommst du nicht wie früher einfach auf ein Glas zu mir?«

      »Ich hatte, ehrlich gesagt, einfach keine Lust auf Frauengespräche, weißt du. Da würde sich doch auch wieder alles um Männer drehen.«

      »Kann schon sein. Apropos: Du hast Clemens ja immer noch nicht kennengelernt!«

      »Deinen Neuen?« Linda zögerte. »Stimmt. Soll ja ziemlich gut aussehen.«

      Babs konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Wer hat dir das denn erzählt? Der übliche Flurfunk wahrscheinlich. Aber lassen wir das. Was ist jetzt mit dir? Wie soll das denn weitergehen?«

      Linda seufzte.

      »Ich hätte große Lust, nach Afrika zu fliegen und nach ihm zu suchen, aber Rob meinte, dass das nichts bringt. Ich könnte dort auch nicht mehr ausrichten als er.«

      »Ich bin jetzt erst mal froh, dass wir miteinander gesprochen haben«, meinte Babs.

      »Du hattest recht. Dieses Abschotten hat nichts gebracht. Es hat gut getan, alles mal loszuwerden. Jetzt weißt du Bescheid. Und ich muss versuchen, wieder in ein normales Leben zurückzufinden – was machen wir heute Abend?«, fragte Linda gespielt unternehmungslustig.

      »Ach, heute Abend ist ziemlich schlecht«, warf Babs ein, »Clemens ist seit zwei Tagen für die Bücherschau in Karlsruhe unterwegs und will heute Abend zurückkommen. Und heute Nachmittag hab ich noch einen Termin am See.«

      »Du fährst an den Bodensee?«, fragte Linda interessiert. »Wie kommt’s?«

      »’ne PK. Der Dossenberg hat mich gefragt.«

      »Unser neuer Redakteur?«

      »Genau. Ist eigentlich ganz nett. Ich hatte noch nicht viel mit ihm zu tun. Und du?«

      »Auch nicht. Ist mir außerdem ’ne Nummer zu groß.« Linda spielte auf die 1,92 Meter an, die Dossenberg dazu zwangen, vor jeder Tür im Sender den Kopf einzuziehen. »Und wieso an den See?«

      »Wegen dieser Baumleiche.«

      »Baumleiche?«

      »Ja. Hast du heute noch keine Nachrichten gehört?«

      »Nein. Keine Zeit gehabt.«

      »Man hat in Friedrichshafen einen Toten gefunden, ziemlich dubios, die Leiche lag auf einem Baum. Kein Mensch weiß, wie sie da hinaufgekommen ist, entweder ist der Tote da hinaufgeklettert, oder der Mörder war ein Affe!« Babs lachte über ihren Witz, doch Linda blieb ernst. »Wie bei ›Mord in der Rue Morgue‹

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