Reiner Kunze. Dichter sein. Udo Scheer
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In der DDR habe ich nie differenziert zwischen dieser kleinen Gruppe und den anderen intellektuellen Empörern. Es hätte sie gefährden können.
Eine große Ehre wird Reiner Kunze 1968 zuteil. Der Einmarsch der sowjetischen Besatzungstruppen steht direkt bevor, doch er wird in Prag mit dem Übersetzerpreis des tschechischen Schriftstellerverbandes ausgezeichnet: „Es war allein schon eine unwahrscheinliche Geschichte, dort hinzufahren. In dieser Situation den Preis zu bekommen, war eine beglückende Auszeichnung.“
Kurz darauf wird der Verband aufgelöst, kritische Autoren und Intellektuelle emigrieren oder erhalten Berufsverbot und werden zum Teil als Hilfsarbeiter im Straßenbau oder in der Forstwirtschaft zwangsverpflichtet.
Begonnen hatte alles in Aussig durch jene junge Frau namens Elisabeth. Doch das Hochzeitsversprechen, das das Paar sich gab, ist weit schwerer einzulösen, als sie dachten. Tschechoslowakische Staatsbürger, die einen Ausländer heiraten wollen, benötigen die Einwilligung des Innenministers. Und die scheint auch in ihrem Fall aussichtslos. Elisabeth Kunze erzählt:
Wie oft bin ich nach Prag gefahren. Am Eingang des Ministeriums befand sich eine kleine Telefonzelle. Weiter durfte man nicht hinein. Von dort aus musste man anrufen und seinen Namen nennen. Dann kam die Antwort: „Nein, ist nicht erledigt.“
Geholfen hat uns, dass mein Mann Nachdichtungen machte, die er in der DDR als kleines Bändchen herausbrachte. Dieses Büchlein hat er an den tschechischen Schriftstellerverband geschickt und gebeten, ob sie sich nicht dafür einsetzen könnten, dass wir heiraten dürfen.
Zuvor hatte Reiner Kunze sich an die zuständigen Stellen der DDR, selbst an Ministerpräsident Otto Grotewohl gewandt. Erfolglos. Den glücklichen Ausgang ergänzt er so:
Im tschechischen Schriftstellerverband witterte man einen Nachdichter tschechischer Poesie. Das Büchlein in der Hand intervenierten sie beim tschechischen Kulturminister und erklärten, dass unsere Heirat im nationalen Interesse liege. Eines Tages kam mit unscheinbarer Post die Heiratserlaubnis. So wurde meine Frau mein erster und kostbarster Literaturpreis. 49
Im Sommer 1961 können Elisabeth und Reiner Kunze endlich in Aussig ihre Hochzeit feiern. Wie viel sie einander bedeuten, erzählen
DIE GROSSEN SPAZIERGÄNGE:
Die großen Spaziergänge, auf denen wir
nicht ins leere greifen
Immer geht die hand des anderen mit50
Hier, spricht die Gewissheit, finden und verbinden zwei sich auf ein Leben. Dennoch müssen sie noch fast ein Jahr warten, bis Elisabeth Kunze die Ausreisegenehmigung in die DDR erhält.
Bisher ist Elisabeths Tochter Marcela die meiste Zeit bei den Großeltern in Znaim aufgewachsen. Der Schichtdienst im Krankenhaus lässt keine andere Möglichkeit für ihr kleines Kind. Als Marcela auf die Welt kommt, ist ihre Mutter noch Studentin. Der Vater trennt sich vor der Geburt.
Beim ersten Besuch beugt Reiner Kunze sich zu ihr hinab und sagt: „Du bist aber groß geworden!“ Sie ist dreieinhalb und stolz: Das ist ihr Vater. Sie lassen sie in dem Glauben, bis sie zwölf ist. Da entdeckt Marcela in Vögel über dem Tau eine Widmung „Für Elisabeth Littnerová“. Als die Mutter von der Arbeit kommt, ist das Mädchen verstört. Beide setzen sich auf den Boden mit dem Rücken an den Kachelofen und Elisabeth erzählt ihr Leben. Danach ist alles gut.
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