Männerblues. Bernhard Spring

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Männerblues - Bernhard Spring

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den Staatsanwalt. „Was macht denn einer vom BKA hier?“, raunte er ihn zu.

      „Das ist ganz einfach“, meinte das Chefchen. „Sie leiten den Fall und arbeiten Ihre Ergebnisse Herrn Möllering zu.“

      „Ich mache was?“, fragte Thamm verdutzt.

      „Sie haben schon verstanden, ja?“, hüstelte das Chefchen. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen … mein lieber Herr Möllering!“

      Und schon schwänzelte der Staatsanwalt wieder um den Mann vom BKA. Thamm sah diesem komischen Turteltanz hinterher. War er wirklich schon wach oder träumte er das alles?

      „Du hättest mich ja auch mal vorwarnen können!“, knurrte Thamm vor sich hin.

      „Kaffee?“, fragte Wolff unbeeindruckt und hielt ihm einen Pappbecher hin. „Zum Glück sind die Jungs vom DRK auf Zack, sonst stünden wir jetzt ganz schön auf dem Trockenen.“

      „Ich mein’s ernst!“, rief Thamm zerknirscht und griff widerwillig trotzdem nach dem Becher.

      Wolff setzte sich neben ihn auf die Bank zwischen Bahnhofsgebäude und Blumenbeet. „Was sollte ich denn machen?“, fing er an. „Reinhardt hat ganz explizit gesagt, ich soll die Klappe drüber halten, dass hier jemand vom BKA rumrennt. Er wollte es dir selber sagen.“

      „Na schönen Dank auch!“

      „Kannst du laut sagen“, stimmte ihm Wolff zu und nahm einen großen Schluck von dem Kaffee. Auch Thamm wagte sich an das Zeug heran, das genauso bitter schmeckte, wie er es vermutet hatte. „Guck dir mal unsere Leute an“, meinte Wolff schließlich spöttisch. „Die gackern da wie die aufgescheuchten Hühner am Wagen rum, nur weil mal so ein Typ aus Wiesbaden hier aufschlägt.“

      „Und den kriegen wir vor die Nase gesetzt. Kannst du mir mal verraten, warum ein BKA-Mann sich hier einfach so breitmacht?“, empörte sich Thamm. „Ich meine, kann der sich überhaupt so ohne Weiteres durch die ganze Hierarchie fräsen?“

      Wolff zuckte mit den Schultern. „Tja, von oben nach unten geht das sicherlich leichter als umgedreht. Und wenn er dann noch Schützenhilfe vom Chefchen kriegt … “

      „Und was will der eigentlich hier? Hab ich was verpasst?“ Thamm sprang auf und warf den halb vollen Kaffeebecher energisch zwischen die Stiefmütterchen. Wolff lachte ironisch auf. „Sehr schön, ich dachte schon, du fragst nie. Siehst du da hinten den Brand?“

      Thamm verdrehte die Augen. „Ach nee! Und?“

      „In einem der Wagen wurde eine Leiche gefunden.“

      „Meine Fresse!“, entfuhr es Thamm.

      „Genau das“, pflichtete ihm Wolff amüsiert bei.

      Bis jetzt hatte Thamm an einen recht harmlosen Fall geglaubt. Brandstiftung vielleicht. Ein paar Jungs kokeln im Hinterhof oder irgend so ein seniler alter Sack hatte immer noch nicht begriffen, dass die heiße Asche nicht in die Mülltonne kommt. Das Übliche halt. Nur dass die Sache hier ein bisschen außer Kontrolle geraten war, das Feuer um sich gegriffen hatte. Ein Fall eher für die Spurensicherung als für die Kriminalpolizei.

      Aber eine Leiche änderte alles.

      „Was wissen wir schon?“, fragte Thamm ruhig. Nun war er ganz bei der Sache, nun zählte nur noch der Fall.

      „Nichts“, gab Wolff trocken zurück. „Irgendein Feuerwehrmann hat in einem der brennenden Wagen die Leiche gesehen und uns verständigt. Aber die Stelle ist noch nicht gesichert, das muss erst noch weiträumiger gelöscht werden. Krause steht schon seit einer guten halben Stunde ganz vorn in der ersten Reihe. Kann es anscheinend gar nicht erwarten, den armen Kerl auf seinen Tisch zu bekommen. Und, was sagst du dazu?“

      „Hm“, machte Thamm nur und verlor sich über den Anblick des farbig erleuchteten Dachs vom Busbahnhof in seinen Gedanken. Ein bisschen Normalität inmitten des wilden Chaos hier unten, dachte er, die unabänderliche Sturheit der Betriebsmaschinerie. Ein Grinsen flog über seinen Mund.

      „Ja, und was machen wir nun?“, hakte Wolff nach. „Mach mal nen Spruch!“

      Thamm sah sich verdutzt um. Wolff hatte es ja selbst gesagt, dass zuerst die Jungs von der Feuerwehr ihre Arbeit erledigen mussten, bevor sie da rankonnten. „Tja, was! Ich würde sagen, erst mal nichts“, meinte er harmlos.

      „Das ist aber nicht gerade viel“, hörte er da eine feixende Stimme hinter sich. Möllering – der hatte Thamm gerade noch gefehlt. Mit betont lässigen Schritten kam er auf die beiden Kommissare zu. „Ich habe den Staatsanwalt eben zu seinem Wagen begleitet und er hat gemeint, ich solle Ihnen beiden noch einmal klarmachen, wie hier die Kompetenzen gelagert sind. Also frage ich Sie lieber noch mal, bevor irgendwelche Missverständnisse auftreten: Kann ich mich auf Sie verlassen?“

      Thamm warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ich tue hier nur meine Arbeit“, meinte er trocken. Für einen Moment maßen sich die Männer schweigend, beide ihre Geringschätzigkeit für den anderen kaum verbergend, dann fiel Möllering in ein unverbindliches Lächeln zurück. „Okay, dann mal ran an den Speck. Oder besser gesagt: ran an die Leiche! Wir sehen uns!“

      Damit schlenderte er genauso elastisch, wie er gekommen war, zurück zum Parkplatz und verschwand in irgendeinem Auto.

      „Und was nun?“, fragte Wolff.

      „Ja, was denn!“, brüllte Thamm ihn an. „Hast du doch gehört, wir sollen an die Leiche.“ Und wütend bahnte er sich einen Weg durch die herumwuselnden Leute, einen verärgerten Wolff im Schlepptau.

      Bei den ersten abgebrannten Autos wartete Krause, umgeben von den Jungs von der Spurensicherung, mit denen er vertraut plauderte. Inzwischen tat es Thamm ein bisschen leid, dass er Wolff so dermaßen angepflaumt hatte. Okay, er hatte ziemlich blöd gefragt, aber die ganze Nerverei war ja nicht seine Schuld, Wolff wurde ja genauso rumgeschubst von diesem Möllering wie er auch.

      „Da seid ihr ja“, begrüßte sie Krause freudig. „In einer Viertelstunde können wir ran, sagt der Oberhäuptling von der Feuerwehr.“

      „Sag das dem Pappsack da drüben“, meinte Thamm versöhnlich und nickte zu Wolff rüber, „der ist heute besonders schwer von Kapisch.“

      „Blödian“, knallte ihm Wolff in demselben gutmütigen Ton an den Latz. Und grinste dabei, wie Thamm zufrieden feststellte. Alles wieder eingerenkt.

      „Na ihr seid ja gut drauf!“, goutierte Krause diesen kurzen Schlagabtausch. „Wenn ich mal eben eure Aufmerksamkeit auf das Corpus Delicti lenken dürfte … So weit ich das bislang von hier aus einsehen konnte, befindet sich der oder die Tote auf dem Fahrersitz. Was mir etwas merkwürdig vorkommt, ist, dass die Leiche so schön aufrecht sitzt. Normalerweise kommt bei so einem Brand irgendwann der Airbag raus. Der hätte sie dann eigentlich zur Seite drücken müssen. Seht ihr?“

      Krause deutete auf einen der Wagen so ziemlich in der Mitte der Brandstelle. Aber so sehr sich Thamm auch bemühte, in all dem Qualm und umherflirrenden Licht konnte er nicht erkennen, wie es in dem Auto aussah. Um Krauses Einblick stand es wohl auch nicht besser, denn nun beendete er seine Ausführungen mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Aber vielleicht ist der Airbag auch gar nicht gekommen, wer weiß“, meinte er nur.

      Thamm aber hatte genug vom Warten. Ohne auf irgendeine Erlaubnis zu warten, marschierte

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