"Und für mich ist es das ganze Leben, das auf dem Spiel steht". Christina Seidel

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      Christina Seidel

      »Und für mich

      ist es das ganze

      Leben, das auf dem

      Spiel steht …«

      Marie Curie – ihr Leben

      in Tagebüchern und Briefen

      mitteldeutscher verlag

      »Oberstes Prinzip:

      Sich nicht unterkriegen lassen,

      nicht von den Menschen

      und nicht von den Ereignissen.«

       Maria Skłodowska, November 1888

      Inhalt

       Cover

       Titel

       Zitat

       Die Kindheit und Jugend (1875–1891)

       In Paris (1891–1906)

       Ohne Pierre (1906–1911)

       Die Menschheit braucht auch Schwärmer (1912–1934)

       Anhang

       Zeittafel zum Leben von Marie Curie

       Berühmte Wissenschaftler zu Lebzeiten von Marie Curie

       Glossar

       Verwendete Literatur

       Abbildungsverzeichnis

       Zur Autorin

       Dank

       Impressum

       Die Kindheit und Jugend

       (1875 – 1891)

      Wer das Leben von Marie Curie, Trägerin zweier Nobelpreise, verstehen will, muss die geschichtlichen Zusammenhänge kennen und sollte wissen, dass das 19. Jahrhundert eine Zeit voll wissenschaftlicher Entdeckungen war, die mit ihren Folgen das Leben der Menschen nachhaltig prägten und auch heute noch prägen.

      Polen hatte sich seit dem 16. Jahrhundert zur größten Nation Europas entwickelt. 1867 jedoch, als Maria Skłodowska in Warschau geboren wurde, war es bereits seit zweiundfünfzig Jahren von der Landkarte gelöscht. Nach dem Sturz Napoleons 1815 teilten die Siegermächte Europa beim Wiener Kongress neu auf. Polen in drei Provinzen. Seine Schwäche nach dem Koalitionskrieg machten sich Russland, Österreich und Preußen zunutze.

      Das Herzogtum Warschau fiel an Russland und unter der Zarenherrschaft ging es der polnischen Bevölkerung besonders schlecht. Sie wehrte sich. Vergebens. Im 19. Jahrhundert zweimal. Im November 1830 und im Januar 1863. Beide Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Marias Großvater Józef hatte im ersten Aufstand in der Artillerie mitgekämpft, war von Kosaken gefangen genommen und 140 Meilen zu Fuß zurück nach Warschau getrieben worden. 1832 wurde, nur ein paar hundert Meter von Marias Geburtshaus in der Fretastraße entfernt, die Warschauer Zitadelle als Sitz des Kriegsgerichtes und Gefängnisses errichtet. Dort saß der Bruder ihrer Mutter, auch einer der Rebellen, bevor er zu vier Jahren Haft in Sibirien verurteilt wurde. Marias Schulweg führte sie später jeden Tag an diesem Gefängnis vorbei.

      Hunderttausende Polen mussten 1864 ins Exil, auch Zdzisław Skłodowski, der Bruder von Marias Vater, Leutnant der Kavallerie, war nach Frankreich geflohen.

      Auf Zar Alexander II. wurden mehrere Attentate verübt. Mit Dynamit kannte man sich bereits aus. 1863, im Jahr des zweiten Aufstandes der Polen, hatte sich der schwedische Chemiker Alfred Nobel seine folgenreiche Erfindung des Sprengstoffs patentieren lassen. Folgenreich auch für Maria, deren späteres Leben sonst vermutlich anders verlaufen wäre.

      Neunzehn Jahre später gelang durch eine Sprengbombe das Attentat auf den Zaren. Sein Nachfolger wurde Alexander III. Für die polnische Bevölkerung änderte sich fast nichts.

      Unter der oppositionellen Jugend verbreitete sich die Auffassung, inspiriert von dem französischen Philosophen Auguste Comte und seinem »Positivismus«, dass man sich nicht durch Verschwörung, Terror oder Bombenattentate von der zaristischen Vorherrschaft befreien kann, sondern nur durch Intelligenz und fleißige Arbeit. Genauso wichtig sei es, die Bildung des einfachen Volkes zu fördern.

      Auch Maria schloss sich als junges Mädchen dieser Bewegung an und unterrichtete heimlich Bauernkinder.

      1881 brachte Alexander Swietochowski in Warschau die Wochenzeitschrift »Prawda« heraus. In einem ersten Artikel kritisierte er die »Salon-Erziehung« für höhere Töchter und schlug vor, sie stattdessen Mathematik und Naturwissenschaften studieren zu lassen. Bloß wo? Die Warschauer Universität war bereits 1830 geschlossen worden und als sie wieder geöffnet wurde, durften dort nur Männer studieren.

      Aber es gab Menschen in Warschau, die gegen diese Diskriminierung vorgingen. Eine von ihnen war Jadwiga Dawidowa, die, verborgen vor russischen Spionen, in der Stadt eine Akademie für Frauen organisierte. Der Unterricht erfolgte in Privatwohnungen von Wissenschaftlern und Philosophen. Unter dem Namen »Fliegende Universität« fanden auch Veranstaltungen im Museum für Industrie und Landwirtschaft statt, das Marias Cousin Józef Boguski leitete und in dem sie später ihre ersten Laborversuche durchführte.

      1882 gründete Ludwik Waryński, ein Freund von Marias zukünftigem Schwager, in Warschau die erste polnische Arbeiterpartei. Er wurde von der zaristischen Geheimpolizei verhaftet und nach einem Prozess zu sechzehn Jahren Haft auf der Festung Schlüsselburg, einer Insel nahe St. Petersburg, verurteilt. 1889 starb er während seiner Festungshaft an Tuberkulose.

      Marias

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