Andere Häfen. Christopher Ecker

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Andere Häfen - Christopher Ecker

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hätte man sich die Mühe gemacht, meine Verhöre gründlicher zu lesen. Hat dieser Alte auf der Veranda nicht den entscheidenden Hinweis gegeben? „Da war dieses Mädchen“, sagte er – und verschwand im Gleißen. Ich komme erst wieder zu mir, als ich im Wagen südwärts fahre. Neben mir, sehe ich, sitzt mein Partner, er wirkt verkatert, hat einen Kranz auf dem Schoß, einen Kranz, wie man ihn auf Gräber legt. Aber denken Sie, ich könnte ihn fragen, wieso er den Kranz auf dem Schoß hat? Kaum sehe ich den Kranz, vergeht mein Partner, dessen Namen ich mir nie merken kann, mitsamt dem verdammten Kranz im Gleißen, und dabei ist der Fall denkbar unkompliziert. Eine mächtige Familie vertuscht etwas. Ich stehe unter der Dusche und kalt rinnt das Wasser über mein Gesicht. Männer treffen sich unter einer Brücke. Einer hat in einem Pappkarton etwas Unsägliches dabei. Ich spreche mit der Vernarbten. Sie raucht Kette und weiß mehr, als sie zugibt. „Wenn Sie so weitermachen“, sagt jemand, der offenbar mein Vorgesetzter ist, „dann – was ist das? Was geht hier vor?“ – „Es wird umgeblättert“, würde ich ihm gerne sagen, kann es aber nicht, denn es ist nicht vorgesehen, und wieder sitze ich mit meinem Partner auf dem Pier. Er hat Eheprobleme und redet und redet und wieder fahren wir zu einem Einsatz. Wieder Verhöre. Wieder stehe ich unter der Dusche. Wasser ist das Gegenteil von umblättern. Und wieder sitze ich an der Bar und sehe mich nach Frischfleisch um, nun ja … nun wird alles langsam, nun schläft mein Leben regelrecht ein – verstehen Sie? –, nun kommt, während ich eine weitere Kellnerin ins Motelzimmer mitnehme, Ruhe, kommt endlich die lang ersehnte Ruhe, und wir vögeln und das Gleißen bleibt aus, und ich muss weitervögeln, darf nicht aufhören, diese Frau, die ich nicht kenne und nicht kennen will, zu ficken, denn sobald ich aufhöre, füllt das Gleißen das Zimmer, dieses Gleißen, das mir für einen kurzen Moment der Offenbarung die Details zeigt, die Fliegenscheiße auf den Säbeln des Ventilators, die Brandmale auf der Überdecke, die überschminkten Mitesser auf den Nasenflügeln der Frau, den Titel des Buchs auf dem Nachttisch – und schon wird wieder umgeblättert.

      IN DUNKLEN BRAUNTÖNEN

      Um den Schülern die Lebensbedingungen der Arbeiterschaft während der Industrialisierung zu verdeutlichen, erzähle ich gerne von den Schlafgängern, also denjenigen Menschen, die ein Bett für die Stunden mieteten, in denen der eigentliche Bettbesitzer arbeiten ging. Der eine hat Tagschicht, der andere hat Nachtschicht und das Bett ist somit immer belegt, immer warm. Gerne würde ich folgenden Film sehen. Ein Arbeiter vermietet das Bett in seiner Kammer an einen Schlafgänger. Eines Abends kommt er nach Hause und sein Bettmieter macht keine Anstalten aufzustehen. Der Arbeiter trinkt einen Krug Bier, den er sich aus der Wirtschaft mitgebracht hat, zieht den Mantel aus und kriecht zu dem anderen ins Bett. „Mach mal Platz!“, sagt er ruppig oder: „Rück mal ein Stück!“ Als er am nächsten Tag von der Arbeit kommt und erschöpft sein Bier in der dunklen Kammer trinkt, wird ihm bewusst, dass der Schlafgänger noch immer im Bett liegt. Er rutscht nicht zur Seite, als der Arbeiter zu ihm ins Bett kriecht und bewegt sich die ganze Nacht über nicht. Erst in den Morgenstunden kommt dem Arbeiter der Verdacht, dass der Schlafgänger gestorben ist. Erwähnte ich bereits, dass es Winter ist? Dass das Fenster blind von Eisblumen ist? Der Arbeiter pustet sich in die Hände, wirft den Mantel über und verlässt die Wohnung. Nun müsste erklärt werden, wieso er nichts tut, mit niemandem spricht, auch nicht mit der Zimmerwirtin, sondern sich Nacht für Nacht zu dem verwesenden Leichnam ins Bett legt. Tut er es aus Faulheit? Aus Trägheit? Weil er längst aufgegeben hat? Jedenfalls kriecht er Nacht für Nacht in ein Bett, das sich längst in einen Morast der Fäulnis verwandelt hat, in eine von Maden wimmelnde dickflüssige Soße, die auf den Boden schwappt, wenn man sich umdreht, und Fäden zieht, wenn man sie versehentlich mit der Hand oder der Wange berührt, eine puddingartige Substanz, die sich kaum mit dem Krug aus dem Bett schöpfen lässt. Der Film müsste Überlänge haben und in dunklen Brauntönen gehalten sein. Keine Musik! Und ganz wichtig: Der Hauptdarsteller sollte einem irgendwie bekannt vorkommen, ohne dass man genau sagen könnte, wo zuvor man ihn schon gesehen hat.

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