Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 1 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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möchte dich um einen Gefallen bitten, Julia. Ich habe mich hier mit einem Mädchen namens Hillary angefreundet, das sich für das nächste Semester an unserer Uni einschreiben lassen will. Sie kann vorübergehend meine Wohnung haben, bis sie eine andere Unterkunft gefunden hat. Bist du so gut und erwartest sie dort und gibst ihr den Schlüssel? Sie wird morgen gegen fünfzehn Uhr eurer Zeit landen und nimmt dann ein Taxi vom Flughafen.«

      »In Ordnung, ich werde sie in Empfang nehmen«, versprach Julia.

      »Du bist ein Engel«, sagte Anette dankbar. »Wie geht’s dir denn so? Du hörst dich trotz der späten Stunde ganz munter an.«

      »Es geht mir besser, Anette. Ich arbeite wieder, und ich bin auch nicht mehr so allein.« Von einer neuen Liebe zu sprechen erschien ihr noch verfrüht, obwohl ihr Herz voll war. Das ließ sich nicht so leicht dahinsagen in einem kurzen Telefonat.

      Noch ein paar Worte hin und her, und sie legte auf.

      Am nächsten Tag kaufte sie ein wenig ein für die junge Amerikanerin, die da kommen sollte und stellte den Kühlschrank an. Sie brauchte nicht lange zu warten, bis sie sie in Empfang nehmen konnte. Hillary war ganz glücklich, und aufgeregt war sie auch, da sie nun zum ersten Mal in Europa war und soviel Neues auf sie zukommen würde.

      Sie sprach deutsch mit starkem Akzent, den sie hier bald loswerden wollte, wie sie versicherte. Von Anette berichtete sie, von ihren Studien und ihren Vergnügungen, während sie zusammen einen Tee tranken, den Julia bereitet hatte. So vergingen ein, zwei Stunden rasch.

      »So, jetzt werde ich Sie alleinlassen, damit Sie auspacken und sich häuslich einrichten können«, sagte Julia schließlich. »Ich denke, daß Sie sich hier wohl fühlen werden, Hillary, und sich bald zurechtfinden in der fremden Stadt. Wenn Sie mit irgend etwas nicht klarkommen, rufen Sie mich an. Dann helfe ich Ihnen.«

      Hillary umarmte sie beim Abschied und küßte sie auf beide Wangen. »Anette hatte mir schon erzählt, daß sie eine ganz süße Kusine hat. Danke, daß Sie mich so lieb empfangen haben.«

      Mit dem Lift fuhr Julia hinunter. Sie verließ das Hochhaus und überquerte die Straße. Hier in der Nähe war die Kanzlei von Mathias. Ob er noch bei der Arbeit war? Unmerkbar umspielte ein weiches Lächeln ihren Mund. Doch als sie einen Blick hinüberschickte, erstarrte sie…

      Vor dem Eingang des Geschäftshauses stand Mathias mit einer jungen Frau. Sie schienen sehr vertraut miteinander zu sein. Sie stand dicht neben ihm und rieb den rotlockigen Kopf an seiner Schulter. Dann gingen sie zusammen fort, sie an seinen Arm gehängt und ihre Schritte den seinen anpassend. Wie zwei, die zusammengehörten.

      Julia war wie vor den Kopf geschlagen, wie betäubt. War das derselbe Mann gewesen, der zu ihr gestern noch von Liebe gesprochen und sie geküßt hatte? Küßte er jetzt eine andere, war er gar nicht allein? Aber so konnte ein Mensch doch nicht lügen! Warum denn sollte er ein grausames Spiel mit ihr getrieben haben?

      Sie fuhr nach Hause, ging sinnlos in ihrer Wohnung herum, rückte hier an einer Vase, dort an einem Kissen. Ihr kleiner Hund hielt sich dicht bei ihr, erwartungsvoll zu ihm emporsehend. Ging Frauchen denn nicht mit ihm Gassi, wo er doch brav ein paar Stunden alleingeblieben war?

      »Ja, gleich, Olli«, sagte Julia abwesend.

      Was sie dann dazu trieb, Mathias anzurufen, hätte sie später nicht zu sagen gewußt. Einfach irgend etwas unternehmen, das war es wohl.

      Der Ruf ging zweimal ab, dann meldete sich eine helle Frauenstimme: »Ja – hallo –«

      Julia warf den Hörer zurück, als brenne er wie Feuer in ihrer Hand.

      »Komm, Olli.« Sie griff nach der Hundeleine und ging mit ihm hinunter.

      *

      »Ich habe hier unten auf dich gewartet«, hatte Kerstin gesagt. »Ich will nicht, daß du böse mit mir bist.«

      »Ich bin nicht böse mit dir«, antwortete Mathias. »Ich hätte dich heute abend sowieso angerufen.«

      »Weißt du«, sprach sie weiter und lehnte ihr Gesicht vertraulich gegen ihn, »wir hatten immer entsetzlich viel zu tun im Büro, es ist doch Hochsaison. Zum Tennisspielen bin ich auch nicht mehr gekommen. Es war soviel anderes los.«

      »Ist ja gut, Kerstin. Wir müssen einmal miteinander reden.«

      »Ja«, sagte sie eifrig. »Fahren wir zu dir?«

      »Ich habe heute meinen Wagen nicht.«

      »Meiner steht in der Herderstraße. Komm!« Und sie hängte sich bei ihm ein. Kaum waren sie in seiner Wohnung, da schlang sie beide Arme um seinen Hals und drängte sich an ihn. Sacht schob Mathias sie von sich. Er führte sie zum Sessel und setzte sie wie eine Puppe hinein.

      »Kerstin«, begann er, »wir wollen klare Verhältnisse schaffen. Es hat sich doch in letzter Zeit einiges zwischen uns geändert.«

      »Puh«, unterbrach sie ihn, »mach nicht so ein ernstes Gesicht. Das mit Jochen, das hat weiter nichts zu bedeuten. Daß ich mal mit ihm ins Wochenende gefahren bin, das war mehr – ach, es hatte sich gerade so ergeben«, tat sie die Sache mit einer Handbewegung

      ab.

      Mathias wußte das nicht. Daß sie es ihm so ungeniert erzählte, machte es ihm leichter.

      »Wir brauchten uns nicht aneinander gebunden zu fühlen, Kerstin, denn wir hatten uns nie etwas versprochen«, meinte er.

      Sie seufzte. »Leider. Ich hätte es schon ganz gern anders gehabt, Mathias. Die anderen Typen können dir doch nicht das Wasser reichen.« Dabei waren ihre Augen groß zu ihm aufgeschlagen.

      »Aber gib es doch zu, Kerstin«, sagte Mathias sanft, »daß ich oftmals zu ernsthaft für dich war und in deine Kreise nicht so recht paßte. Eure Amüsements liegen mir nicht, und auf die Dauer wäre das doch nicht gutgegangen mit uns.«

      »Ja, vielleicht«, stimmte sie kleinlaut zu. »Soll es deshalb jetzt aus sein zwischen uns?«

      »Ich habe eine Frau kennengelernt, Kerstin, mit der ich mich tief verbunden fühle«, bekannte Mathias.

      »Ach so…« Ihr hübsches Gesicht nahm einen betrübten Ausdruck an. »Die du liebst?« fragte sie mit dünner Stimme.

      Mathias nickte stumm. Ein kleines Schweigen entstand zwischen ihnen. Kerstin zupfte an ihren Armbändern. Mathias trat auf sie zu und strich ihr sacht mit dem Handrücken über die Wange. »Du wirst doch nicht weinen«, sagte er leise.

      Kerstin schüttelte heftig den Kopf. Dann sprang sie auf. »Könnte ich jetzt was zu trinken haben?«

      »Was du willst. Entschuldige, daß ich dir noch nichts angeboten habe.«

      »Ein Glas Sekt, ja?«

      Er sah sie an. Sekt – für eine Abschiedsszene?

      Aber sie lächelte ihm zu. »Ich bin schon okay, Mathias. Ich hab mir keine Illusionen gemacht. – Hast du was kalt?«

      Mathias ging in die Küche, nahm eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und machte sich daran, sie zu öffnen. Als das Telefon läutete, kam er ins Wohnzimmer zurück, aber da hatte Kerstin sich schon gemeldet. »Aufgelegt«, sagte sie, den Hörer in der Hand haltend.

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