Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 1 – Familienroman - Gisela Reutling Mami Staffel

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      »Ja, als das Gespräch mal darauf kam. Wissen Sie, was er gesagt hat? Uiij«, er ahmte den kindlichen Tonfall nach, »die möchte ich auch mal sehen, die sich solche feinen Geschichten ausdenkt.«

      »Wie alt ist Ihr Neffe denn?«

      »Fünf. Wir sind ganz dicke Freunde. Ich bin öfter bei meiner Schwester, ich verstehe mich auch mit meinem Schwager gut. Sie haben auch noch ein kleines Mädchen, eine Ulrike.«

      »Sie mögen wohl Kinder«, warf Julia ein.

      »Ja, sehr. Wie gerne hätte ich eigene.« Er wurde ernst. »Aber die einzige Frau, die ich mir für immer an meiner Seite gewünscht hätte, ist leider gegangen. Zurück in ihr Sonnenland, wo sie sich glücklicher fühlte als hier. Sie war Brasilianerin.«

      Sekundenlang schwieg sie. Daß doch ein jeder sein Leid zu tragen hat, ging es Julia durch den Sinn.

      »Wie geht es Ihrem Florian?« erkundigte sich Mathias schließlich

      Julia hob die Schultern. »Ganz gut«, antwortete sie. »Er freut sich, wenn er bei mir ist, an den Wochenenden, die mir von höchster Seite zugebilligt wurden, und er geht auch gerne wieder zu seinem Vater zurück.«

      »Erstaunlich.« Mathias wiegte den Kopf. »Ich meine«, verbesserte er sich schnell, »es ist natürlich ein großer Vorteil, daß er nicht unter einer Zwiespältigkeit leidet, wie so manches Scheidungskind. Er muß psychisch recht stabil sein.«

      »Wenn Sie es so nennen wollen… Jedenfalls ist Florian ganz unkompliziert. Er würde es wohl auch ohne Schwierigkeiten hinnehmen, wenn sein Vater wieder heiratete«, schloß sie mit gesenkten Lidern.

      »Steht das denn in Aussicht?« fragte ihr Begleiter.

      »Möglich ist alles. Allein wird er bestimmt nicht bleiben.«

      Mathias umfing Julia mit einem langen Blick. Sie sah so zart, so schutzbedürftig aus. Ein Gefühl schlich sich in sein Herz, das er kaum zu deuten wußte. Um von dem Thema, das ihre Züge so verschattet hatte, abzulenken, sagte er mit veränderter Stimme: »Hätten Sie nicht Lust, mal einen Ausflug zu viert zu machen, an einem schönen Frühlingssonntag zum Beispiel, Frau Rodenbach?«

      Julia blickte auf. »Zu viert…«

      »Ja, mit Ihrem Florian und mit Benjamin, der doch höchst daran interessiert ist, die JULIA persönlich kennenzulernen.«

      Darüber mußte Julia lächeln. »Was stellt sich so ein kleiner Junge denn darunter vor?«

      »Oh, ich habe ihm schon gesagt, daß Sie jung und hübsch sind«, lächelte Mathias zurück.

      »Hübsch…« Ihr Lächeln erlosch. Sie strich sich das Haar an der Schläfe zurück, es war eine Geste ohne jede Koketterie. »Das war ich vielleicht mal, als mein Leben noch in Ordnung war.« Sie sah auf ihren kleinen Hund, der bettelnd eine Pfote hob, und sie gab ihm eins von den Plätzchen, die ihnen zum Kaffee serviert worden waren.

      Mathias schaute ihr zu.

      »Olli nehmen wir natürlich mit«, sagte er.

      »Wohin?« fragte Julia etwas abweisend.

      »Auf unseren Ausflug«, antwortete Mathias. »Die Buben werden ihren Spaß daran haben. Ich rufe Sie an, wenn der Wetterbericht Sonne verspricht, und Sie werden mir dann hoffentlich keinen Korb geben. Einverstanden?« Seine Hand kam über den Tisch und legte sich leicht über ihre.

      Julia senkte die Lider. War es nicht, als ginge Wärme von dieser leichten Berührung auf sie über? Sie nickte schwach, und sie empfand wieder einmal, daß Mathias Walden es gut mit ihr meinte.

      *

      »Ist das jetzt dein Freund, Mama, mit dem wir wegfahren wollen, Mama? So wie Papa die Jennifer hat?« Fragend sah Florian zu seiner Mutter empor.

      Julia errötete ein wenig. »Nein, mein Schatz, so ist es nicht. Herr Walden ist nur ein Bekannter von mir. Du hast ihn auch einmal kurz gesehen, als wir bei Anette in der Wohnung waren. Später hat er mir den Olli geschenkt, damit ich nicht so allein bin.«

      »Das war aber nett von ihm«, befand Florian und nahm das

      Hündchen auf den Arm, um es hinterherzutragen.

      Mathias war schon aus dem Wagen gestiegen, sein kleiner Neffe folgte ihm, erwartungsvoll sah er Julia entgegen.

      »Hallo, Benjamin«, sagte sie, nachdem sie Mathias Walden begrüßt hatte. »Ich habe gehört, daß du ein eifriger Hörer des Kinderfunks bist.«

      »Hmhm. Nur müßten mehr von Ihren Geschichten kommen, die sind nämlich am schönsten.« Mit glänzenden Augen sah er sie an. Braun waren sie, wie die seines Onkels. »Schreiben Sie auch mal was, wo ich, der Benjamin, drin vorkommt? Das fänd’ ich lustig.«

      »Darüber läßt sich reden«, gab Julia in scherzhaftem Ton zurück. Sie stiegen ein, die Jungen auf den Rücksitz, Olli nahmen sie zwischen sich.

      Sie wollten zur ›Alten Mühle‹ fahren, einem Ausflugsrestaurant, wo man heute, bei schönstem Frühlingssonnenschein, draußen würde sitzen können.

      Während der Wagen auf der Landstraße dahinglitt, hörten Julia und Mathias den Reden der Kinder zu, die rasch vertraut miteinander wurden.

      »Ich hätte auch gern einen Hund«, sagte Benjamin. »Aber solange mein Schwesterchen noch so klein ist, will meine Mama das nicht.«

      »Ich hab den Olli ja auch nicht immer, nur wenn ich grad mal bei meiner Mama bin. Bei meinem Vater im Haus gibt’s keinen.«

      »Wieso?« fragte Benjamin etwas verwirrt. »Wohnen deine Eltern denn nicht zusammen?«

      »Nö, die sind doch geschieden«, antwortete Florian.

      »Oh!« machte Benjamin erschrocken. »Das muß aber schlimm für dich sein.«

      »Och, eigentlich nicht.« Florian zuckte die Achseln. »Zuerst war’s schon komisch. Da war ich ziemlich durcheinander. Aber das ist lange her. Da war ich auch noch kleiner. Jetzt ist es so auch ganz schön.«

      Benjamin blieb stumm. Sein Onkel sah im Rückspiegel, daß er mit verwundert-nachdenklichem Gesicht den Worten des anderen nachlauschte. Er würde es nicht so hinnehmen wie dieser Florian, ging es ihm durch den Sinn. Benjamin war zart besaitet. Nur gut, daß da keine Gefahr bestand, daß seine heile Welt in Stücke brechen könnte. Die Ehe seiner Schwester war glücklich.

      Julia hatte indessen mit blasser Miene seitlich zum Fenster hinausgesehen. Er fand es ›ganz schön‹, ihr Florian, so, wie es war. Aber das wußte sie ja. Und wieder sagte sie sich, daß es besser so war, als wenn er ein unglückliches Kind wäre.

      Als sie ihr Ziel erreichten, waren noch nicht allzuviel Sonntagsausflügler da. Die kamen erst später am Nachmittag, da hatten sich die Jungs schon an Kuchen und Eis gütlich getan. Nun sollten sie sich bewegen, und auch die Erwachsenen verlangte es nach einem Spaziergang. Florian und Benjamin sprangen mit Olli voraus. Da war das alte Mühlrad am rauschenden Bach, daran führte ein Weg entlang zu einem Laubwald im frischen Grün.

      »Wie unbefangen Kinder doch miteinander umgehen«, lächelte Mathias, mit einem Blick

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