Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Fellbacher fürchtete um sein Ansehen und seine politische Karriere. Angefangen hatte alles schon vor Wochen. Damals erhielt Pfarrer Zandler Besuch von einem alten Mann aus Kirchwalden, einem ehemaligen Schmied. Um seine spärliche Rente aufzubessern, machte dieser Reparaturarbeiten und kleine Schmiedearbeiten in seiner häuslichen Hobbywerkstatt. Der über Achtzigjährige hatte Pfarrer Zandler nicht gebeichtet, sondern nur seine Bedenken anvertraut. Er war nämlich von einem Kunden gebeten worden, nach Vorlage ein Siegel herzustellen. An sich war das nichts Besonderes, denn viele Familien ließen sich in letzter Zeit für private Zwecke ein Familiensiegel machen. Doch dann erinnerte sich der alten Schmied an das Siegel von Waldkogel. Die Ähnlichkeit war sehr groß, der Unterschied von einem Laien kaum zu bemerken. Der alte Schmied hatte beiläufig erfahren, dass sein Kunde sich das Motiv als Marke hatte schützen lassen. Das beunruhigte den alten Mann sehr. Pfarrer Zandler war darüber auch sehr erstaunt gewesen, als er es gehört hatte.

      Wie konnte so etwas geschehen?

      Jedenfalls führte Pfarrer Zandler mit dem Bürgermeister ein vertrautes Gespräch. Daraufhin suchte Bürgermeister Fellbacher nach den amtlichen Unterlagen, die das Wappen mit den beiden Dreiecken, einem dunklen und einem hellen im Wappenschild, amtlich beschrieben und deshalb verbindlich waren. Bürgermeister Fellbacher wollte beim Amt für Markenschutz dagegen vorgehen. Doch im Rathaus gab es keine amtliche Urkunde darüber, keine Dokumente. Sie waren nicht auffindbar.

      Waren sie verloren gegangen? Waren sie gestohlen worden?

      Diese und weitere Fragen bereiteten dem Bürgermeister seit Wochen Kopfzerbrechen. Sicher waren im letzten Jahrhundert alle Gemeindewappen und Siegel in der staatlichen Wappenrolle eingetragen worden. Doch darüber waren keine Unterlagen zu finden. Toni begriff, dass die Gemeinde Waldkogel nicht amtlich belegen konnte, dass das Siegel mit dem Wappen wirklich mit Fug und Recht Amts­charakter hatte.

      Zuerst hatte Toni versucht, auf Fellbacher einzureden und ihn zu beruhigen. Es war vergebliche Mühe gewesen. Obwohl die Regis­trierung der Wappen von seinem Vorgänger und dessen Vorgänger veranlasst worden war, fühlte sich Fellbacher dafür verantwortlich. Er lehnte es auch ab, mit der übergeordneten Behörde zu reden. Er glaubte, dass dies einen Makel, vielleicht sogar das politische Aus für seine Karriere bedeuten könnte. Toni verstand Fellbacher. Es würde mit Sicherheit an die Öffentlichkeit dringen, dass im Rathaus von Waldkogel eine solche Unordnung herrschte, dass sogar wichtige Urkunden und Dokumente unauffindbar waren.

      Toni grübelte nach. War es ein Diebstahl? Wem von den Angestellten im Rathaus war so eine freche Tat zuzutrauen? Die einzige Spur führte zu Ruppert Schwarzer, auch wenn es im Augenblick reine Spekulation war. Diese Möglichkeit wurde von der Tatsache untermauert, dass Ruppert Schwarzer vor Jahren ein Haus vom Neffen des alten Ludwig Moderer gekauft hatte, der Bürgermeister von Waldkogel gewesen war. Den Kauf dieses Bauernhofes, der lange Jahre nach dem Tode des alten Moderers leer stand, durch Ruppert Schwarzer, konnte damals nicht verhindert werden. Der renovierte Hof wurde von einem von Schwarzers Mitarbeitern bewohnt, der auch im Gemeinderat saß, von Franz Huber. Er war dessen Strohmann und hinterbrachte seinem Chef alle Interna.

      Die Verbindung von Ruppert Schwarzer zu dem ehemaligen Hof von Ludwig Moderer heizte Fritz Fellbachers Phantasie so an, dass es nach Tonis Meinung schon an Verfolgungswahn grenzte.

      »Mei, Toni! Amtskette, Amtssiegel und Urkunde, dafür stehe ich gerade!«

      Toni hörte Fellbachers aufgeregte Stimme im Ohr, als sitze dieser neben ihm am Kamin.

      Toni, Anna und Pfarrer Zandler hatten beschwichtigend auf Fellbacher eingeredet. Dieser hatte bereits mit einem Anwalt seines

      Vertrauens gesprochen. Um gegen die markenrechtliche Anerkennung vorzugehen, genügte auch eine Kopie aus der Wappenrolle, hatte der Anwalt gesagt. Sollte es zum Prozess kommen, würde er die Wappenrolle des Staates als Beweisgrundlage zur Einsicht des Gerichtes vorlegen lassen. Sobald eine Kopie der amtlichen Wappenrolle vorliegen würde, wollte der Anwalt tätig werden.

      So waren Fellbacher und Pfarrer Zandler auf die Idee gekommen, dass Anna versuchen könnte, eine Kopie aus der Wappenrolle zu erhalten. Schließlich war sie Bürgerin von Waldkogel. Beide trauten Anna zu, dass sie das bewerkstelligen könnte, ohne dass jemand Verdacht schöpfen würde.

      Anna erklärte sich dazu bereit. Sie hatte auch gleich eine Geschichte parat, falls sie etwas begründen sollte, nämlich Ahnenforschungen für Freunde in Amerika. Außerdem wollte sie Sebastian mit auf das Amt nehmen. Wenn ein Bub dabei ist, der sich für Wappen und Wappenkunden interessierte, würden vielleicht keine Fragen gestellt werden.

      Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt. Toni trank sein Bier aus. Er gähnte. Es war Zeit ins Bett zu gehen.

      Welch eine verdrehte Geschichte, dachte Toni. Er verstand Fritz Fellbachers Angst vor einem Skandal nur zum Teil. Fellbacher war seit Jahren Bürgermeister. Er hatte sich nichts zu schulden kommen lassen. Warum er in die Defensive ging, verstand Toni nicht ganz. Wer kontrollierte schon, ob alle Urkunden und jeder Schriftverkehr auch vollständig waren?

      Vielleicht tauchte die Urkunde wieder auf, überlegte Toni. Vielleicht ist es damit genauso wie mit anderen Dingen, die gesucht werden im täglichen Leben. Wird etwas gesucht, wird es nicht gefunden. Kaum sucht man nicht mehr danach, fällt es einem in die Hände. Diese Erfahrung hat doch jeder schon einmal gemacht, dachte Toni.

      Toni stand auf, brachte seinen Bierseidl in die Küche und ging ins Schlafzimmer.

      »Hast du jetzt deine Gedanken geordnet, Toni?« fragte Anna.

      »Du schläfst noch nicht?«

      »Du weißt doch, dass ich erst einschlafen kann, wenn du neben mir liegst, Toni. Bist du zu einem Ergebnis gekommen?«

      Toni zog sich aus und kam ins Bett.

      »Ja, ich bin zu einem Ergebnis gekommen. Wir werden dem Fellbacher helfen, eine Kopie aus der Wappenrolle zu erhalten. Warum er sich so aufregt, verstehe ich nicht ganz, Anna. Wenn der alte Mann nichts gesagt hätte, wenn es ihm nicht aufgefallen wäre, dann hätte Fellbacher nie nach dem Dokument gesucht und alles wäre in schönster Ordnung. Mei, Anna, es bringt nichts, sich verrückt zu machen.«

      »Da stimme ich dir zu, Toni! Aber es kann doch sein, dass jemand nur will, dass Fellbacher unruhig wird und einen Fehler macht, der ihn das Amt kostet. Das wäre für die Opposition ein gefundenes Fressen. Ich stimme dir zu, Toni. Es ist eine doofe Sache. Da ist etwas an die Oberfläche gekommen, was völlig unnötig ist. Gehe morgen noch mal bei Fellbacher vorbei. Rede mit ihm, Toni. Er soll die Sache nicht so ernst nehmen. Es ist im Leben doch oft so, dass es Dinge gibt, die sich von selbst erledigen. Außerdem steht Waldkogel unter dem Schutz der Engel vom ›Engelssteig‹.«

      Anna kuschelte sich in Tonis Arm.

      »Gute Nacht, Toni«, sagte sie.

      »Gute Nacht, Anna! Ich liebe dich!«

      Sie küssten sich.

      *

      Es war schon nach Mitternacht. In der Szenebar im Bankenviertel der Frankfurter Innenstadt herrschte gedämpftes Licht. Ein Klavierspieler spielte leise Musik auf einem großen roten Flügel. Männer in Designeranzügen, Seidenhemden und handgearbeiteten Schuhen, die dicke protzige Uhr am Handgelenk, schlürften Cocktails. An ihrer Seite setzten sich Frauen in extravaganten Kleidern und extrem hochhackigen Sandaletten ins Blickfeld.

      In einer Nische saß eine Gruppe aus mehreren Männern und Frauen, die Männer waren dabei in der Überzahl.

      »Fabian,

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