Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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wie ihr heiß und heißer wurde. Sie kühlte sich wieder das Gesicht.

      »Also, wenn du dich setzen willst, dann gern!«

      Ein alter Mann kam dazu.

      »Des ist der Hubertus Basler, mein Vater! Vater, des Madl heißt Saskia!«

      »Grüß Gott, Saskia! Bist zu Besuch in Waldkogel?«

      »Ja, das bin ich!«

      »Gefällt die der Ort?«

      »Ja, ich finde Waldkogel sehr schön, Herr Basler!«

      »Des ist schön! Aber man sagt hier net Herr Basler. Ich bin der BaslerBauer!«

      »Gut, dann Grüß Gott, Basler-Bauer!«

      In Saskias Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Da standen die beiden Männer vor ihr wie aus dem Bilderbuch, ein alter und ein junger Mann, zwei urige Typen. Eine Reportage über das Leben der beiden, das würde dem alten Verleger bestimmt gefallen. Wenn ich die Armbanduhr übersehe, die Florian trägt, könnte ich denken, ich sei in ein Zeitloch gefallen. Die beiden sind so urig und könnten aus einem anderen Jahrhundert stammen, dachte Saskia.

      »Florian, willst des Madl net bitten, mit uns später die Vesper einzunehmen?«

      »Oh ja!«

      Florian strahlte Saskia an.

      Sein Vater bemerkte, wie der Sohn das Madl betrachtete und nach passenden Worten suchte. So sagte der alte Bauer: »Saskia, kannst schon mal in die Hütte gehen. Wir schauen nur noch mal auf der Weide nach dem Vieh.«

      Vater und Sohn steckten die Hände in die Hosentaschen ihrer Lederhose und gingen quer über die Almwiesen.

      Saskia setzte sich erst einmal auf den Brunnenrand und atmete durch. Sie versuchte, ihr Herz zu beruhigen. Es pochte schnell. Es raste, wie es Saskia noch niemals vorher gespürt hatte. Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.

      War es die Möglichkeit einer besonderen Chance auf eine außergewöhnliche Reportage, die sie so verwirrte?

      Oder waren es die blauen Augen von diesem Florian, an die sie wieder und wieder denken musste?

      Ich bin ein Profi, ich will ein Profi sein, wie ein Profi meine Arbeit tun. Ich darf mich durch persönliche Gefühle nicht beeinflussen lassen, ermahnte sich Saskia selbst. Sie erinnerte sich an die Leitsätze, die ihr alter Chef oft gepredigt hatte.

      »Wenn du Erfolg haben willst, Saskia, dann musst du alle Gefühle unterbinden. Reporter sehen Schönes und weniger Schönes. Sie dürfen sich niemals in den Sog der Emotionen hineinziehen lassen. Ein guter Journalist fühlt nichts, er nimmt nicht Anteil. Er bleibt immer neutral. Er ist nur der Beobachter, der Chronist, der alles wiedergibt.«

      Saskia hörte in ihrem Inneren die Stimme ihres Chefs. Doch die Ermahnung half ihr nicht. Sie war fasziniert von den Baslers, hauptsächlich von Florian.

      Was für ein Mann!

      Was für ein kraftvoller Bursche!

      Welche Ausstrahlung!

      Was für strahlend blaue Augen!

      Saskia spürte, wie ihr Herz schneller schlug, wenn sie an ihn dachte. Sie spürte tief in sich, dass sich etwas in ihrem Leben veränderte. Auf der einen Seite war da das hoffnungsvolle Gefühl, ein Gefühl, dem sie nicht nachgeben wollte. Denn es war gefährlich! Es ließ Träume aufsteigen, die Saskia nie zuvor gekannt hatte, Träume nach dem erneuten Blick in diese wunderschönen blauen Augen. Ich muss einen klaren Kopf behalten. Ich darf an Florian nicht als einen Burschen denken. Ich bin nicht zum Urlaub machen hier. Ich will arbeiten. Er ist nur jemand, den ich beschreiben werde. Ich kann ihn interviewen. Ich muss Abstand wahren. Ich muss unbedingt auf Distanz achten. Ich darf persönliches Interesse nicht mit beruflichen Anforderungen vermischen, sonst geht alles schief, ermahnte sie sich selbst.

      Saskia atmete mehrmals hintereinander tief durch. Sie versuchte ruhiger zu werden. Es gelang ihr nur mit Mühe. Sie baute sich eine Eselsbrücke.

      Gut, sagte sie sich. Florians Augen sind besonders schön. Er sieht unglaublich gut aus, wenn auch etwas verwahrlost. Aber dass ich so durcheinander bin, kommt nur daher, dass ich vorhin mit Meta Baumberger über die Theorie der Liebe geredet habe. Und auf dem Weg hierher habe ich zu viel über das Gespräch nachgedacht. Das war nicht gut. Ich bin zum Arbeiten hier. Das ist die Chance meines Lebens. Ich kann den Grundstock für eine glänzende Karriere legen. Deshalb wird mich nichts und niemand davon ablenken. Das wird auch einem Florian Basler mit seinen blauen Augen nicht gelingen. ›Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps‹, dachte Saskia, und beides soll man nicht mischen. Deshalb werde ich mit der Arbeit anfangen.

      Sie stand auf und ging auf die Almhütte zu. Sie stellte ihren kleinen Rucksack mit Proviant auf der Bank vor der Almhütte ab.

      Die Tür stand auf. Saskia trat in den Türrahmen und schaute in das Innere. Durch die kleinen Fenster fiel nur wenig Sonnenlicht herein. Saskia benötigte einen Augenblick, bis sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.

      Die Almhütte bestand aus einem großen Raum, der wohl Küche, Wohn- und Arbeitsraum, war. Im Hintergrund führten zwei Türen in weitere Räume. Saskia vermutete, dass es die Schlafkammern waren.

      »Himmel, wie es hier aussieht!«, flüsterte Saskia völlig entsetzt leise vor sich hin. »Oh Gott!«

      Auf einem Tisch gegenüber dem Ofen stapelte sich schmutziges Geschirr. Saskia vermutete, dass es sich schon Tage dort angesammelt hatte. Fliegen schwirrten herum. In einer nach oben hin offenen Tonne, die einem alten Benzinfass nicht unähnlich war, türmten sich leere Konservendosen. Der Fußboden war sehr schmutzig. Die Farbe der Scheibengardinen konnte Saskia nur erraten. Irgendwann waren sie wohl einmal weiß gewesen.

      Saskia schaute sich weiter um. In einer Ecke stapelten sich verschiedene Kartons. In einer anderen Ecke lag ein Berg schmutziger Wäsche, Hemden, Hosen und Tücher.

      »Himmel, dass es so etwas gibt?«, flüsterte Saskia vor sich hin.

      Das Entsetzen stand ihr im Gesicht.

      Wie kann man so eine schöne Almhütte nur so herunterkommen lassen, fragte sich Saskia.

      »Ich würde nicht glauben, dass es so etwas gibt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde«, flüsterte Saskia vor sich hin.

      Ihr war klar, dass sie keinen Schritt in diese Almhütte setzen würde, noch dort etwas essen. Sie war erschüttert. Sie musste erst einmal nachdenken. Gab dieses Chaos eine brauchbare Geschichte ab?

      Saskia setzte sich auf die Bank vor die Almhütte. Auf dem Tisch, der vor der Bank stand, waren die Essensspuren von mehreren Tagen zu erkennen.

      So leben Menschen normalerweise nicht, überlegte sich Saskia. Sicher, die beiden sind Männer, aber selbst die müssten doch fähig sein, wenigs­tens ein wenig Ordnung und Sauberkeit zu halten. So kann sich doch niemand wohl fühlen!

      Saskia saß eine Weile auf der Bank. Dann verspürte sie Hunger. Sie war Tonis Mutter Meta dankbar, dass sie ihr etwas eingepackt hatte. Die Brote mit Wurst und Käse waren einzeln in sauberes Butterbrotpapier verpackt. Ein Stück Extrakäse am Stück steckte in einem sauberen, frischen Plastikbeutel. Die Thermos­kanne

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