Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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bin ich mir net so sicher, Saskia! Wer war es denn?«

      Saskia errötete wieder.

      »Toni, was bist du so neugierig? Die Frage werde ich dir nicht beantworten. Ein guter Journalist oder eine gute Journalistin gibt niemals ihren Informanten preis. Das widerspricht zutiefst dem publizistischen Ehrenkodex!«

      Toni grinste.

      »So nennt man des? Ich sehe des ein bisserl anders. Wenn der Bursche jung war und ledig, dann wollte er dir damit einen Wink geben. Hat er nicht angeboten, dich zu begleiten?«

      »Toni, jetzt hörst du auf, die gute Saskia weiter so in Verlegenheit zu bringen!«, sagte Anna laut und deutlich.

      »Mei, ich hab‹ eben ein bisserl laut gedacht. Du weißt doch auch, dass die Felswand unterhalb der ›Wolfsgrub‹ ein Platz für Verliebte ist. Warum sollte ein Bursche einem Madl, an dem er kein Interesse hat, von der ›Wolfsgrub‹ erzählen? Des macht für mich keinen Sinn.«

      Toni rieb sich das Kinn. Anna wandte sich an Saskia.

      »Höre nicht auf ihn!«

      Anna nahm Saskia mit in die Küche. Sie bot ihr einen Kaffee an.

      »Sind die Hüttengäste schon schlafen gegangen?«, fragte Saskia.

      »Einige schlafen schon. Eine ganze Reisegruppe hat abgesagt. Sie kommen erst in einigen Wochen. Ich habe nichts dagegen, wenn es etwas ruhiger ist.«

      Anna lächelte Saskia an.

      »So habe ich auch viel mehr Zeit, mich mit dir zu unterhalten. Wie geht es dir? Wie lange bleibst du hier? Wie geht es daheim?«

      »Anna, gleich drei Fragen auf einmal! Also, mir geht es gut, sehr gut! Ich soll euch alle schön von den Eltern und den Großeltern grüßen. Ich werde länger in Waldkogel bleiben.«

      Saskia erzählte Anna von ihrer großen Chance.

      »Das ist ja wunderbar! Dazu kann man dich nur beglückwünschen. Du wirst das schaffen, Saskia!«

      Saskia errötete.

      »Was ist?«, fragte Anna.

      »Ach, Anna, heute Morgen war ich mir noch ganz sicher, dass ich das Zeug habe, eine gute Journalistin zu werden. Aber jetzt bin ich mir überhaupt nicht mehr sicher. Im Gegenteil, ich war noch nie so unsicher, was meine berufliche Zukunft betraf. Ich habe ernsthaft Zweifel, ob ich mich wirklich dazu eigne.«

      Anna schenkte sich einen Kaffee ein. Sie setzte sich zu Saskia an den Tisch.

      »Was du im Augenblick durchmachst, ist die Angst vor dem Erfolg! So etwas gibt es. Du fühlst, dass wenn du Erfolg hast, dass dann eine Menge auf dich zukommt. Du musst immer besser und besser werden. Je erfolgreicher du bist, desto größer sind deine eigenen Erwartungen an dich und die Erwartungen, die von außen auf dich zukommen. Glaube mir, Saskia, ich weiß, von was ich rede. Leider leben wir in einer Gesellschaft, in der sich niemand damit zufrieden gibt, etwas erreicht zu haben. Jeder Erfolg wird nur als eine Stufe einer endlosen Leiter gesehen. Aufsteigen, noch höher hinauf, immer weiter und weiter, so ist es. Bleibt man irgendwo stehen, dann ist es ein Misserfolg.«

      Anna schaute Saskia an.

      »Früher habe ich die Welt auch einmal so gesehen. Ich war eine Getriebene und habe dabei mich fast selbst verloren. Heute bin ich restlos glücklich. Das Leben hat seine täglichen einfachen Pflichten, denen wir hier auf der Berghütte nachkommen. Am Abend sind wir müde und glücklich und freuen uns auf den nächsten Tag. Unser Leben wird bestimmt von der Natur. Bei schönem Wetter kommen mehr Gäste und bei Regenwetter und verhangenem Himmel sind es weniger. Das ist auch gut, dann haben Toni und ich mehr Zeit für uns und die Familie. Nur die Beziehungen zwischen Menschen geben dem Leben den richtigen Sinn, besonders bei den Menschen, die wir innig lieben.«

      Saskia nippte am Kaffee.

      »Ich verstehe schon, was du mir damit sagen willst, Anna. Doch bei mir ist es etwas anderes. In dem Beruf, den ich mache, muss man tief in eine Sache hineinsteigen. Es geht um Hintergründe und Ursachen. Ich muss mit Leidenschaft dabei sein. Doch ich darf dabei keine persönlichen Gefühle haben. Ich muss immer die Distanz wahren. Es ist unerlässlich, dass ich Abstand halte!«

      »Du zweifelst, ob dir das gelingt?«, warf Anna ein.

      »Ja, das tue ich! Ich habe mich wohl hoffnungslos überschätzt.«

      »Das ist nicht schlimm! Um Erfolg zu haben, muss man sich etwas überschätzen, sonst würde man niemals schwierige Aufgaben angehen. Du musst dir keine Sorgen machen, Saskia. Du schreibst einen sehr guten Stil. Deine Briefe sind etwas Besonderes. Ich habe sie alle aufgehoben und lese sie immer wieder gern.«

      »Du hast eine liebe Art, mich zu trösten, Anna. Aber ich denke, mit dem Problem, das mich beschäftigt, da muss ich alleine fertig werden. Vielleicht ist es gut, dass es passiert ist. Ich kann daran prüfen, ob ich mich wirklich für den Beruf eigne. Ich muss herausfinden, ob ich die Härte mitbringe, die der Beruf verlangt. Ich habe es mir nicht so schwer vorgestellt. Wie soll ich mich emotional auf etwas einlassen, wenn ich mir selbst jedes Gefühl versagen muss?«

      Anna schaute Saskia nachdenklich an.

      »Kannst du mir ein Beispiel geben, Saskia?«

      »Anna, das ist ganz einfach. Ich komme in meinem Beruf mit Menschen zusammen. Ich schreibe Reportagen. Dazu muss ich mich auf die Menschen einlassen. Ich erzeuge bei den Lesern Gefühle, gute Gefühle oder negative Gefühle. Dabei darf ich selbst niemals Gefühle haben. Ich muss immer neutral bleiben. Ich darf niemanden unsympathisch oder nett finden. Das würde mich beeinflussen. Verstehst du? Das macht alles so schwer. Ich fühle mit! Ich sehe, wie die Menschen leben. Ich frage mich, warum sie so leben? Warum sie nichts ändern? Was sie dazu gebracht hat? Wieso sie eine Sache nicht einfach anpacken und ändern? Mir fällt es schwer, nur Beobachterin zu sein. Es ist schwer für mich, nicht einzugreifen.«

      »Indem du über einen Menschen oder eine Sache schreibst, greifst du doch auch ein.«

      »Ja, das stimmt. Ich kann aufbauen und zerstören. Das Wort hat eine große Macht. Das Geschriebene und Gesagte kann die schärfste Waffe sein, das sagt der alte Verleger. Er hat Recht. Deshalb muss man in meinem Beruf neutral sein. Aber ich habe Schwierigkeiten, diese Neutralität zu wahren. Da sind einfach zu viele Gefühle!«

      Anna betrachtete Saskia. Das Madl tut etwas verbergen, nicht nur vor mir, vor uns, sondern sie will es auch für sich nicht wahrhaben. Anna hatte Mitleid. Sie lächelt Saskia an.

      »Jetzt hörst du auf, zu grübeln! Du machst dir zu viele Gedanken. Bleibe doch erst einmal einige Tage bei uns hier oben auf der Berghütte. Stimme dich auf die Berge ein. Lass einfach deine Seele baumeln. Höre auf dein Herz, auf deine innere Stimme.«

      »Anna, ich danke dir! Ich bleibe gern einige Tag hier. Aber auf mein Herz will ich auf keinen Fall hören. Das ist unprofessionell.«

      Anna schmunzelte.

      »So, so, Saskia! Das hört sich für mich fast an, als …«, verliebt wollte Anna nicht sagen, so formulierte sie es neutraler: »Es hört sich an, als hätte dein Herz etwas gefunden oder wäre von einer Macht ereilt worden, als wäre ein Sturm der Gefühle über dich hereingebrochen. Ist es so?«

      Saskia

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