Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      »Des ist richtig! Aber wenn du jetzt den Weg zurückgehst, dann kannst in das Tannenwäldchen einbiegen. Einen richtigen Pfad gibt es nicht. Gehst einfach durch, bis du zur Felswand kommst. Die gehst du rechts entlang. Dann kommst zu einem schmalen Felseinschnitt mit einem kleinen Bach. Wir Waldkogeler sagen ›Wolfsgrub‹ dazu. Wenn du keine Angst vor kaltem Wasser hast, weil du einige Meter im Bach waten musst, dann kannst durch die ›Wolfsgrub‹ hinaufsteigen. Es geht steil bergauf. Die ›Wolfsgrub‹ ähnelt einem Treppenhaus, es geht einfach hinauf. Oben kommen ein paar Bäume und dann bist auf dem ›Pilgerweg‹, von dem nach einigen hundert Metern der Pfad am ›Erkerchen‹ vorbei zur Berghütte führt.«

      »Ich habe nie etwas von der ›Wolfsgrub‹ gehört. Sie ist auch auf keiner Karte verzeichnet, oder?«

      »Naa, die ist nirgends verzeichnet! Davon wissen nur die Einheimischen!«

      »Danke, dann gehöre ich jetzt wohl dazu!«

      Saskia nickte Florian und seinem Vater zu und ging schnellen Schrittes davon. Sie drehte sich nicht mehr um. Es fiel ihr schwer, spürte sie doch Florians Blicke in ihrem Rücken.

      Ich muss ihn vergessen! Er schaut ja ganz gut aus. Aber ich darf keine Gefühle haben. Ich bin zum Arbeiten hier, und nur zum Arbeiten. Nun ja, der Besuch auf der Basler-Alm war ja ganz nützlich. Ich habe die Geburt eines Kuhkalbes erlebt, und habe erfahren, dass es die ›Wolfsgrub‹ gibt. Beides sind gute Anregungen für schöne Artikel, dachte Saskia.

      *

      Sie kam zum Wäldchen. Die Neugierde brach durch. Saskia änderte ihre Route. Sie hatte nicht vor, durch die ›Wolfsgrub‹ aufzusteigen. Sie wollte sie nur suchen.

      Die Bäume standen nicht sehr dicht. Saskias Augen gewöhnten sich bald an die Lichtverhältnisse. Sie ging immer gerade aus, bis sie vor der Felswand stand. Dann hielt sie sich rechts. Während sie an der Felswand entlangging, betrachtete sie die aufgemalten Herzen. Verliebte hatten sich hier verewigt. Manchmal standen die Jahreszahlen und die Namen dabei, oft waren es nur die Anfangsbuchstaben. Saskia zückte ihr Handy und machte Fotos. Sie ging weiter und erreichte die ›Wolfsgrub‹. Es war eine sehr enge Felsschlucht, durch die ein kleiner Bach plätscherte. Die Schlucht verlief fast gerade. Saskia konnte oben die Wipfel der Bäume in der Abendsonne sehen.

      »Warum nicht?«, sagte sie laut.

      Saskia lief los. Der Bach führte nicht viel Wasser, so dass Saskia bequem eine große Strecke im Bachbett entlanglaufen konnte. Später musste sie für einige Meter ihre Schuhe ausziehen und durch das knöcheltiefe kalte Wasser waten, wie es Florian ihr gesagt hatte. Es ging steil nach oben. Saskia, die sportlich gut durchtrainiert war, bewältigte den Aufstieg gut. Stolz trat sie oben auf den ›Pilgerweg‹. Sie legte eine Rast ein und trank den Rest des Kräutertees, den ihr Tonis Mutter eingepackt hatte. Dann ging sie weiter.

      Beim ›Erkerchen‹ legte sie eine zweite Rast ein. Sie schaute sich die Fotos auf ihrem Handy an und machte sich stichwortartige Notizen in das kleine Notizbuch, das sie immer in ihrer Hosentasche bei sich trug. Saskia war ganz mit sich zufrieden, jedenfalls, was die berufliche Seite anging. Sie hatte viel erlebt, gleich am ersten Tag. Besonders die Herzen, die einst Liebende an die Felswand gemalt hatten, regten ihre Fantasie an.

      Wer waren sie?

      Was ist aus ihnen geworden?

      Haben sie geheiratet?

      Sind sie glücklich geworden?

      Saskia überlegte, wie sie es anstellen könnte, einige von ihnen zu finden. Sie sah sich die Fotos noch einmal an und erstellte eine Liste mit den Anfangsbuchstaben. Sie notierte:

      A und B; S und F; G und H; A und T und so weiter.

      A konnte Adam heißen oder Antonius oder auch Anna oder Amalia oder Auguste. Es gab viele Möglichkeiten, immer konnten die Buchstaben für ein Madl stehen oder für einen Burschen. Ich werde die Liste Meta Baumberger zeigen. Vielleicht kennt sie Paare, auf welche die Anfangsbuchstaben zutreffen.

      Während Saskia beim ›Erkerchen‹ saß und über die Liebespaare nachdachte, die unweit der ›Wolfsgrub‹ sich zum Stelldichein getroffen hatten, kam ihr Florian mit seinen blauen Augen wieder in den Sinn. Er machte so einen guten Eindruck! Er hatte Ausstrahlung, richtig Charisma. Aber wie konnte er in einem solchen Chaos leben, in so einem Durcheinander? Kein normaler Mensch kann so hausen, dachte sie. Diese Almhütte ist die reinste Mülldeponie. Da passte Florian nicht hin mit seinen strahlend blauen Augen. Sie versuchte ihn sich im feinen Lodenanzug auf einem schmucken Hof vorzustellen, rasiert und sauber.

      »Himmel! Jetzt denke ich schon wieder an diesen Florian! Das muss aufhören! Ich könnte höchstens eine Reportage ›Vorher – Nachher‹ daraus machen«, lachte sie leise vor sich hin. »Das wäre doch vielleicht auch ein guter Artikel.«

      Sie dachte darüber nach. Es gab in Frauenzeitschriften eine Rubrik, darin wurden Frauen neu gestylt. Florian würde sicherlich ein gutes Objekt dafür abgeben, überlegte sie.

      Saskia schüttelte den Kopf. Sie versuchte erneut alle Gedanken an Florian zu verdrängen. Die Idee fand sie gut, aber um Florian wollte sie einen Bogen machen. Dafür werde ich mir jemanden anderes suchen und sicherlich auch finden.

      Sie seufzte. Die Sonne ging langsam über den Bergen unter. Die Gletscher und Schneefelder leuchteten rosa im Abendlicht.

      Der nackte Fels sah aus, als würde er von innen beleuchtet, als glühte er. Es war ein herrlicher Anblick und Saskia genoss ihn. Er lenkte sie für eine Weile von ihren Gedanken über Florian ab.

      Aber nur für eine Weile, dann drängten sich seine strahlend blauen Augen wieder in ihr Bewusstsein. Saskia seufzte.

      Nach einer Weile stand sie auf und machte sich auf den Weg zur Berghütte.

      *

      An einigen wenigen Tischen auf der Terrasse der Berghütte saßen Gäs­te. Sie tranken Bier und unterhielten sich. Saskia nickte ihnen zu, als sie vorbeiging. In der Berghütte stand Toni hinter dem Tresen und spülte Gläser.

      »Anna, die Saskia ist da«, rief er erfreut.

      Anna und der alte Alois kamen aus der Küche.

      »Grüß Gott, Saskia!«

      »Hallo, Anna!«

      Die beiden Frauen lagen sich in den Armen. Dann begrüßte Saskia Toni und den alten Alois.

      »Ich dachte, du wolltest erst morgen kommen«, sagte Toni.

      »Das stimmt. Aber dann zog mich die ›Wolfsgrub‹ magisch an. Da muss­te ich rauf!«

      »Himmel, höre dir das an, Anna. Die Saskia hat die ›Wolfsgrub‹ durchstiegen. Mei, des ist ja ein Ding! Die ›Wolfsgrub‹ ist so gut wie unbekannt.«

      Saskia lächelte.

      »Ich weiß!«

      »Wer hat dir davon erzählt? Am Ende hast ein Gespusi, und hast dich mit dem Burschen dort getroffen?«

      Saskia errötete tief. Sie lachte laut, um ihre Verlegenheit zu verbergen.

      »Nein, Toni, ich habe kein Gespusi! Es war zwar ein Bursche, der mir davon erzählt hat, aber nur

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