Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 14 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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Sie. Es ist Ihre Pflicht, sich jetzt um sie zu kümmern«, drängte der blonde Hüne.

      »Und wer kümmert sich um mich? Glaubt ihr denn, es ist einfach für mich zusehen zu müssen, wie mir ein anderer die Frau wegnimmt?«

      »Ich will Ihnen Inge nicht wegnehmen. Ich bin nur hier, weil Sie es von mir verlangt haben.«

      »Inge!«, höhnte Norbert Hellbach. »Sie nennen meine Frau also bereits Inge. So weit ist es schon! Sie gefällt Ihnen, nicht wahr? Obwohl sie für eine Studentenbraut ein bisschen zu alt ist.«

      »Darum geht es doch überhaupt nicht«, stöhnte Christian Gentsch. »Sie müssen nach Ihrer Frau sehen!«

      »Ich denke gar nicht daran. Wenn sie wegläuft, ist das ihre Sache.«

      »Dann gehe ich ihr nach.«

      »Das könnte Ihnen so passen. Das wäre natürlich die Gelegenheit, das weinende Mädchen in die Arme zu nehmen. Doch so leicht mache ich es euch nicht. Sie bleiben hier!«

      »Das wäre unverantwortlich. Ihrer Frau könnte etwas zustoßen.«

      Norbert Hellbach lachte polternd. »Aber doch nicht hier! Nicht zu einer Zeit, da alle Wege von Kurgästen überschwemmt sind. Man ist hier nirgends allein. Wenn Inge wirklich Hilfe braucht, ist bestimmt jemand zur Stelle, der einspringen kann.«

      »Ich begreife Ihre Gleichgültigkeit nicht.«

      »Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Wenn man ein charmantes Abenteuer wittert, ist man alles andere als ruhig.«

      Norbert Hellbach lachte böse. Ihm war, als reiße er sich selbst in Stücke. Da war einerseits seine Liebe zu Inge, andererseits das Misstrauen und die Eifersucht, die ihn nicht mehr zur Ruhe kommen ließen. Er hatte gehofft, dass alles gut werden würde, sobald Inge den Vater ihres Kindes kennen und dann trotzdem bei ihm, Norbert, bleiben würde. Doch Inges Reaktion war ganz anders gewesen, als er sich vorgestellt hatte. Da war kein bisschen Selbstsicherheit, kein klares, überlegenes Nein für den Studenten gewesen. Zeigte ihre überspannte Nervosität denn nicht, dass er tatsächlich ihre geheimsten Wünsche ans Licht gezerrt hatte?

      »Ich glaube nicht, dass einer von uns zu Abenteuern aufgelegt ist«, meinte Christian Gentsch sachlich. »Und wenn ich jetzt nach Ihrer Frau sehe, dann nicht, um ein Verhältnis anzuknüpfen, sondern deshalb, weil ich es für meine Pflicht halte.«

      Der Student würdigte den Mann an der Bar keines Blickes mehr. Mit raschen Schritten verließ er die Ferienwohnung.

      Hinter ihm polterte Norbert Hellbach. Er warf ein Glas gegen die Wand, doch das störte Christian nicht. Er hatte Mitleid mit der jungen hübschen Frau, die von ihrem Mann so herzlos behandelt wurde. Irgendwie hatte sie den Beschützer in ihm geweckt. Er würde sich nicht aufdrängen. Doch wenn er ihr helfen konnte, würde er keine Sekunde zögern.

      Während der Lift leise surrend ins Erdgeschoss glitt, überlegte Christian, wie sonderbar das Schicksal oft war. Inge Hellbach und er hatten einen kleinen Sohn, obwohl sie einander vor einer Stunde noch gar nicht gekannt hatten. Aber dieser Gedanke war ihm durchaus nicht unangenehm.

      *

      Unschlüssig sah sich Christian Gentsch um. In welche Richtung sollte er gehen? Er war schon mindestens zwei Kilometer weit gelaufen, immer bergan. Zahlreiche Gruppen von Spaziergängern hatte er getroffen. Niemand hatte Inge Hellbach gesehen. Ob sie durch den Wald gelaufen war? Oder ob sie eine ganz andere Richtung eingeschlagen hatte?

      Christian hastete weiter, sah sich ständig nach allen Seiten um. Doch er hatte keinen Blick für die Schönheit des Waldes. Die schlanken Tannen mit ihren hellgrünen Spitzen, die zarten Gebilde der Farne und die verborgen blühenden Heidelbeerstauden sah er überhaupt nicht. Er nahm das Trillern der Waldvögel nicht wahr und bemerkte nicht den frischen, herben Duft von jungem Grün und dunkler Walderde. Pfeifend ging sein Atem. Vom raschen Laufen klopfte sein Herz hart und schmerzhaft. Schweißnass klebte das T-Shirt an seinem Rücken.

      Erleichtert stellte er fest, dass hier herauf nur wenige Urlauber kamen. Der Weg war ihnen wohl zu beschwerlich. Christian legte die Hände an den Mund und rief laut und schallend: »Inge!«, und immer wieder »Inge!«

      Natürlich wusste er, dass er kein Recht zu dieser Anrede hatte. Aber war das in dieser Situation überhaupt wichtig? Vielleicht lag Frau Hellbach irgendwo allein und hilflos im Wald. Vielleicht war sie gestürzt, hatte sich ernsthaft verletzt.

      Schreckliche Vorstellungen quälten Christian. Irgendwie fühlte er sich schuldig an der ganzen Sache. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er nicht hierhergekommen wäre. Doch dann hätte er auch nicht die Möglichkeit gehabt, Inge Hellbach beizustehen, ihr nach Kräften zu helfen.

      So weit Christian sehen konnte, war im Wald alles still und friedlich. Es bewegte sich kaum ein Ästchen im Wind. Nur das Murmeln einer Quelle war zu hören.

      Vielleicht bin ich in die falsche Richtung gegangen, überlegte der junge Mann. Vielleicht sollte ich umkehren, sollte auf der gegenüberliegenden Seite des Tales mein Glück versuchen.

      Doch dann ging er trotzdem weiter. Er zweigte vom Weg ab, stieg über eine Geröllhalde zu einer kleinen Anhöhe empor. Von dort oben hatte man einen wundervollen Blick über die ganze Gegend, doch Christian sah nichts davon. Seine Augen suchten das weite Gelände nach einer schlanken blonden Frau ab. Würde er sie finden? Würde er ihr sagen können, dass sie nicht allein war, dass er zu ihr hielt?

      Christian stieg weiter bergan, erreichte eine Schutzhütte. Die roh zusammengezimmerten Stämme waren schon etwas verwittert. An der verrußten Feuerstelle lagen einige angebrannte Holzstücke.

      Rasch wollte der junge Mann weitergehen, als er ein leises Wimmern hörte. Es klang wie das ängstliche Weinen eines Kindes. Vorsichtig trat Christian in das Innere der Blockhütte. Es war dunkel darin. Er brauchte einige Sekunden, ehe seine Augen etwas zu erkennen vermochten.

      In einer Ecke kauerte eine Gestalt auf dem schmutzigen Erdboden. Sie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Krampfartiges Schluchzen schüttelten den zarten Körper.

      »Inge!« Erschüttert trat Christian näher. Er kniete neben der jungen Frau nieder, die ihn jedoch überhaupt nicht zu bemerken schien. Ihre Haltung veränderte sich nicht.

      Sanft legte der junge Mann den Arm um die zitternde Gestalt. Er zog mit leisem Druck ihre Hände herunter und erschrak. Inge Hellbachs Körper glühte im Fieber. Ihre Augen waren verschwollen, ihr Blick war irr.

      »Mein Gott, Sie dürfen nicht hierbleiben. Ich werde Sie in die Klinik bringen. Sie sind krank!«

      Inge schien die beruhigende Stimme nicht wahrzunehmen. Sie weinte unaufhörlich, krümmte sich wie ein Wurm. Speichel floss ihr aus dem Mund, das blonde Haar hing wirr um ihren Kopf. Die hübsche junge Frau bot einen schrecklichen Anblick.

      Christian fasste nach dem Puls. Er raste. Würde das Herz dieser Belastung überhaupt gewachsen sein? Angst erfasste den jungen Mann. Er musste handeln, und zwar möglichst rasch.

      Doch was konnte er tun? Hier oben in der Einsamkeit des Waldes gab es kein Telefon. Er konnte kein Taxi rufen, keinen Arzt um Hilfe bitten. Er war ganz allein auf sich selbst angewiesen.

      Christian Gentsch spürte erst jetzt die Strapazen des mühevollen Aufstieges. Seine Füße schmerzten, seine Glieder waren schwer wie Blei. Trotzdem würde er sofort den Rückweg antreten müssen. Aber nicht allein. Er würde

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