Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 14 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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ganz feierlich zumute. Seit zweieinhalb Jahren hatte er einen Sohn. Einen Jungen, den er nie gesehen hatte, dessen Mutter er zuvor nie begegnet war.

      Inge schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie hatte nicht die Kraft, all die Bedenken vorzubringen, die ihr durch den Kopf gingen. Sie stand zwischen zwei Menschen, die sie beide von Herzen liebte. Zwischen Norbert, ihrem Mann, und Uwe, ihrem Söhnchen. Wie sollte sie sich entscheiden? Wie schön, wie einfach wäre alles gewesen, wenn sie hätten miteinander leben können. Doch das war wohl unmöglich geworden. Norberts Eifersucht würde sich nie mehr unterdrücken lassen. Sie war wie ein vernichtendes Feuer, das ihn selbst zerstörte.

      »Erzählen Sie mir ein bisschen von ihm«, bat Christian Gentsch leise. In der vergangenen Nacht hatte er nur wenig geschlafen. Lange hatte er hin und her überlegt und war zu dem Schluss gekommen, dass er sein Studium aufgeben musste. Inge und dem Kind zuliebe. Die beiden waren wichtiger als alles andere. Für sie würde er gern jede Arbeit annehmen.

      Nur zu gern kam Inge dieser Aufforderung nach. Wie jede Mutter war sie stolz auf ihr Kind. Doch sie hatte das bisher nie zeigen dürfen. Norbert gegenüber hatte sie Gleichgültigkeit geheuchelt, hatte den Jungen in Gesprächen nie erwähnt. Wie gut tat es ihr nun, endlich einen interessierten Zuhörer zu haben, endlich von dem sprechen zu dürfen, was ihr Herz am meisten beschäftigte.

      »Er ist ein drolliger kleiner Kerl.« Eine sanfte Röte überzog Inges Wangen, ließ es frisch und gesund aussehen. »Schon als Baby hatte er eine braune Haut und lustige Löckchen. Wenn er lacht, ist es, als gehe die Sonne auf. Er gewinnt die Herzen aller Menschen im Sturm. Wer ihn sieht, hat ihn gern. Uwes Augen sind wie zwei strahlende Sterne. Er ist immer munter, immer guter Dinge. Ich glaube, ein so zufriedenes Kind gibt es selten. Er hat auch als Säugling kaum geweint. Und seit er laufen kann, ist er rührend darum bemüht, mir zu helfen. Er schleppt meine Tasche, putzt die Schuhe und macht seine dicken Bäckchen heiß und rot.«

      »Ich könnte Ihnen stundenlang zuhören, Inge«, meinte der Student lächelnd. Begeisterung sprach aus seinem Blick. Begeisterung für die hübscheste und charmanteste Mutter, die er je gesehen hatte.

      »In meiner Tasche sind Fotos von Uwe. Wenn Sie Interesse daran haben, die Tasche ist im Schrank.« Inge deutete auf das Abteil, das die Schwestern für sie belegt hatten.

      »Wie können Sie da noch fragen? Ich brenne darauf, meinen kleinen Sohn kennenzulernen.«

      Mit zitternden Fingern reichte Inge dem Studenten die Aufnahmen, die dieser lange und nachdenklich betrachtete. Die Bilder zeigten ein reizendes Kleinkind, das lebhaft und intelligent wirkte.

      »Hübsch«, murmelte der junge Mann überwältigt. »Mir ergeht es wie allen Leuten: Ich habe den Kleinen gern, obwohl ich ihn noch nie gesehen habe. Nie hätte ich geglaubt, dass ich einmal einen so hübschen Sohn haben würde. Doch das hat er bestimmt von der Mama. Die Augen zum Beispiel und das süße kleine Näschen.«

      Inge presste fest die Lippen zusammen. Norbert hatte immer behauptet, dass Uwe seinem Vater gleiche. Doch wahrscheinlich hatte er das nur getan, um hervorzuheben, dass weder er noch sie etwas mit dem Kind gemein haben. Damit hatte er Uwe immer mehr aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen. Und nun gab es darin überhaupt keinen Platz mehr für das Kind. Durfte auch sie, die Mutter, Uwe im Stich lassen? Durfte sie den liebebedürftigen kleinen Kerl der Obhut fremder Menschen anvertrauen? Würde sie das überhaupt fertigbringen? Sie hatte es ja versucht und war gescheitert. Nein, auch ihre Liebe zu Norbert änderte nichts daran, dass sie in erster Linie Mutter war. Uwe war noch so klein, so hilfsbedürftig und so sehr auf Liebe angewiesen. Man durfte ihn nicht einem ungewissen Schicksal überlassen.

      Doch das bedeutete gleichzeitig die Trennung von Norbert. Inge erschrak bei diesem Gedanken. Schmerzvoll krampfte sich ihr Herz zusammen. Sie würde den Mann verlieren, den sie liebte. Aber das Kind würde sie reich dafür entschädigen.

      »Ich bin richtig gespannt darauf, ihn kennenzulernen«, meinte Christian voll Begeisterung. Bisher hatte er sich nicht vorstellen können, wie es war, eine eigene Familie zu haben. Jetzt fand er es ganz wunderbar. Das Leben erschien ihm plötzlich sinnvoll und erfüllt.

      »Wollen Sie das wirklich?«, fragte die junge Mutter leise. »Wir könnten doch so tun, als sei alles wie vorher. Wir könnten vergessen, dass eine fixe Idee meines Mannes das Geheimnis gelüftet hat.«

      »Das ist unmöglich«, antwortete der Student mit rauer Stimme. »Ich kann Sie nie mehr vergessen, Inge. Sie nicht und Uwe nicht.«

      »Und was wird Ihre Freundin dazu sagen?« Besorgt forschte Inge in dem hübschen, ein bisschen lausbubenhaften Gesicht des jungen Mannes.

      Christian Gentsch schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Es existiert keine Freundin. Bisher gab es für mich nur das Studium, meine Bücher und ein bisschen Sport. Jetzt erst ist mir klar geworden, was ich alles versäumt habe. Sie und Uwe werden mein ganzes Leben ändern.« Seine breite Brust hob und senkte sich in rascher Folge. »Ich habe eine abgeschlossene Lehre als Krankenpfleger. Es wird nicht schwer sein, eine Anstellung zu finden.«

      »Und Ihr Studium?«, fragte Inge erschrocken. Ihr wurde klar, dass Christian auf dem besten Weg war, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Er war Uwes Vater. Aber trotzdem gab es bis jetzt keine tiefe Bindung zwischen ihnen.

      Inge horchte in sich hinein. Nein, sie liebte den jungen Mann nicht. Aber musste sie nicht im Interesse des Kindes handeln? Uwe brauchte nicht nur eine Mutter, er sollte auch einen Vater haben. Ein Vorbild, an dem er sich orientieren konnte, einen guten Kameraden, der mit ihm spielte.

      »Mein Studium ist mir nicht mehr so wichtig. Schließlich ist eine Arbeit so gut wie die andere. Und als Krankenpfleger habe ich genauso mit Menschen zu tun wie als Arzt. Es ist kein großer Unterschied.«

      »Und doch würden Sie es eines Tages bereuen. Nein, das dürfte ich nicht annehmen. Uwe und ich werden allein bleiben. Irgendwie werden wir uns schon durchschlagen. Ich habe das Dolmetscherexamen. Vielleicht kann ich zu Hause Übersetzungen anfertigen.«

      »Nein, Inge. Eine Frau wie Sie sollte sich ganz ihrer Familie widmen können. Nur so wird sie froh und glücklich sein. Und meine Pflicht ist es, dafür zu sorgen.«

      »Es besteht Ihrerseits keinerlei Verpflichtung«, widersprach die junge Frau sofort.

      »Nicht rechtlich, aber moralisch. Außerdem würde ich das alles nicht als Pflicht, sondern als Vergnügen auffassen. Sie haben mir schon im ersten Augenblick gefallen, Inge. Ich bin mit der Wahl, die das Schicksal für uns getroffen hat, durchaus einverstanden.«

      »Aber ich bin verheiratet.« Inges Einwand war schwach und kraftlos.

      »Niemand kann von Ihnen verlangen, dass Sie diese Ehe fortführen. Sie ist menschenunwürdig.«

      »Aber Norbert liebt mich. Er braucht mich.«

      »Und Uwe? Braucht er Sie nicht auch? Er ist ein Kind, noch zu klein, um sich in dieser Welt selbst zurechtzufinden. Er hat ein Recht auf Mutterliebe, und die wollen Sie ihm ja auch geben, Inge. Sonst wäre doch alles nicht so weit gekommen. Wissen Sie, ich bin Ihrem Mann sehr dankbar dafür, dass er mich gerufen hat.«

      Die Schwester, die eine Vase für die Schlüsselblumen besorgt hatte, kam zurück. »Frau Hellbach braucht noch viel Ruhe«, mahnte sie leise. »Würden Sie sich bitte verabschieden?«

      »Schon?« Christian zog die Augenbrauen hoch. Für ihn war die Zeit in Sekundenschnelle vergangen. »Werden Sie über das, was ich gesagt habe, nachdenken?«, flüsterte er. »Ich komme morgen wieder und freue mich schon darauf.«

      »Ich

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