Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Pircher versuchte noch eine Weile. Polly Einzelheiten zu ent-locken. Er war sich sicher, daß es einen Burschen gab, der an Pollys Herzenstür geklopft hatte. Doch Polly schwieg beharrlich und redete nur allgemein. Schließlich gaben sie das Thema auf und sprachen von der Arbeit. Edgar wollte nach Kirchwalden fahren, um Ersatzteile für den Traktor zu bestellen. Der Motor blieb immer wieder stehen. Er vermute-

      te, daß die Einspritzpumpe defekt war.

      »Kannst du mir einige Sachen aus Kirchwalden mitbringen? Ich habe eine Liste!«

      Polly stand auf und holte ihr Notizbuch. Sie riß die Seite heraus und gab sie ihrem Vater. Er versprach, alles zu besorgen.

      »Am besten, ich fahre gleich, dann bin ich bis zum Mittag wieder da, wenn alles glattgeht. Warte aber nicht mit dem Essen auf mich. Wenn es läutet und ich bin net zurück, dann tust essen. Dann wird es später und ich esse in Kirchwalden.«

      Polly war einverstanden. Sie ließ sich ihre Freude nicht anmerken, daß ihr Vater nach Kirchwalden fuhr. Sie fieberte dem Augenblick entgegen, daß er vom Hof rollte. Polly kannte nur ein Ziel. Sie wollte auf dem Dachboden in den alten Sachen kramen, in der Hoffnung, die Adresse dieser Lioba Fischer aus Köln zu finden. Außerdem blieb ja noch die Telefonauskunft und das Internet.

      »Was machst du, während ich in Kirchwalden bin?«

      »Was ich immer mache, Vater! Ich kümmere mich um die Wäsche, räume auf, putze. Was eben notwendig ist!«

      Polly stand auf und räumte den Tisch ab. Sie gab sich gelassen. Dabei war sie in ihrem Innern sehr aufgeregt. Ein Gedanke jagte den anderen. Sicherlich war es eine verrückte Idee. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! So lautete ein Sprichwort. Es war einen Versuch wert. Polly griff nach den Sternen. Ein tiefes inneres Gefühl verführte sie dazu.

      Es dauerte dann doch noch eine ganze Weile, bis Edgar Pircher sich umgezogen hatte. Er kam in die Küche.

      »Kann ich so gehen?« fragte er Polly.

      Sie lächelte ihn an. Früher hatte Vater immer so ihre Mutter gefragt. Polly musterte ihn.

      »Ja, so kannst du gehen! Dann bis später! Fahre vorsichtig! Lieber ein bissel langsamer!«

      »Versprochen!«

      Er nahm seinen Hut mit dem Gamsbart und ging hinaus. Durch das offene Küchenfenster sah Polly ihn vom Hof fahren. Kaum, daß der Geländewagen außer Sicht war, rannte Polly die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Dabei nahm sie zwei Stufen auf einmal. Rasch entledigte sie sich ihres Dirndls. Sie schlüpfte in ein paar alte Jeans und einen dünnen Pullover. Das war für die Arbeiten auf dem Dachboden bequemer und auch nicht so schmutzempfindlich. Bevor Polly auf den Dachboden hinaufging, machte sie im ganzen Haus alle Fenster zu. Sie schloß die Haustür ab und ließ den Schlüssel von innen stecken.

      Polly rieb sich die Hände. Jetzt war sie abgesichert. Sollte ihr Vater früher kommen, kam er nicht ins Haus, ohne daß sie es bemerkte.

      Dann eilte Polly auf den Dachboden.

      *

      Es dauerte einen Augenblick, bis sich Polly an das schwache Licht gewöhnt hatte. Nur durch zwei kleine Dachfenster an den beiden Giebelseiten fiel Tageslicht herein. Es roch nach abgestandener Luft. Polly öffnete eines der Fenster. Dann sah sie sich um. Der Dachboden war wohlgeordnet. Polly kannte das System, nach dem ihre Mutter alles aufgehoben hatte. Rechts und links unter den Dachschrägen reihten sich Brandkiste neben Brandkiste und Koffer an Koffer. Ihre Mutter hatte überall Schilder anbracht oder ganze Inventarlisten. Mit der Hand wischte Polly den Staub ab und las. Sie arbeitete sich langsam durch, vorne an der Treppe bis angefangen ganz nach hinten. Zuerst nahm sie sich die rechte Seite vor und dann die lin-

      ke.

      An einer verschlossenen Bauerntruhe in einer Ecke fand Polly einen Hinweis.

      »Da könnten die alten Sachen von Vater darin sein!« flüsterte sie leise, als könnte sie jemand hören.

      Ihre Mutter hatte am Griff mit Kordel einen Pappstreifen festgebunden, wie man ihn früher bei Paketen benutzte. Darauf stand der Name ihres Vaters und eine Jahreszahl.

      »Ja, da müssen alle Sachen drin sein, die Vater betreffen. Alles, was in seinem Leben wichtig war, bevor er heiratete. Verflixt! Das Ding ist abgeschlossen«, schimpfte Polly vor sich hin.

      Einen Schlüssel hatte sie nicht. Polly sah sich das Schloß an. Es war ein Vorhängeschloß und uralt. Polly setzte sich im Schneidersitz vor die Truhe und dachte nach. Das Ding mit Gewalt zu öffnen, war nicht schwer. Eine Eisensäge lag in der Werkstatt. Aber nach getaner Tat mußte die Truhe wieder verschlossen werden. Polly befühlte immer und immer wieder das Schloß. Sie rüttelte daran, zog. Es ging nicht auf.

      »So geht das nicht. Es muß mir etwas anderes einfallen«, überlegte Polly laut.

      Dann fiel ihr Blick auf die Schrauben, mit denen das Blech mit den Ösen am Holz befestigt war.

      »Das ist es!« freute sich Polly.

      Sie lief hinunter in die Küche und holte ein breites Küchenmesser. In die Werkstatt zu gehen und einen Schraubenzieher zu holen, das ließ ihre Ungeduld nicht zu.

      »So, du verflixtes Ding! Jetzt wirst du deine Geheimnisse preisgeben!«

      Polly drehte eine Schraube nach der anderen aus dem Holz. Das war ganz leicht. Danach ließ sich der Deckel der Truhe aufklappen. Pollys Herz klopfte, als sie die alten Notizbücher ihres Vaters betrachtete. Sie waren feinsäuberlich in offenen Schuhkartons nach Jahren sortiert.

      Polly griff sich das Jahr vor der Hochzeit ihrer Eltern heraus und das Jahr davor. Sie blätterte darin. Ihr Vater hatte viel eingetragen. Immer wieder stieß sie auf den Namen Lioba. Er hatte notiert, wann sie in Waldkogel war und was sie gemacht hatten.

      Polly blätterte weiter und fand im Adressenteil die Anschrift und Telefonnummer von Lioba Fischer in Köln.

      »Aha!« murmelte Polly vor sich hin.

      Papier und Bleistift hatte Polly mit auf den Dachboden genommen. Sorgfältig schrieb sie Adresse und Telefonnummer ab. Dann legte sie das Notizbuch zurück. Sie kramte vorsichtig in der Truhe. Weiter unten fand sie eine Holzschatulle mit Briefen. Sie waren alle von Lioba. Pollys Herz klopfte. Sie überlegte, ob sie sie lesen sollte, sah aber dann davon ab. Die Adresse ausfindig zu machen, war eine Sache. Das Briefgeheimnis zu brechen, eine andere.

      Polly räumte die Truhe wieder ein. Sie schloß den Deckel und brachte die Schrauben wieder an. Damit ja niemand die Spuren des Küchenmessers sehen konnte, verrieb Polly etwas Staub in die Einkerbungen der alten Flachkopfschrauben. Sie legte die Decke wieder über die Truhe. Jetzt sah alles so aus, wie sie es vorgefunden hatte. Polly machte das Fenster zu und verließ den Speicher.

      Polly ging ins Bad und nahm eine Dusche. Hände, Arme und Gesicht waren schmutzig. In ihrem hellblonden Haar klebten Spinnweben. Während Polly das warme Wasser genoß, dachte sie darüber nach, wie sie weiter vorgehen wollte.

      Polly fönte ihr blondes Haar und steckte es lose am Hinterkopf auf. Sie zog ein frisches Dirndl an. Es war dunkelblau mit einer hellblauen Schürze und einer blaßblauen Dirndlbluse mit dunkelblauer feiner Spitze an den Ärmeln, dem Ausschnitt und der Knopfleiste. Polly erinnerte sich, wie sie das Dirndl zusammen mit ihrer Mutter gekauft hatte, damals, kurz vor den so schlimmen Ereignissen. Polly

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