Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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sagt dir der Name Lioba Fischer etwas?«

      »Nein, Alois! Wer soll das sein?«

      Der alte Alois schaute lange in die Flammen des Kamins. Jeder konnte ihm ansehen, daß er einen innerlichen Kampf ausfocht.

      »Polly, ich war schon lange Hüttenwirt, damals, als ich die Lioba Fischer kennenlernte. Sie war eine ganz besondere Bergliebhaberin. Sie kam mindestens zweimal im Monat zum Wandern und Klettern hierher auf die Berghütte. Sie kam aus einer großen Stadt am Rhein. Wenn ich mich richtig erinnere, dann stammte sie aus Köln. Mei, konnte des Madl klettern – wie eine Gemse! Alle ledigen Burschen aus Waldkogel sind hinter ihr her gewesen. Alle! Aber einer machte das Rennen!«

      Der alte Alois schaute in die Runde. Er blickte Polly in die Augen. Diese ahnte, was Alois sagen wollte.

      »Du meinst, daß sich mein Vater in diese Lioba verliebt hatte?«

      »So ist es gewesen! Mei, war die Lioba ein fesches Madl! Sie kam aus der Stadt. Sie liebte aber das Landleben und besonders die Berge.«

      Alois trank wieder einen Schluck Tee und schaute in die Flammen, während er weitererzählte.

      »Die beiden, diese Lioba Fischer und dein Vater, die waren ganz vernarrt ineinander. Mindestens einmal im Monat sind sie rauf auf den Gipfel des ›Engelssteigs‹. Im alten Gipfelbuch, daß der Bürgermeister aufbewahrt, da drin mußt du die Einträge der beiden finden können… wenn es dich interessiert.«

      Polly schaute Joachim ernst an.

      »Achim, das bedeutet ja wohl, daß der Vater vor meiner Mutter fest mit einer anderen zusammen war, oder?«

      Joachim bestätigte Polly, daß sich dies für ihn auch so anhörte.

      »Vater hat nie etwas von seiner Jugendliebe erzählt«, sagte Polly leise. »Vielleicht war diese Verbindung doch nicht so bedeutend, wie sie dir erscheint, Alois!«

      »Schmarrn!« stieß der alte Alois hervor. »Des war keine freundschaftliche Verbindung zwischen dem Edgar und der Lioba. Das war Liebe! Richtige Liebe! Verstehst?«

      Polly schaute Alois ungläubig an.

      »Warum hat Vater diese Lioba Fischer dann nicht geheiratet?«

      Der alte Alois zuckte mit den Schultern.

      »So genau weiß ich des auch nimmer! Des ist alles schon so lange her! Es ist mir nur in Erinnerung geblieben, daß dein Vater am Boden zerstört war, als es aus gewesen war mit der Lioba. Vollaufen lassen hat er sich hier auf der Berghütte. Seinen Liebeskummer wollte er ertränken. Drei Tage hat er gebraucht, bis seine Kopfschmerzen und die Folgen von dem Rausch vorbei gewesen waren. Er war ja fast bewußtlos. Ich dachte, der kommt nimmer zu sich. Ich hatte unseren alten Doktor gerufen, weil ich mir Sorgen machte.«

      Polly staunte immer mehr.

      »Vater hat nie etwas erzählt, wirklich!«

      Der alte Alois lachte.

      »Darüber redet ein Mannsbild net gern, Polly! Des war bei Gott kein Ruhmesblatt, was dein Vater da abgeliefert hatte.«

      Nach und nach erfuhr Polly, daß ihr Vater viele Wochen lang, Tag für Tag, in Waldkogel abends das Wirtshaus besuchte und am Wochenende auf die Berghütte kam. Er trank sehr viel – um es höflich auszudrücken. Die alten Pirchers waren verzweifelt. Sie setzten durch, daß ihm niemand mehr Bier oder Schnaps gab.

      »Ja, so war das damals! Auf dem Pircher Hof hing der Haussegen schief. Deine Großmutter wurde vor lauter Kummer über ihren Buben eine Zeitlang bettlägerig. Der alte Doktor brachte deine Mutter auf den Hof. Alwine sollte deine Großmutter pflegen und daß sie auch eine Frau zum Reden hatte. Dann ging alles ganz schnell. Dein Vater und deine Mutter heirateten.«

      Der alte Alois lachte. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht erzählte er von dem Getuschel in Waldkogel. Jeder nahm an, daß da etwas Kleines unterwegs sei.

      »Doch du wurdest erst gut ein Jahr später geboren! Es muß also Liebe gewesen sein zwischen Edgar und Alwine. Eine ganz besondere Liebe, denke ich mir.«

      Polly nippte an ihrem Tee. Sie dachte nach. Ja, es mußte eine ganz besondere Liebe gewesen sein zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter, nachdem ihr Vater doch vorher offensichtlich so enttäuscht worden war.

      »Was ist aus dieser Lioba Fischer geworden? Ist sie später noch einmal gekommen?«

      »Naa! Nie! Sie wollte deinem Vater bestimmt nicht begegnen!«

      Der alte Alois lehnte sich in seinem Schaukelstuhl zurück.

      »Polly! Verstehen konnte ich das Ganze nicht. Warum es zum Bruch zwischen ihnen gekommen war, das war und ist mir ein Rätsel. Es ist ja auch schon lange her und dein Vater hat mir vielleicht damals nicht alles erzählt. Ich weiß nur, daß die beiden ein so schönes Paar waren. Ich erzähle dir das nur, damit du begreifst, daß es verschiedene Arten von Liebe gibt. Warte, da fällt mir etwas ein!«

      Der alte Alois stand auf und ging in seine Kammer. Nach einer Weile kam er mit einem alten Schuhkarton voller vergilbter alter Fotos zurück. Er stöberte darin. Endlich fand er einige Bilder. Die Aufnahmen waren in und vor der Berghütte gemacht. Es waren Wanderer und Bergsteiger darauf zu sehen.

      »Des war die Seilschaft von damals, Polly! Und schau! Da ist dein Vater mit seiner Lioba! Welch schönes Paar! Schau selbst! Prächtig sehen die beiden aus. Richtig fesch und so glücklich!«

      Der alte Alois reichte Polly das Bild. Sie betrachtete es.

      »Der Vater schaut wirklich glücklich aus!« sagte sie leise. »Er strahlt so richtig!«

      Polly sah ihren Joachim an.

      »Joachim! Auf dem Foto hier schaut mein Vater noch besser und fröhlicher und glücklicher aus, als auf dem Hochzeitsbild, das bei ihm im Zimmer hängt.«

      Anna runzelte die Stirn.

      »Das muß nichts zu bedeuten haben, Polly! Auf den alten Hochzeitsbildern sahen alle Paare ziemlich ernst aus. Das ist auf den Bildern meiner Eltern und auch auf dem Bild von meinem Onkel und seiner Frau nicht anders. Das hat nichts zu sagen.«

      Polly betrachtete das Bild. Sie konnte die Augen nicht davon losreißen.

      »Kann ich das vorläufig behalten, Alois?«

      »Das kannst du gern behalten, für immer! Schau doch, ich habe so viele Bilder von damals. Da gibt es noch mehr Aufnahmen, auf denen dein Vater mit Lioba zu sehen ist. Was willst du damit machen, Polly?«

      Polly fuhr mit den Fingern liebevoll über das Foto.

      »Ich weiß noch nicht genau! Ich habe nur so ein Gefühl im Herzen. Nun, ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wie gesagt, es ist nur ein Gefühl, so ein seltsames Bauchgefühl!«

      »Dann mußt du dem nachgehen, Polly! Mußt ja nichts überstürzen!« sagte Toni und dachte sich seinen Teil.

      Der alte Alois ist wirklich ein wandelndes Geschichtsbuch, bemerkte Toni später zu Anna. Toni nahm sich vor, seine Eltern nach dieser alten Geschichte zu fragen, wenn er sie nächste Woche sehen würde.

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