Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 170

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

Скачать книгу

besah sich im Spiegel. Sie gefiel sich. Dann setzte sie sich auf das Bett und nahm das Foto ihrer Mutter vom Nachttisch.

      »Mutter! Ich will ein bissel Schicksal spielen. Der Vater muß versorgt sein, wenn ich den Achim heirate. Das verstehst du doch, oder? Vielleicht habe ich mich da in etwas verrannt. Vielleicht ist es eine dumme Idee. Aber wenn der Vater diese Lioba einmal so geliebt hat, dann kommen sich die beiden vielleicht wenigstens so nah, daß er jemand hat, den er anrufen kann, jemanden in seinem Alter, der ihm zuhört. Die Hoffnung besteht zumindest, denke ich. Vater braucht zumindest eine Freundin, jemanden zum Reden, eine Vertraute. Wer weiß, Mutter, vielleicht denkt sie auch an ihn? Wer weiß, wie es ihr ergangen ist? Ich will das zumindest herausfinden. Das ist doch nicht schlimm? Was meinst du?«

      Polly lauschte in sich hinein. Sie war ruhig. Sie deutete es als gutes Zeichen, daß sie auf dem rechten Weg war. Polly drückte einen innigen Kuß auf das Bild und stellte es zurück an seinen Platz.

      Dann ging sie hinunter. Sie setzte sich im Arbeitszimmer ihres Vaters an den großen Schreibtisch und griff zum Telefon. Sie wählte die Nummer in Köln. Der Teilnehmer meldete sich. Es war nicht Lioba Fischer. Polly fragte nach Lioba. Am Telefon war offensichtlich ein junger Mann. Er war sehr hilfsbereit. Er schaute im Kölner Telefonbuch nach. Dort stand keine Lioba Fischer darin. Polly bedankte sich und legte auf.

      Dann versuchte sie es über das Internet. Sie benutzte das elektronische Telefonbuch. Sie ließ sich alle Teilnehmer anzeigen, die mit Vornamen Lioba hießen und in Köln und im Umkreis von fünfzig Kilometern um Köln gemeldet waren. Polly druckte sich die Liste aus.

      Sie fing an zu telefonieren.

      »Guten Tag! Ich heiße Polly und suche aus wichtigen persönlichen Gründen eine Lioba Fischer. Fischer kann der Mädchenname sein. Können Sie mir da bitte weiterhel-

      fen?«

      Doch Polly fand keine Lioba Fischer. Sie erreichte längst nicht jede Teilnehmerin. Vielleicht sind die anderen bei der Arbeit oder beim Einkaufen, überlegte Polly. Abends, wenn Vater zu Hause war, konnte sie nicht ungestört telefonieren.

      Nach einer Stunde gab Polly auf.

      »So komme ich nicht weiter!« flüsterte sie vor sich hin.

      Sie griff nach ihrer Handtasche und verließ das Haus. Zuerst ging sie noch in den Garten und pflückte einen großen Blumenstrauß.

      Dann bestieg Polly ihr Fahrrad und fuhr zum Friedhof. Sie besuchte das Grab ihrer Mutter.

      Von einigen Fenstern des Pfarrhauses konnte man den Gottesacker hinter der Kirche gut übersehen. Helene Träutlein, die Haushälterin des Pfarrers, putzte an diesem Morgen Fenster. Sie sah Polly kommen. Sie sah sie am Grab ihre Mutter verweilen. Polly räumte die alten verwelkten Blumen ab. Sie holte frisches Wasser und stellte die frischen Blumen hinein. Dann setzte sich Polly auf die steinerne Grabeinfassung. Dort blieb sie sitzen.

      Helene Träutlein putzte das Fenster fertig. Sie putzte das zweite große Fenster und brachte die frischen Scheibengardinen an. Dann ging sie ans dritte Fenster. Sie wunderte sich. Polly saß immer noch beim Grab ihrer Mutter. Das ließ der treuen Seele jetzt keine Ruhe mehr. So lange hatte sich Polly noch nie am Grab ihrer Mutter aufgehalten. Außerdem mußte Polly doch heimgehen und das Mittagessen kochen.

      Helene ging zum Pfarrer.

      Pfarrer Zandler saß im Garten und las die Kirchenzeitung des Bistums.

      »Herr Pfarrer! Da stimmt was net! Da ist was net so, wie es sein soll! Des Madl hat bestimmt einen Kummer. Ich bin jetzt schon beim dritten Fenster und des Madl sitzt immer noch auf der Grabeinfassung beim Grab ihrer Mutter. Also normal ist des net, Herr Pfarrer! Da muß was geschehen! Da kann man doch net einfach zuschauen, oder?«

      Pfarrer Zandler sah seine Haushälterin an und lachte, während er die Zeitung zusammenfaltete.

      »Nun mal langsam, Helene! Ich verstehe schon, daß du beunruhigt bist. Willst du mir net sagen, von wem du reden tust?«

      »Von der Polly! Von der Apollonia Pircher! Wirklich, Herr Pfarrer, da muß was sein! Ich wollte des Ihnen nur sagen!«

      Pfarrer Zandler stand auf und folgte seiner Haushälterin. Sie gingen zum Fenster im oberen Stockwerk des Pfarrhauses.

      »Da schauen S’ selbst! Sehen S’, wie des Madl da sitzt? So sitzt die Polly jetzt schon seit über einer Stunde. Also normal ist des net, wenn Sie mich fragen!«

      »Danke, Helene!« sagte Pfarrer Zandler knapp.

      Er ging durch die Kirche und nahm die Seitentür, die zum Friedhof führte. Der Kies auf dem Gehweg knirschte unter seinen Schuhen.

      »Grüß Gott, Polly!«

      Polly erschrak. Sie stand auf.

      »Grüß Gott, Pfarrer Zandler! Ich habe Sie gar nicht kommen gehört.«

      »Das habe ich bemerkt. Hast stille Zwiesprache mit deiner Mutter gehalten?«

      »Ja, so kann man sagen!«

      Polly blinzelte den Pfarrer an. Die Sonne blendete sie. Sie hielt sich die Hand über die Augen.

      »Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?«

      »Aber sicher, Polly! Auch zwei Augenblicke oder drei Augenblicke, solange du mich brauchst. Doch laß uns in den Schatten gehen. Es ist heute ungewöhnlich warm.«

      Sie durchquerten den Friedhof und setzten sich auf eine Bank an der Wand der Kirche. Hier war es schattig und angenehm kühl.

      »So, Polly! Nun schütte mir dein Herz aus!«

      Polly kam gleich zur Sache. Sie zeigte Pfarrer Zandler ihre Noti-

      zen.

      »Ich suche eine Jugendfreundin meines Vaters! Sie war seine erste Liebe. Sie heißt oder hieß damals Lioba Fischer. Vielleicht – wahrscheinlich – hat sie inzwischen auch geheiratet. Ich würde sie gern finden. Vater war einmal sehr verliebt in sie. Er hat mir zwar nicht erzählt, warum die Sache damals auseinandergegangen ist, aber vielleicht kann ich wenigstens erreichen, daß die beiden wieder zusammen reden. Vater braucht jemanden zum Reden. Verstehen Sie das?«

      Pfarrer Heiner Zandler schaute Polly in die Augen. Diese senkte den Blick.

      »Willst du deinen Vater verkuppeln?« lachte der Geistliche.

      »Ich weiß auch nicht! Es war eine Idee, die mich nicht mehr losgelassen hat. Irgendeine innere Stimme treibt mich, treibt mich ungeheuer, diese Lioba zu suchen. Mein Herz, das sagt mir, daß ich das tun soll. Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll.«

      Polly erzählte Pfarrer Zandler von ihren vergeblichen Versuchen, Liobas Adresse herauszufinden.

      Er hörte zu. Dann gestand Polly dem Pfarrer, daß sie und Joachim Vorbauer ineinander verliebt waren.

      »Ich kann doch den Vater net allein lassen! Das können Sie doch verstehen.«

      Pfarrer Zandler mußte lächeln.

      »Es ist rührend, wie besorgt du um deinen Vater bist, Polly! Ich sehe das ähnlich wie du. Allerdings ist das eine

Скачать книгу