Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Liebe sicher. Doch für Polly war das alles nicht so einfach. Sie mußte auch an ihren Vater denken. Joachim Vorbauer war der Hoferbe des Vorbauer Hofes. Er war der einzige Sohn. Es wurde einfach erwartet, daß er den Hof übernimmt. Seine beiden Schwestern hatten in andere Höfe eingeheiratet. Polly war sicher, daß es leichter gewesen wäre, wenn sie sich in einen Burschen verliebt hätte, der auf den Pircher Hof eingeheiratet hätte. Dann müßte Polly ihren Vater nicht verlassen, wenn sie der Liebe ihres Herzens folgte. Deshalb war Polly trotz aller Liebe zu Joachim ängstlich. Was würde danach aus dem Vater werden, wenn er so allein war? Sicherlich würde sie ihn oft besuchen und sich so gut es ging um ihn kümmern. Aber ihr neuer Lebensmittelpunkt wäre nach der Heirat mit Joachim nun einmal der Vorbauer Hof. Um den Pircher Hof machte sich Polly keine Sorgen. Sie wollte viele Kinder haben. Später einmal könnte ein Kind davon den Pircher Hof übernehmen. Es gäbe dann eben später einmal nicht nur einen Hof zum Weitervererben, sondern zwei Höfe. Doch das dauerte, konnte noch zwanzig Jahre dauern. Bis dahin wäre ihr Vater allein. Mit diesem Gedanken konnte sich Polly nicht anfreunden. So hielt sie Joachim hin. Es war nur Joachims übergroßer Liebe zu verdanken, daß er sich von Polly immer und immer wieder überreden ließ, noch ein bissel Geduld aufzubringen.

      »Ich übe schon, den Vater allein zu lassen, Achim!«

      »Üben? Wie meinst du das?«

      Polly erzählte ausführlich, daß sie die nächsten beiden Wochenenden auf der Berghütte verbringen wollte, um Anna und Toni zu helfen.

      »Mei, Madl, des ist ja großartig! Da können wir uns länger sehen. Da verbringe ich auch die beiden Wochenenden in den Bergen.«

      »Aber nicht auf der Berghütte! Dort könnte jemand etwas bemerken. Du hast doch versprochen, daß wir alles in Ruhe angehen wollen, Achim. Schau, ich habe doch einen Anfang gemacht. Der Vater geht zu den Baumbergers essen. Er kommt dann unter Leute. Das wird ihm guttun.«

      Joachim nahm seine Polly fest in die Arme.

      »Ich liebe dich eben so sehr. Ich will dich bald zu meiner Frau machen.«

      Polly seufzte tief.

      »Ach, Joachim! Wenn Mutter noch leben würde, dann wäre alles anders. Dann wären wir schon verlobt und würden bald heiraten. Aber der Himmel hat sie zu sich geholt und ich habe jetzt die Verantwortung für den Vater. Denke einmal, du wärst an meiner Stelle. Was würdest du tun?«

      »Ich verstehe dich ja!«

      Polly schmiegte sich eng an Joachim.

      »Hast du mit deiner Schwester geredet?«

      »Ja, das habe ich! Sie will mit ihrem Mann nach Kirchwalden ziehen. Sie wollen nicht in Waldkogel bleiben. Du weißt ja, daß sich ihr Mann mit seinem Vater überworfen hat. Sein jüngerer Bruder übernimmt jetzt den Hof und zahlt ihn aus. Er will nicht in Waldkogel bleiben. Er hat auch schon eine Stelle in Kirchwalden gefunden, bei der Landwirtschaftsgenossenschaft. Es wird also nix daraus, daß meine Schwester unseren Hof übernimmt mit ihrem Mann. Es bleibt an mir hängen, Polly. Mir würde es nichts ausmachen, zu dir zu ziehen und den Pircher Hof zu meiner neuen Heimat zu machen. Ich würde dich so gern glücklich machen, Polly. Aber ich kann meine Eltern auch net sitzenlassen.«

      »Sie sind doch noch zusammen. Dein Vater hat noch deine Mutter. Mein Vater hat nur mich! Sonst niemanden!«

      Joachim verstand Polly. Er liebte sie und war in seinem Herzen auch hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Polly und seiner Familie. Polly verstand ihn auch. Sie fühlte sich für ihren Vater verantwortlich. Polly tröstete und vertröstete Joachim, daß sie ihren Vater jetzt erst einmal zwei Wochenenden allein lassen würde. Dann sehe man weiter.

      »Ich will ihn langsam daran gewöhnen.«

      »Vielleicht solltest du dir wieder in Kirchwalden eine Arbeit suchen. Dann ist er allein und muß tagsüber allein zurechtkommen. Wenn ich mich richtig erinnere, wollte er doch nicht, daß du deine Arbeit aufgibst, oder?«

      Das konnte Polly nur bejahen. Sie bat Joachim, noch ein wenig Geduld zu haben. Es sei auch alles so schnell mit ihnen gegangen.

      »Wer konnte denn wissen, daß der Blitz der Liebe unsere Herzen so schnell und so heftig in Flammen setzt, Achim? Dabei kennen wir uns schon lange. Wir sind beide in Waldkogel aufgewachsen. Warum ist uns die Liebe nicht früher begegnet, als Mutter noch lebte?«

      »Das weiß nur der Himmel allein! Ich bin dankbar, daß wir uns überhaupt gefunden haben!«

      »Ich ebenso! Ich verspreche dir, daß ich mit meinem Vater rede, wenn die beiden Wochenenden gut verlaufen. Ich werde mich vorsichtig vortasten. Das verspreche ich dir!«

      Joachim küßte Polly. In den zärtlichen Küssen spürte sie seine ganze Liebe, sein Verständnis und sein Vertrauen.

      »Es bleibt ja immer noch die Möglichkeit, daß dein Vater zu uns auf den Vorbauer Hof kommt. Das Haus könnte er vermieten. Das Vieh bringt er mit. Die Felder bewirtschaften wir zusammen. Laß dir diesen Gedanken einmal durch den Kopf gehen, Polly.«

      Polly rückte von Joachim ab.

      »Nein! Das will ich ihm net zumuten. Hier auf dem Hof hat er mit meiner Mutter so viele glückliche Jahre verlebt. Ich kann ihn das nicht fragen. Ich kann ihn nicht verpflanzen. Er würde sich heimatlos vorkommen, wie das fünfte Rad am Wagen, Joachim, das mußt du verstehen! Bitte!«

      Pollys Stimme klang verzweifelt. Joachim sah ein, daß sein wirkich gutgemeinter Vorschlag nicht auf fruchtbaren Boden gefallen war.

      »Es war nur ein Vorschlag, damit du dich weiter um ihn kümmern kannst. Außerdem dachte ich, daß wir bald Kinder haben und er dann auch ständig bei seinen Enkeln wäre. Meine Eltern sind damit bestimmt einverstanden. Sie halten große Stücke von deinem Vater.«

      Das hörte Polly gern.

      Joachim und Polly saßen noch bis nach Mitternacht zusammen und tauschten Zärtlichkeiten aus. Dann ging Joachim heim und Polly ging in ihr Zimmer.

      Sie fand keinen Schlaf. Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bett hin und her. Polly stand auf. Sie warf ein wollenes Umschlagtuch um und trat auf den Balkon, der sich über die ganze Giebelseite unter dem weit vorgezogenen Dach erstreckte. Polly setzte sich in ihren Schaukelstuhl. Sie zog die Beine an und schaute in die Nacht. Der Mond stand über dem Gipfel des »Engelssteigs«, einem der Hausberge von Waldkogel. Polly lächelte. Der Mond hängt da wie eine Laterne. So, als würde er den Weg der Engel in den Himmel beleuchten. Denn die Waldkogeler glaubten daran, daß die Engel vom Gipfel des »Engelssteigs« in den Himmel aufstiegen, um die Gebete, Sehnsüchte und Herzenswünsche hinaufzubringen zum Herrgott, seinem Sohn, der Heiligen Mutter Got-tes Maria und allen Heiligen.

      Polly dachte nach.

      Sie grollte den Engeln, seit sie ihre Mutter geholt hatten. Aber vielleicht gibt es doch einen höheren Sinn hinter allem, etwas, was ich jetzt noch nicht verstehe. Diese Erkenntnis überkam Polly, als sie so still dasaß und an die Engel dachte. Ihr Herz wurde ruhiger. Die Verzweiflung der Zerrissenheit zwischen der Vaterliebe und der Liebe zu ihrem Burschen ließ nach. Was ist, kann ich nicht ändern. Ich muß aufhören, dagegen zu kämpfen.

      »Es ist so, wie es ist – es wird schon werden. Es kommt immer etwas Besseres nach. Mußt nur Geduld haben!«

      Im Herzen hörte Polly diese Worte, die ihre Mutter oft gesagt hatte. Sie war eine geduldige Frau, die das Leben so nahm, wie es kam und es verstand, aus allem

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