Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac Gesammelte Werke bei Null Papier

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nie über Po­li­tik ge­spro­chen, denn die Mit­glie­der die­ser Ge­sell­schaft kann­ten ein­an­der zu ge­nau, als daß sie un­ter sich Pro­se­ly­ten zu ma­chen ver­sucht hät­ten. Wie sein Nef­fe und die Ra­g­ons hat­te er großes Ver­trau­en zu Ro­guin. Ein Pa­ri­ser No­tar war für ihn im­mer ein ver­eh­rungs­wür­di­ges We­sen, die le­ben­di­ge Per­so­ni­fi­ka­ti­on der Ehren­haf­tig­keit. Be­züg­lich des Ter­rain­ge­schäf­tes hat­te Pil­ler­ault eine Nach­prü­fung an­ge­stellt, die die Si­cher­heit, mit der Cäsar die Be­den­ken sei­ner Frau be­kämpft hat­te, recht­fer­tig­te.

      Der Par­füm­händ­ler stieg die achtund­sieb­zig Stu­fen, die zu der klei­nen brau­nen Tür der Woh­nung sei­nes On­kels führ­ten, hin­auf und dach­te sich, daß der alte Herr noch recht rüs­tig sein müs­se, wenn er das täg­lich mach­te, ohne dar­über zu kla­gen. Er sah sei­nen Rock und sein Bein­kleid drau­ßen auf dem Klei­der­rie­gel hän­gen; Frau Vail­lant bürs­te­te und rei­nig­te sie, wäh­rend der alte Phi­lo­soph in sei­nem Mor­gen­rock aus grau­em Fla­nell am Ka­min­feu­er früh­stück­te und im »Con­sti­tu­tion­nel« oder im »Jour­nal du Com­mer­ce« die Par­la­ments­ver­hand­lun­gen las.

      »Lie­ber On­kel,« sag­te Cäsar, »das Ge­schäft ist ab­ge­schlos­sen, die Ver­trä­ge wer­den schon auf­ge­setzt. Trotz­dem kön­nen Sie, wenn Sie ir­gend­wel­che Be­sorg­nis­se oder Be­den­ken ha­ben, im­mer noch zu­rück­tre­ten.«

      »Wa­rum soll­te ich zu­rück­tre­ten? Das Ge­schäft ist gut, wenn die Rea­li­sa­ti­on auch lan­ge dau­ern wird, wie das üb­ri­gens bei al­len si­che­ren Ge­schäf­ten der Fall ist. Mei­ne fünf­zig­tau­send Fran­ken lie­gen auf der Bank be­reit, ich habe ges­tern das Rest­kauf­geld für mein Ge­schäft in Höhe von fünf­tau­send Fran­ken er­hal­ten. Die Ra­g­ons le­gen ihr gan­zes Ver­mö­gen hier­bei an.«

      »Schön. Aber wo­von le­ben sie?«

      »Sie wer­den zu le­ben ha­ben, be­ru­hi­ge dich.«

      »Ich ver­ste­he Sie, lie­ber On­kel«, sag­te Bi­rot­teau tief be­wegt und drück­te dem erns­ten Al­ten die Hand.

      »Und wie wird die Sa­che ver­teilt?« frag­te Pil­ler­ault ab­len­kend.

      »Ich neh­me drei Ach­tel, Sie und Ra­gon je­der ein Ach­tel; ich kann Ih­nen den Be­trag vor­schie­ßen, bis der no­ta­ri­el­le Ver­trag ab­ge­schlos­sen ist.«

      »Schön, mein Jun­ge! Bist du üb­ri­gens so reich, daß du da drei­hun­dert­tau­send Fran­ken hin­ein­ste­cken kannst? Ich glau­be, daß du dich hier­bei stark au­ßer­halb dei­nes Ge­schäf­tes en­ga­gierst; wird das nicht dar­un­ter lei­den? Aber das ist schließ­lich dei­ne Sa­che. Soll­test du in Ver­le­gen­heit kom­men – die Ren­ten ste­hen jetzt auf acht­zig, ich könn­te zwei­tau­send Fran­ken von mei­nen Kon­sols ver­kau­fen. Aber den­ke dar­an, mein Jun­ge: wenn du dich an mich wen­dest, so greifst du das Ver­mö­gen dei­ner Toch­ter an.«

      »Wie Sie von so ed­len Din­gen re­den, lie­ber On­kel, als ob es die ein­fachs­ten Sa­chen wä­ren! Sie grei­fen mir ans Herz.«

      »Der Ge­ne­ral Foy hat mir eben noch ganz an­ders das Herz be­wegt! Also geh und schlie­ße ab; die Ter­rains kön­nen uns nicht weg­flie­gen und wer­den uns zur Hälf­te ge­hö­ren; und wenn man auch sechs Jah­re ab­war­ten muß, wir wer­den im­mer ei­ni­gen Er­trag ha­ben, es sind da La­ger­plät­ze, die man ver­mie­ten kann; es ist also kein Ver­lust zu be­fürch­ten, es sei denn, was ja aber eine Un­mög­lich­keit ist, daß Ro­guin mit un­serm Gel­de da­von­geht …«

      »Trotz­dem hat mei­ne Frau heu­te Nacht zu mir ge­sagt, daß sie das be­fürch­te.«

      »Ro­guin soll­te mit un­serm Gel­de da­von­ge­hen?« sag­te Pil­ler­ault la­chend, »und warum das?«

      »Weil er den üb­len Na­sen­ge­ruch hat, sagt sie, und wie alle Män­ner, von de­nen die Frau­en nichts wis­sen wol­len, wild ist hin­ter …«

      Pil­ler­ault hat­te nur ein un­gläu­bi­ges Lä­cheln, riß von ei­nem Block einen klei­nen Bo­gen ab, schrieb die Sum­me auf und un­ter­zeich­ne­te.

      »Hier ist ein Scheck auf die Bank über hun­dert­tau­send Fran­ken für Ra­gon und mich. Die ar­men Leu­te ha­ben die­sem üb­len Kerl, dei­nem du Til­let, ihre fünf­zehn Wor­schi­ner Mi­nen­ak­ti­en ver­kauft, um den Be­trag voll zu ma­chen. Es preßt ei­nem das Herz zu­sam­men, wenn man bra­ve Men­schen in Not sieht. Und das sind so wür­di­ge, vor­neh­me Men­schen, die Blü­te der al­ten Bour­geoi­sie! Ihr Bru­der, der Rich­ter Po­pi­not, ahnt nichts da­von. Sie hal­ten das vor ihm ge­heim, um ihn nicht an sei­ner sons­ti­gen Wohl­tä­tig­keit zu hin­dern. Und das sind Leu­te, die, wie ich, drei­ßig Jah­re lang ge­ar­bei­tet ha­ben.«

      »Gebe Gott, daß das Co­ma­gen­öl ein­schlägt,« rief Bi­rot­teau aus, »ich wür­de in dop­pel­ter Be­zie­hung glück­lich dar­über sein. Adieu, lie­ber On­kel, ich er­war­te Sie am Sonn­tag zum Di­ner mit den Ra­g­ons, Ro­guin und Herrn Cla­paron, über­mor­gen wol­len wir un­ter­zeich­nen, mor­gen ist ja Frei­tag und da ma­che ich kei­ne Ge …«

      »Bist du wirk­lich so aber­gläu­bisch?«

      »Lie­ber On­kel, ich wer­de mich nie­mals über­zeu­gen las­sen, daß der Tag, an dem Got­tes Sohn von den Men­schen hin­ge­rich­tet wur­de, ein glück­li­cher Tag sein kön­ne. Wir kön­nen die Sa­che ganz gut auf den 21. Ja­nu­ar ver­schie­ben.«

      »Also auf Sonn­tag«, sag­te Pil­ler­ault ab­bre­chend.

      »Ab­ge­se­hen von sei­nen po­li­ti­schen An­schau­un­gen,« sag­te Bi­rot­teau zu sich, wäh­rend er die Trep­pe hin­ab­ging, »gibt es, glau­be ich, nicht sei­nes­glei­chen auf Er­den. Was geht ihn ei­gent­lich die Po­li­tik an? Er be­fän­de sich doch so wohl, wenn er gar nicht an so was däch­te. Sei­ne Ver­rannt­heit be­weist, daß es eben doch kei­nen ganz voll­kom­me­nen Men­schen gibt.«

      »Schon drei Uhr«, sag­te Cäsar, als er nach Hau­se kam.

      »Sol­len wir denn die­se Wech­sel neh­men, Herr Bi­rot­teau?« frag­te Cöles­tin, und zeig­te auf das Pa­ket des Schirm­händ­lers.

      »Ja, zu sechs Pro­zent, ohne Kom­mis­si­ons­ge­büh­ren. Lie­be Frau, lege mei­ne Sa­chen zu­recht, ich will zu Herrn Vau­que­lin, du weißt wes­halb. Vor al­lem eine wei­ße Kra­wat­te.«

      Bi­rot­teau gab sei­nen Kom­mis ei­ni­ge Be­feh­le; da er Po­pi­not nicht sah, nahm er an, daß sein künf­ti­ger So­zi­us sich an­klei­de, und ging sel­ber schnell in sein Schlaf­zim­mer, wo er den Stich der Dres­de­ner hei­li­gen Jung­frau vor­fand, der, sei­ner An­ord­nung ent­spre­chend, pracht­voll ge­rahmt war.

      »Ei, das ist nett«, sag­te er zu sei­ner Toch­ter.

      »Aber Papa, sag’ doch lie­ber, daß es schön ist, sonst mo­kiert man sich ja über dich.«

      »Nun

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