Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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»So, wie wenn Schweiß in einem Stock wäre«, rief Popinot aus. Der Parfümhändler gab ihm einen leichten Tritt auf die Hacke.
Vauquelin mußte über Popinots Vergleich lächeln. »Er ist nicht unbegabt, nicht wahr?« sagte Cäsar und blickte Popinot an. »Aber verehrter Herr, wenn das Haar ein totgebornes Ding ist, dann kann man es doch nicht wieder lebendig machen und dann sind wir verloren! Mein Prospekt ist dann Unsinn; Sie ahnen nicht, wie merkwürdig das Publikum ist, man kann nicht kommen und ihm sagen …« »Daß es Mist auf dem Kopfe hat«, sagte Popinot, der Vauquelin noch einmal zum Lachen bringen wollte.
»Luftige Katakomben«, antwortete ihm der Chemiker, der auf den Scherz einging.
»Und die Nüsse, die ich schon gekauft habe!« klagte Birotteau, der an seinen geschäftlichen Verlust dachte. »Aber weshalb verkauft man denn …«
»Beruhigen Sie sich,« sagte Vauquelin lächelnd, »ich sehe, es handelt sich hier um irgendein geheimes Rezept, das Ausfallen und Weißwerden der Haare zu verhindern. Ich will Ihnen sagen, was ich darüber nach allen meinen Untersuchungen denke.«
Popinot spitzte die Ohren wie ein aufgescheuchter Hase.
»Die Entfärbung dieser toten oder lebenden Substanz wird, nach meiner Meinung, durch die Unterbrechung der Absonderung der farbegebenden Materien hervorgerufen; damit erklärt sich auch, weshalb in kalten Klimaten das Haar der Tiere mit dichtem Pelz im Winter abblaßt und weiß wird.«
»Hör zu, Popinot!«
»Es ist klar,« fuhr Vauquelin fort, »daß die Störungen beim Haarwuchs von plötzlichen Veränderungen der umgebenden Temperatur herrühren« …
»Der umgebenden! Behalte das, Popinot«, rief Cäsar.
»Ja,« sagte Vauquelin, »von der abwechselnden Kälte und Wärme oder von inneren Vorgängen, die die gleiche Wirkung haben. So verzehren, vernichten oder verteilen in andrer Weise die Migräne und Kopfleiden jene erzeugenden Flüssigkeiten. Die inneren Vorgänge gehen die Ärzte an. Aber für die äußeren kommen Ihre Kosmetika in Betracht.«
»Ach, verehrter Herr,« sagte Birotteau, »Sie schenken mir das Leben wieder. Ich wollte das Nußöl verkaufen, weil ich daran dachte, daß die Alten Öl für ihr Haar verwendeten, und die Alten bleiben die Alten, darin stimme ich Boileau bei. Warum salbten sich die Athleten …«
»Das Olivenöl ist ebenso gut wie das Nußöl«, sagte Vauquelin, der nicht auf Birotteau achtete. »Jedes Öl ist geeignet, um die Haarzwiebel vor Einwirkungen zu behüten, die den Substanzen, die sie in Tätigkeit – wenn es sich um einen chemischen Begriff handelte, würden wir sagen ›gelöst‹ – erhält, schädlich sind. Vielleicht haben Sie übrigens recht: das Nußöl, wie mir Dupuytren gesagt hat, enthält ein Stimulans. Ich werde festzustellen versuchen, welche Unterschiede zwischen dem Bucheckern-, dem Rüb-, dem Oliven-, dem Nußöl und so weiter bestehen.«
»Also habe ich mich doch nicht geirrt,« sagte Birotteau triumphierend, »da ich mich mit einem großen Mann begegne. Das Macassar ist geliefert! Das Macassar, Herr Vauquelin, ist ein Kosmetikum, das als den Haarwuchs beförderndes Mittel ausgegeben, das heißt verkauft wird, und zwar teuer.«
»Mein lieber Herr Birotteau,« sagte Vauquelin, »es sind nicht zwei Unzen wirklichen Macassaröls nach Europa gelangt. Das Macassaröl hat nicht den geringsten Einfluß auf das Haar, aber die Malaien bezahlen sein Gewicht in Gold, weil es das Haar erhält, und wissen nicht, daß Lebertran ganz genau so gut ist. Keine chemische oder göttliche Macht …«
»Oh, göttliche … sagen Sie das nicht, Herr Vauquelin.«
»Aber, verehrter Herr, das oberste Gesetz, dem Gott folgen muß, ist, mit sich selbst in Übereinstimmung zu sein; ohne Einheit gibt es keine Macht …«
»Ja, wenn Sie das so meinen …«
»Keine Macht also kann bewirken, daß Kahlköpfen die Haare wieder wachsen, ebenso wie man niemals ohne Gefahr rotes oder weißes Haar färben kann; wenn Sie aber den Gebrauch des Öls empfehlen, so erregen Sie keinen Irrtum und sagen nicht die Unwahrheit, und ich glaube, daß diejenigen, die es anwenden, sich das Haar erhalten können.«
»Meinen Sie, daß die Königliche Akademie der Wissenschaften vielleicht bereit wäre, eine Anerkennung …«
»Oh, es handelt sich hier doch nicht im geringsten um eine neue Entdeckung«, sagte Vauquelin. »Übrigens haben Scharlatane den Namen der Akademie so oft mißbraucht, daß Ihnen das doch nicht viel nützen würde. Mein Gewissen würde sich auch dagegen sträuben, das Nußöl als ein Wunder anzuerkennen.«
»Und auf welche Art kann man es am besten ausziehen? Durch Kochen oder Pressen?« sagte Birotteau.
»Durch Pressen zwischen zwei heißen Platten erhalten Sie mehr Öl, aber beim Pressen zwischen zwei kalten Platten wird es von besserer Qualität sein. Und man muß es auf die Haut selbst bringen,« sagte Vauquelin in seiner Güte, »und nicht die Haare damit einreiben, sonst wirkt es nicht.«
»Behalte das genau, Popinot«, sagte Birotteau mit einem Entzücken, das sein Gesicht erglühen ließ. »Sie sehen hier, verehrter Herr, einen jungen Menschen, der diesen Tag zu den schönsten seines Lebens zählen wird. Er kannte Sie, er verehrte Sie, ohne Sie je gesehen zu haben. Ach, es ist bei uns so oft die Rede von Ihnen, Ihr Name, der so tief in unsre Herzen eingegraben ist, kommt uns so häufig auf die Lippen. Meine Frau, meine Tochter und ich, wir beten täglich für Sie, wie man es seinem Wohltäter schuldig ist.«
»Das ist zu viel für so wenig«, sagte Vauquelin, dem die wortreiche Erkenntlichkeit des Parfümhändlers peinlich war.
»Nicht doch!« sagte Birotteau, »Sie können uns doch nicht verbieten, Sie zu lieben, wenn Sie auch nichts von uns annehmen wollen. Sie sind wie die Sonne, Sie strömen Ihr Licht aus, und die, die davon erleuchtet werden,