Die Frau am Dienstag. Massimo Carlotto

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Die Frau am Dienstag - Massimo Carlotto Transfer Bibliothek

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geradezurücken waren, und das besagte, dass man den Feind manchmal mit seinen eigenen Waffen schlagen müsse. Seufzend öffnete er den Schrank mit seinen Männerkleidern.

      Zur selben Zeit bemerkte Bonamente, dass etwas nicht stimmte. Seine Dienstagsfrau war ins Zimmer gekommen, ohne sich auszuziehen.

      „Was ist los?“

      „Die angebliche Dame an der Rezeption hat mich aus dem Konzept gebracht“, erklärte sie vorwurfsvoll. „Was ist das für eine Geschichte mit einem Film, den du drehen und bei dem du Pillen nehmen musst, damit es mit deiner Erektion passt?“

      Welch eine Peinlichkeit, dachte er und versuchte die Sache herunterzuspielen.

      „Unwichtig, nichts jedenfalls, was dich betrifft.“

      „Theoretisch nicht. Ein Besuch im Krankenhaus heißt nicht, dass ich mich um dein Leben kümmern will. Ich sollte vielleicht erneut eines klarstellen: Du verkaufst eine Dienstleistung, und ich bezahle dafür in bar“, hielt sie ihm in einem nicht gerade freundlichen Ton vor.

      „Hast du eine deiner Flaschen mitgebracht?“, fragte Bonamente, um das Thema zu wechseln, und tat so, als hätte er sie nicht längst bemerkt.

      „Willst du am Ende unseres Rituals anfangen? Keine schlechte Idee, um den unangenehmen Anfang wiedergutzumachen“, sagte sie zufrieden und legte das Geld auf den Nachttisch. „Zieh dich aus. Du weißt, dass ich gerne nackt trinke. Heute ist es ein Rye Whisky. Er wird aus einundfünfzig Prozent Roggen destilliert“, sagte sie und hielt dabei das Glas gegen das Licht. Als sie merkte, dass sein Blick stur auf ihre Brüste gerichtet war, fügte sie hinzu: „Steck deine Nase lieber in das Glas, der Whisky ist scharf und würzig, mit Spuren von Minze und einem Abgang aus reifen Trauben, Honig und weißen, in Wein eingelegten Pfirsichen. Dazu ein Hauch Tabak und Zimt.“

      Sie schenkte sich ein zweites, dann ein drittes Glas ein und wünschte anschließend, geleckt zu werden. Bonamente war am Ziel seiner Träume.

      Als die Stunde vorbei war, zog sie sich rasch an und nahm sich, bevor sie ging, die Hälfte des Geldes wieder vom Nachttisch.

      „Ich denke, das ist recht und billig. Viel hattest du heute ja sowieso nicht zu tun.“

      Bonamente widersprach nicht. Er duschte und dachte darüber nach, welche Standpauke er Signor Alfredo halten würde. Es gab keinen Grund, seine Dienstagsfrau mit Vorwürfen zu belästigen.

      Sein Vermieter war nirgends zu sehen. Komisch, sonst saß er um diese Zeit immer im Salon und löste Kreuzworträtsel, eine seiner großen Leidenschaften, weil die angeblich halfen, im Alter nicht zu verblöden. Wo steckte er?

      Wirklich überrascht wäre Bonamente gewesen, wenn er gewusst hätte, dass Signor Alfredo auf der Straße stand und auf die Dienstagsfrau wartete, um sie heimlich zu ihrer Wohnung zu verfolgen.

      Der Weg dorthin dauerte bis exakt 16.25 Uhr, als die Dame die oberste Klingel der Gegensprechanlage des Hauses Via Cadorna 127 drückte. Sie war schnell gelaufen und hatte ihren alten Verfolger ganz schön ins Schwitzen gebracht. Zum Glück war sie so abgelenkt gewesen, dass sie ihn gar nicht bemerkt hatte.

      Sobald sie im Haus verschwunden war, ging Alfredo zur Tür und merkte sich den Namen: T. FONTANA.

      Zurück in der Pension, schaltete er den Computer an und begann mit der Suche. Der Name gehörte zu einem gewissen Tommaso Fontana, laut Telefonbuch und anderen Quellen ein ebenso bekannter wie geschätzter Anwalt, der sich vor längerer Zeit zur Ruhe gesetzt hatte. In einem alten Zeitungsartikel, der über seinen Rückzug aus dem Berufsleben berichtete, hieß es, dass er dafür eigentlich noch zu jung gewesen sei und es angeblich schwerwiegende persönliche Gründe für diesen Schritt gegeben habe.

      Vermutlich war er zwanzig Jahre älter als die Dienstagsfrau, die Alfredo auf etwa vierzig schätzte. Zwei Möglichkeiten gab es: Entweder handelte es sich um ihren Vater, oder sie mochte ältere Männer und wollte lediglich einen jüngeren, wenn sie Lust auf Sex hatte.

      Er würde es bald wissen.

      Bonamente überraschte ihn vor dem Bildschirm. „Wie konnten Sie es wagen?“, schrie er außer sich vor Wut.

      „Hat die Dame sich darüber beschwert, dass ich mir erlaubt habe, das Wort an sie zu richten?“

      „O ja, und zwar mit vollem Recht. Sie sollten ihr nichts von meinen Schwierigkeiten erzählen. Darüber war sie sehr aufgebracht und hat eindeutig klargestellt, dass sie nicht mehr sei als meine Kundin.“

      „Du wirst es bald verstehen.“

      Die Augen seines Mieters füllten sich bei diesen Worten mit Tränen. „Ich habe Angst, sie zu verlieren, verdammt noch mal!“

      In diesem Moment wurde Alfredo klar, dass der Darsteller gar nicht streiten konnte. Er wäre längst schon fuchsteufelswild gewesen. Betont ruhig sagte er: „Du hast recht, die Gefahr, sie zu verlieren, besteht durchaus. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens könntest du die Dreharbeiten nicht überleben. Zweitens werde ich sie so lange um Hilfe bitten, bis du endlich auf diesen Film verzichtest.“

      „Das ist reine Erpressung!“

      „Nein, ist es nicht. Ich versuche nur, dir das Leben zu retten.“

      „Na gut. Dann gehe ich zu Martucci und sage ihm, dass ich die Rolle nicht spielen werde. Dafür müssen Sie mir schwören, dass Sie meine Dienstagsfrau ein für alle Mal in Ruhe lassen.“

      „In Ordnung, versprochen. Je weniger ich sie sehen muss, desto besser.“

      Der Gigolo verfluchte das Schicksal. Jetzt würde er sich einer dieser Situationen mit Martucci aussetzen müssen, die er immer zu vermeiden suchte. Und daran war allein sein verrückter Vermieter schuld.

      „Ein Schlaganfall?“ Der Produzent fiel aus allen Wolken. „Bist du verrückt? Willst du uns alle ins Gefängnis bringen?“

      Von Martuccis Reaktion regelrecht erschrocken, versuchte Bonamente sich rauszureden. „Ich wollte einen würdigen Abschied von der Branche, das ist alles.“

      „Und ich hätte dir illegal ein paar Spritzen und Pillen besorgt, damit deine Erektion garantiert ist. Von deinen gesundheitlichen Schwierigkeiten wusste ich schließlich nichts. Du dagegen hättest daran denken müssen, dass in unserer Branche Ehrlichkeit in Sachen Gesundheit das oberste Gebot ist.“

      „Teilweise. Hier geht es schließlich nicht um eine ansteckende Krankheit, insofern trage ich das Risiko ganz allein.“

      „Und warum hast du es dir dann plötzlich anders überlegt?“

      „Eine Person, die mir besonders am Herzen liegt, hat mich praktisch dazu gezwungen.“

      Martucci seufzte. „Brauchst du Geld?“

      „Im Moment nicht, wobei Geld zu haben natürlich nie schadet.“

      „Ich kenne einen Typ, der gerade ein Lokal speziell für Damen eröffnet hat. Luxuriöses Ambiente, gehobene Klientel. Er hat schon eine Truppe junger Männer am Start, die zu allem bereit sind – was ihm noch fehlt, ist ein alter Hase für echte Ladys, die nach einem eher psychischen als physischen Abenteuer suchen.“

      „Da bin ich nicht der Richtige.“

      „Für

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