Flammen des Sommers. Madeleine Puljic

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Flammen des Sommers - Madeleine Puljic Flammen des Sommers

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musste Berekh sich eingestehen, dass der andere Magier recht hatte. Er steigerte sich in Nichtigkeiten hinein, dabei hatte er dieses Gespräch eigentlich so rasch wie möglich hinter sich bringen wollen. Ein wenig von der Unruhe, die er mithilfe der vertrauten Atmosphäre der Bibliothek abgestreift hatte, kehrte bei dem Gedanken an die Menge vor dem Tor zurück. Augenblicklich wurde er wieder ernst.

      Er erhob sich und sah auf Tosalars faltenloses Gesicht hinab. »Unter vier Augen.«

      Kurz flackerte Misstrauen im Blick des Arkanen auf. Dennoch nickte er, ohne zu zögern oder den Protest der anderen zu beachten. Berekh folgte ihm in eine enge Studierkammer, in der sich Schriftrollen, Manuskripte und Folianten bis unter die Decke stapelten. Kein Luxuszimmer, sondern ein Arbeitsraum. Das Ratsmitglied rückte in seiner Achtung nach oben. Ein wenig.

      ***

      Als Tosalar die Tür hinter sich ins Schloss drückte, fiel die erzwungene Ruhe augenblicklich von dem Ältesten ab. »Also?«, fragte er.

      Berekh registrierte, dass die Hand des Ratsmitgliedes auf der Klinke liegen blieb. Eine sinnlose Geste, hätte er wirklich die Absicht besessen, den Erzmagier auszulöschen. Aber das Leben bestand aus leeren Gesten. Wann hatte jemals eine erhobene Hand ein Schwert aufgehalten? Und trotzdem wanderte sie beim Anblick einer niederschlagenden Waffe unwillkürlich nach oben, so wie die Anwesenheit des Schlächters in Tosalar den Fluchtreflex hervorrief.

      Aber sein Kampf lag nicht hier, er war auf der Suche nach einem anderen Gegner.

      »Die Schwarzmagier«, konstatierte er.

      Tosalar blinzelte ein paar Mal. Dann schüttelte er verwundert den Kopf. »Deine Fehde mit den Nekromanten ist immer noch nicht beigelegt?«

      »Eure etwa schon?« Immerhin hätte der Verrat der Nekromanten für sie alle das Ende bedeuten können, als sie bei Rinnval auf der falschen Seite in die Schlacht eingegriffen hatten.

      Tosalar zuckte jedoch bloß mit den Schultern. »Es war ein ärgerlicher Umstand, aber so ist das nun einmal im Krieg. Deshalb halten wir uns auch üblicherweise aus so etwas heraus, wie du weißt.«

      Der Vorwurf ging nicht ungehört an Berekh vorüber. Er bleckte die Zähne. »Sie werden wieder zuschlagen.«

      »Sie sind nicht unser Problem.«

      Unversehens fand Berekh sich auf der anderen Seite der Kammer wieder, eine Hand um den Hals des Zauberers gelegt, die andere in Flammen gehüllt, gefährlich nahe an Tosalars Gesicht. »Sag mir, zweifelst du an meiner Magie?«

      Kreidebleich versuchte Tosalar, ihn abzuschütteln, doch er kam nicht gegen die magische Klammer an, die sich um seinen Geist gelegt hatte und die nicht arkanen Ursprungs war. Diese Energie war wilder, roh und ungebrochen.

      »Nein«, krächzte er.

      Berekh drückte noch ein wenig fester zu. »Ich habe die Rückstände ihrer Experimente gespürt. Wenn ich also behaupte, dass ihr Ziel nichts ist, das wir gegen uns gewandt wissen wollen, glaubst du mir?«

      Ein Nicken war die Antwort.

      »Gut.« Berekh ließ von dem Magier ab, der mit einem Mal trotz seiner edlen und farbenprächtigen Robe aussah wie ein Häufchen Elend. »Ich wollte eigentlich auch nur fragen, ob der Rat etwas über den Verbleib der Schwarzmagier weiß.«

      »Wir …« Tosalar musste husten. Mit einer Hand massierte er seinen malträtierten Kehlkopf, ehe er weitersprach. »Wir spionieren anderen Gilden nicht nach.«

      »Vielleicht solltet ihr das.«

      »Jedenfalls bist du umsonst hier eingedrungen. Wir wissen nicht, wo sie sich aufhalten.«

      Das hatte Berekh befürchtet. Dennoch konnte er sich der Enttäuschung nicht erwehren, als er sich abwandte. »Dann danke ich für die Gastfreundschaft. Entschuldige die Unannehmlichkeiten.«

      Er griff nach der Klinke, aber zu seiner Überraschung hielt Tosalar ihn zurück.

      »Warte! Verrätst du mir nicht, was das für Experimente waren, die du entdeckt hast?«

      Berekh stieß ein trockenes Lachen aus. »Ich weiß es nicht.«

      »Du weißt es nicht?« Der Erzmagier war fassungslos.

      »Ich habe nicht nachgesehen«, erklärte Berekh. Einer spontanen Eingebung folgend fügte er hinzu: »Lust auf einen kleinen Ausflug?«

      ***

      »Irgendetwas ist schiefgegangen.« Daena marschierte den Hof mit energischen Schritten ab, von der Scheune zum Brunnen und wieder zurück, immer an der Hauswand entlang. Sie benötigte das Gefühl des Vorankommens, so imaginär es auch war. Nur so konnte sie nachdenken.

      Lrartsnjok dagegen brachte sie dadurch vollends aus der Fassung. Der junge Drache zappelte unruhig von einem Bein auf das andere und folgte jeder ihrer Bewegungen mit dem Kopf. »Er hat gesagt, er ist gleich wieder da«, wiederholte er nervös.

      »Aber das ist er nicht, wie man sieht!«, schnauzte Daena zurück. »Und er wäre nicht einfach verschwunden, ohne Bescheid zu geben«, beharrte sie.

      Tatsächlich?, fragte die Stimme in ihr. Wie sie dieses Lästermaul mittlerweile verabscheute.

      Allein verbrachte Nächte waren eine Sache. Am Morgen war er schließlich immer zurückgewesen. Sollte sie jetzt etwa auch abwarten? Unschlüssig blieb sie stehen.

      Reagierte sie wie ein hysterisches Eheweib? Berekh war ein freier Mann … Relativ gesehen. Er konnte gehen, wohin er wollte. Schließlich vertraute sie ihm.

      Solange er wieder heimkam.

      ***

      Die beiden Magier verteilten ihre Reisepunkte insgesamt über fünf Königreiche. Abwechselnd beschworen sie ihre Portale, nur um sicherzugehen, dass niemand ihren Weg bis nach Liannon zurückverfolgen konnte. Auf diese Weise dauerte es beinahe eine halbe Stunde, bis sie endlich in den unterirdischen Tempelruinen eintrafen.

      Die klamme Luft, die ihnen entgegenschlug, hatte seit Berekhs letztem Besuch an Qualität nicht gerade gewonnen.

      »Was ist das für ein Geruch?«, presste Tosalar hervor, einen Ärmel seiner kostbaren Robe vor Nase und Mund gedrückt.

      »Der Tod«, antwortete Berekh kalt, obwohl ihm der Gestank nicht weniger zusetzte als seinem Begleiter.

      »Nicht die Verwesung«, erboste sich der Erzmagier. »Hältst du mich für weltfremd? Da ist noch etwas anderes.«

      »Das meine ich doch.« Also war er nicht der Einzige, der Krajas Parfum roch. Er hatte es sich nicht bloß eingebildet. »Glaube mir, da besteht kein Unterschied.«

      Sollte er sich jetzt erleichtert fühlen? In Anbetracht der Tatsache, dass es sich in diesem Fall nur um einen Hinterhalt handeln konnte, in den sie gerade bereitwillig hineinmarschierten, hegte Berekh da seine Zweifel. Wenn der Geruch keine Einbildung war, hatte die Schwarzmagierin ihn bewusst hinterlassen, andernfalls wäre er längst verschwunden.

      Aber umzukehren kam nicht in Frage. Was auch immer sie dort unten erwartete, konnte Aufschluss geben über das, was über kurz oder lange über die Welt hereinbrechen

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