Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas Suchanek
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Die Augen des Admirals funkelten gierig, als er nach dem Datenträger griff. »Sagen Sie mir Doktor, hatten wir mit unserer Vermutung recht?« Er schluckte.
Irina nickte. »Ich fürchte: Ja, das hatten wir.«
Michalew schlug mit seiner rechten Faust wütend auf die Tischplatte. »Man sollte sie in Stücke schießen! Diese verdammten Dreckskerle!«
Irina würde jenen Moment niemals vergessen, als sie das Ergebnis des Tiefenscans erhalten hatte. Entgegen dem, was sie Captain Cross mitgeteilt hatte, war es ihr gelungen, zumindest die äußere Schicht der Parlidenhaut zu durchdringen. Was sie gefunden hatte, würde alles verändern.
»Ja, das sollte man.« Sie nickte langsam. Dann deutete sie auf den Datenkristall. »Schauen Sie sich die Auswertung an, jetzt.«
Michalew verzog die Mundwinkel abschätzig. Er war kein Mann, der sich etwas befehlen ließ, doch als er Irina in die Augen blickte, gab er sich einen Ruck.
Die Projektoren des seitlich neben dem Tisch stehenden Holotanks erwachten. Das holografische Abbild eines Parlidenkörpers entstand einige Zentimeter über der glatten Oberfläche des tischähnlichen Konstrukts. Daneben wurden Zahlen und Daten eingeblendet.
Noch immer runzelte Michalew die Stirn. Erst als Irina mit dem Finger auf eine spezifische Datenreihe deutete, entgleiste seine Miene. Sie kannte den Admiral seit vielen Jahren, doch niemals hatte sie ihn derart fassungslos erlebt. Sein Gesicht nahm den Farbton rentalianischer Kreide an. »Weiß außer uns beiden irgendjemand hiervon?«
Irina schüttelte schweigend den Kopf.
»Gut.« Michalew taxierte sie mit seinem eisenharten Blick. »Und das wird auch genau so bleiben, Irina. Verstehen Sie, was ich damit sagen will? Niemand wird hiervon erfahren. Nicht einmal die Spezialisten, die sich um den Körper kümmern. Ich werde dafür sorgen, dass die entsprechende Analyse nicht durchgeführt wird.«
Sie nickte. »Aber was werden Sie unternehmen? Was können Sie tun?«
»Oh, da habe ich bereits genaue Vorstellungen.« Mit einer Geste ließ er das Hologramm erlöschen. »Wir setzen die Wissenschaftler auf eine Lösung des Problems an. Und sobald sie diese gefunden haben, werde ich den Rest der Admiralität einweihen. Nicht vorher.«
Irina beugte ihren Oberkörper nach vorne. »Verwenden Sie es nicht gegen ihn. Versprechen Sie mir das, Admiral.«
Kurz sah es so aus, als wollte Michalew aufbegehren, doch er besann sich eines Besseren und nickte stattdessen.
»Danke.«
Ohne weiter darauf einzugehen, wechselte er das Thema. »Ich habe den Bericht von Captain Cross gelesen. Ehrlich gesagt war ich überrascht. Während die HYPERION unterwegs war, habe ich eigentlich alles vorbereitet, um ihn bei seiner Rückkehr von seiner Position zu entfernen.« Michalew bleckte die Zähne. »Natürlich hätte das Ganze eher wie eine Belobigung gewirkt. Eine Versetzung auf einen ruhigeren, aber völlig nutzlosen Posten. Doch dann kehrt dieser Kerl von seinem ersten Kommando als Held zurück – schon wieder. Und obendrein hat er drei Parlidenschiffe fertiggemacht. Das hat sogar mich beeindruckt. Vielleicht ist er doch der Richtige. Was denken Sie?«
Irina schüttelte den Kopf. »Er ist Idealist. Er wird sich von niemandem instrumentalisieren lassen.«
»Wir werden sehen.« Michalews Augen funkelten. »Mit dem richtigen Angebot kann sich das schnell ändern. Soll er einstweilen zeigen, was er kann. Er ist es möglicherweise doch wert, ein wenig protegiert zu werden. Genau wie diese Tess Kensington. Eine interessante Offizierin. Besiegt mit einem beschädigten Leichten Kreuzer zwei Parlidenschiffe. Das gefällt mir.«
Irina schwieg.
»Was ist mit Noriko Ishida?«, fragte Admiral Michalew.
In diesem Fall ist wohl auch er berechenbar. Sie hatte die Frage schon länger erwartet. »Sie fügt sich ein. Zwischen ihr und Cross wächst ein Band. Die übrigen Besatzungsmitglieder sind ihr gegenüber verschlossen und zurückhaltend. Einige entwickeln dank Ihrer Leute ein zunehmendes Misstrauen gegen die I.O. Aber aktuell sieht es gut für sie aus.«
»Dieses verdammte Miststück.« Michalew schwieg einen Moment. »Aber soll Sie sich ruhig in Sicherheit wiegen. Ich denke mir etwas besonders Nettes für sie aus.«
Irina schloss für einige Sekunden die Augen. Der Hass des Admirals auf die I.O. der HYPERION wuchs immer weiter. Und jeder in ihrem Umfeld wurde ebenfalls davon getroffen. Sjöberg, der Ishida auf die HYPERION versetzt hatte, und auch Cross, falls er sie zukünftig schützen sollte.
»Das wäre es für heute. Halten Sie mich auf dem Laufenden.« Michalew nahm ein Datenpad in die Hand.
Irina nickte kurz, dann stand sie auf und verließ den Raum des Admirals. Unweigerlich verspürte sie das tiefe Bedürfnis, sich gründlich zu waschen.
*
13. Dezember 2265, Leichter Kreuzer PROTECTOR, Frachtraum I
Der Schleier zerstob und FRAKTAL I erwachte. Sofort begannen seine Sensoren die Umgebung abzutasten. Es befand sich auf einem Raumschiff. Allein. Der interne Speicher zeigte an, dass seine Abwehrmechanismen aktiviert worden waren. Das hätte nicht passieren sollen. Seine wahre Macht durfte nicht zu früh enthüllt werden.
Aber warum war es erwacht? Es fand sich kein Wächter in seiner Umgebung.
Plötzlich flimmerte in einiger Entfernung die Luft. Eine Silhouette entstand. Die Sensoren bestätigten, dass eine holografische Verbindung etabliert wurde.
»Ich grüße dich,« erklang kurz darauf eine Stimme. Die visuellen Sensoren bestätigten, dass ein Mensch erschienen war. Ein Wächter.
»Es ist mir gelungen, dich zu bergen«, sagte der Mensch. »Ich bin Legat 2. Die Menschheit wurde aufmerksam, ahnt jedoch noch nichts über die Hintergründe.«
Die Vollendung des Plans war also endlich eingeleitet worden. Die zweite Phase begann, nach all diesen Jahren. »Gab es Schwierigkeiten?«
Legat 2 schüttelte den Kopf. »Dieser Körper war die richtige Wahl. Niemand vermutet in mir etwas anderes als einen loyalen Offizier der Menschheit. Ich gehöre zur Brückencrew des neuesten Schiffes der Solaren Space Navy, der HYPERION. Allerdings wurden die Abtrünnigen aufmerksam. Die Menschen nennen sie Parliden.«
»Sie sind eine Gefahr für den Plan.«
»Nicht mehr lange.« Legat 2 schnitt eine Grimasse. Im Speicher des FRAKTALS wurde es als »Lächeln« beschrieben. »Ich habe Dinge in die Wege geleitet. Die Menschheit hat erstmals weitere Informationen über die Parliden erhalten. Die richtigen Personen sitzen an den richtigen Stellen. Ein Krieg wird kommen.«
Alles verlief genau nach Plan. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschheit zu diesem Zeitpunkt noch etwas gegen die Vollendung unternehmen konnte, wurde immer unwahrscheinlicher. »Bevor ein Krieg ausgelöst wird, sollten die Menschen weitersuchen. Ich muss vervollständigt werden.«
»Ich