Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas Suchanek

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der Admiralität geschlossen hinter Ihnen. Genau wie die Öffentlichkeit. Sie sind noch immer ein Held. Aber nehmen Sie sich in Acht: Admiral Michalew ist auf Sie aufmerksam geworden. Er mag gegen die Parliden sein, doch er hat ein tiefgehendes Interesse an ihrer I.O.«

      »Sie hat es mir erzählt.«

      Überrascht weiteten sich Sjöbergs Augen. »Dann hält sie zweifellos eine Menge von Ihnen. Sie hat nur mit einer Handvoll Menschen über die Hintergründe gesprochen.«

      Jayden nickte. »Es ist eine verdammte Schweinerei, dass Michalew mit dieser Sache davongekommen ist.«

      »Und es zeigt, wie viele Freunde er in der Politik und der Admiralität noch immer hat. Unterschätzen Sie ihn nicht. Er ist ein gewiefter Taktiker und weiß genau, was er will.«

      »Und was will er?«

      Sjöberg winkte ab. »Lassen wir dieses Thema für heute. Es gibt Wichtigeres. Ein Team aus Spezialisten wird das Fraktal in den nächsten Tagen bergen. Es wird zur Wissenschaftsakademie auf dem Mars gebracht. Genauer, in eine stillgelegte Station im Niemandsland.«

      Immerhin nahmen sie seinen Bericht also ernst. Das Niemandsland – das ewige Mahnmal der Freeman-Diktatur – würde wohl niemals wieder besiedelt werden. »Fanden die Wissenschaftler schon weitere Hinweise?«

      Sjöberg verneinte. »Etwas Ähnliches findet sich in keiner Datenbank. Was immer es auch ist, es wird noch einige Zeit dauern, bis wir mehr darüber wissen. Aber es ist dem Zugriff der Parliden entzogen, das ist das Wichtigste.«

      »Das sehe ich auch so, Sir.«

      »Dann kehren Sie jetzt auf die HYPERION zurück, Captain. Die Werftcrew von Jupiter-2 wird sicher noch einige Wochen benötigen, bis die Schäden beseitigt sind.«

      »Zeit genug, den Stapel an Papierkram abzuarbeiten.«

      »Und das sind doch die wahren Herausforderungen.« Sjöberg lachte auf. »Aber ich bin sicher, Sie meistern auch das.«

      Jayden nickte seinem Vorgesetzten zum Abschied zu, dann verließ er dessen Büro. Als das Schott hinter ihm einrastete, atmete er erleichtert auf. Das war doch deutlich besser gelaufen als vermutet.

      *

      »Ob das eine gute Idee war?« Admiral Pendergast trat an das weite Fenster des Büros. Von hier aus konnte sie die Ausläufer der Landungspods sehen, die aus der Mitte von SOL-22 zu allen Seiten hin entsprangen. »Sie können Cross nicht ewig beschützen, Björn.«

      Admiral Sjöberg erhob sich und trat zu ihr. »Nicht ewig, aber sicher noch ein Weilchen. Michalew wird es nicht wagen, ihn direkt anzugreifen. Noch nicht.«

      »Nein, da haben Sie vermutlich recht. Cross rettete immerhin eine ganze Kolonie. Und nun besiegte er drei Parlidenschiffe und brachte uns dieses Ding. Zum jetzigen Zeitpunkt ist er unangreifbar. Was vermutlich hauptsächlich daran liegt, dass Sie all seine Erfolge an die Presse weiterleiten. Nein, versuchen Sie erst gar nicht, es abzustreiten. Wir beherrschen dieses Spiel beide einfach zu gut. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Cross die Seiten wechseln könnte?«

      Sjöberg lachte. »Welche Seiten? Cross ist ein Captain. Denken Sie doch zurück an jene Zeit auf der Brücke eines Schiffes, Captain. Dort draußen ist Politik völlig bedeutungslos.«

      »So war es vielleicht einmal.« Sie schüttelte den Kopf, wodurch ihr brauner Pferdeschwanz hin und her wippte. »Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Die Welt ist kompliziert geworden. Wenn Michalew eine Zielscheibe auf Cross’ Stirn malt, hat der doch selbst durch unser Protegieren keine Chance.«

      »Unsere?«

      Santana ignorierte Sjöbergs Einwurf. »Aber wenn unser Wunderknabe auf Michalews Seite wechselt, wird er aufsteigen wie ein Komet.«

      Sie wusste selbst nicht so genau, was sie eigentlich von Captain Cross halten sollte. Er besaß Mut und Idealismus. Beides Dinge, die in der heutigen Zeit viel zu wenigen Offizieren zu eigen waren. Doch würde ihm das auf Dauer nützen? Schon andere seiner Art waren gescheitert an der harten Realität der Space Navy, die von politischem Kalkül und Karrieristen dominiert wurde.

      Noriko Ishida war das Paradebeispiel. Michalew hatte sie zerstört. Und der einzige Fehler, den sie begangen hatte, war für Recht und Ehre einzutreten. Und was konnte man gegen Michalew schon tun? Er hatte einfach zu viel Einfluss.

      Sie machte sich nichts vor. Auch auf der HYPERION saßen genug von Michalews Leuten – das war gar nicht zu vermeiden. Und diese würden jeden Fehler, der gemacht wurde, an den Admiral weiterleiten.

      Doch eines war sicher: Santana hatte sich in Captain Jayden Cross geirrt. Er war weder Karrierist noch Heißsporn – zumindest kein leichtsinniger Heißsporn. Er verdiente eine faire Chance.

      »Ich vertraue ihm.« Sjöbergs Stimme holte sie zurück in die Realität. »Und genau deshalb habe ich ihn ausgewählt.«

      »Warum?« Santana stellte Blickkontakt her. »Warum vertrauen Sie ihm, Björn?«

      Sjöberg winkte ab. »Unwichtig. Und mir ist natürlich klar, dass er sich Ihr Vertrauen erst verdienen muss. Aber ich hoffe, Sie vertrauen mir und meinem Urteil.«

      Santana lachte. »Ich bin davon beeindruckt, was Sie und Admiral Jansen geschafft haben. Doch verwechseln Sie das nicht mit Vertrauen. Einstweilen stehe ich auf Ihrer Seite. Aber mein Bestreben ist es immer, das Beste für die Space Navy der Solaren Union zu tun. Sollte ich der Meinung sein, dass Sie und Jansen dem entgegenstehen oder dass Cross der falsche Mann für den Stuhl des Captains auf der HYPERION ist, wird sich das ändern.« Sie warf Sjöberg einen durchdringenden Blick zu.

      Er nickte. »Verstanden, Santana. Und mehr ist es auch nicht, um das ich Sie bitte.«

      Sie warf noch einmal einen kurzen Blick auf die Dunkelheit des Alls, dann wandte sie sich ab und verließ Sjöbergs Büro.

      *

      »Ich habe Sie schon erwartet«, sagte Admiral Juri Michalew. »Kommen Sie nur herein, Doktor.«

      Wie immer, wenn sie das Büro von Michalew betrat, fühlte Irina einen Schauer ihren Rücken hinunterjagen. Der Admiral lächelte sie an, doch sie machte nicht den Fehler, dies als freundliche Geste zu missinterpretieren. Es war das Lächeln eines Raubtiers, das sein Opfer abschätzend taxierte. »Admiral.« Sie schenkte ihm ein förmliches Nicken. »Es war mir leider nicht früher möglich.«

      »Das verstehe ich.« Er bedeutete ihr, Platz zu nehmen. »Und angesichts der neuesten Entwicklungen würde das wohl jeder. Sie haben immerhin einen lebenden Parliden mit nach Hause gebracht. Von diesem seltsamen Fraktal gar nicht zu reden. Der erste Einsatz der HYPERION war recht abenteuerlich.«

      Irina ließ sich in den Konturensessel sinken. »Das Fraktal ist ein Mysterium, um das andere sich kümmern müssen. Bei dem gefundenen Parliden sieht es jedoch anders aus.« Sie konnte das Entsetzen nur schwer verbergen, das noch immer in ihr tobte. »Waren Sie in der Lage, den Körper an sich zu bringen?«

      Michalew nickte. »Eine Gruppe befreundeter Offiziere hat ihn ‚beschlagnahmt’. Ich werde nur

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