Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens
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»Toll!« Jetzt leuchteten die Augen des Kleinen. Sofort hockte er sich vor den Hund hin. »Ich weiß schon, daß du ein ganz lieber Hund bist.«
Katharina schmunzelte, dann wandte sie sich an Frauke, die sich noch immer nicht gerührt hatte. »Ich nehme an, daß Sie den Doktor aufsuchen wollen. Gehen Sie nur hinein in die Praxis. Ich werde mich solange um Meike und Florian kümmern. Sagen Sie aber bitte bei der Anmeldung, daß Sie die Kinder mitgebracht haben.«
Frauke ging auf Katharina zu, und diese merkte nun, daß sich die junge Frau wie eine Marionette bewegte. »Ich komme wegen Meike her. Es geht ihr schlecht. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.« Auch ihre Worte kamen stockend von ihren Lippen.
»Was ist mit Meike?« Katharina sah auf das Kind, das sich an den Zaun gelehnt hatte. Die Tränenspuren auf den Wangen waren nicht zu übersehen.
»Ich weiß nicht! Ich kann auch nicht…« Im Zeitlupentempo fuhr sie sich durch das Haar, dann ging ihr Blick ins Leere, sie schwankte.
Katharina griff zu und legte der Frau ihren Arm um die Schultern. Sie spürte, wie diese zitterte. Die Frau war völlig fertig, und es sah ganz nach einem Nervenzusammenbruch aus.
»Es ist richtig, daß Sie gekommen sind. Jetzt wird alles wieder gut.« Liebevoll sprach Katharina auf die Verzweifelte ein. Frauke lehnte den Kopf an ihre Schulter, doch gleich darauf schreckte sie wieder hoch.
»Wo sind meine Kinder? Ich habe nur noch meine Kinder!«
Katharina gelang es mit ihrer ruhigen, freundlichen, aber resoluten Art, den Kindern die Angst zu nehmen. Sie durften mit dem Hund im Garten bleiben, während sie Frauke gleich zu Eric brachte. Sie bekam noch mit, wie Frauke, als diese dem Arzt gegenüberstand, in einen Weinkrampf ausbrach.
»Ich behalte Frauke und die Kinder im Doktorhaus«, sagte sie entschlossen zu Dr. Baumann. »Wenn du ihr ein Beruhigungsmittel gibt, dann kann sie sich hinlegen. Die Kinder bringe ich später zu dir.«
Eric zog die Augenbrauen in die Höhe. »Es ist gut, Katharina! Natürlich bin ich einverstanden, daß wir uns um die Familie kümmern. Du machst das schon richtig. Nur, wie ich meine Patienten behandeln soll, das mußt du schon mir überlassen.«
»Entschuldige!« Katharina schnaubte durch die Nase, dann eilte sie in den Garten zurück. Sie wollte nicht, daß es auch dort zu Tränen kam.
*
Reiner Ebert starrte auf den Hörer in seiner Hand. Sein Gesprächspartner hatte bereits aufgelegt, es klang nur noch ein Piepston an sein Ohr. Noch immer konnte er nicht glauben, was dieser Doktor ihm da gerade erzählt hatte.
Hastig legte er den Hörer auf die Gabel zurück. Wo war nur seine Frau? Richtig, sie war nach oben gegangen, um sich umzuziehen. Sie wollten wieder einmal einen Spaziergang durch den Park der Residenz Marienburg machen. Die Blumenbeete mußten zu dieser Jahreszeit in voller Blüte stehen. Er fuhr sich über die Augen. Daran war jetzt natürlich nicht mehr zu denken. Er ging zur Treppe, die hinauf in den ersten Stock führte. Bereits auf der untersten Stufe rief er nach seiner Frau.
Elisa Ebert stand vor dem Spiegel im Schlafzimmer und bürstete ihr Haar. Es war noch dicht und wies nur ganz vereinzelt ein paar graue Haare auf. Sie ließ die Bürste sinken, als sie den Ruf hörte. Was war denn los? Es war ihr nicht entgangen, daß vorhin das Telefon geklingelt hatte. Nun trat sie hinaus auf den Flur, und da erschien auch schon ihr Mann auf der Treppe.
»Elisa, wir müssen sofort nach Tegernsee fahren«, stieß er erregt hervor.
»Hat Gero angerufen? Ist etwas mit Frauke oder den Kindern?«
Herr Ebert schüttelte noch immer fassungslos den Kopf. »Nein, nein, es war ein Arzt am Telefon.«
»Was sagst du da?« Die Erregung ging auf seine Frau über.
Reiner Ebert faßte nach dem Geländer, er mußte sich jetzt irgendwo festhalten. Langsam ging in sein Bewußtsein über, was er da soeben gehört hatte. Seine Frau eilte einige Stufen hinab und griff nach seinem Arm. »Was ist denn passiert?«
»Ich weiß es nicht so genau. Ein Arzt war am Apparat, ein Dr. Baumann.«
»Dr. Baumann«, wiederholte seine Frau, dann nickte sie. »Dr. Baumann ist doch der Hausarzt unserer Kinder.«
»Ja, das kann stimmen.«
Elisa Ebert führte ihren Mann zum nächsten Stuhl. »Bitte, Reiner, was hat der Doktor gesagt?«
»Er hat gefragt, ob wir nach Tegernsee kommen können.«
»Natürlich können wir das«, rief Elisa, da ihr Mann schwieg.
»Das habe ich ihm auch gesagt. Und dann hat der Arzt gemeint, wir sollten uns keine Sorgen machen. Noch ist wohl nichts geschehen.«
»Was heißt denn das?« Elisas Beine gaben nach, sie ließ sich ihrem Mann gegenüber auf einen Stuhl fallen.
»Ich weiß es nicht, ich kann es nicht sagen.« Nervös rieb Reiner Ebert die Handflächen gegeneinander. Er versuchte, sich an jedes Wort zu erinnern, das der Arzt gesagt hatte.
»Gero! Hat er etwas über Gero gesagt? Ist Gero verletzt? Gab es einen Unfall?« Die Fragen sprudelten jetzt nur so aus Elisa Eberts Mund hervor.
»Nein, ich denke nicht!« Reiner zwang sich zu einem Lächeln. »Die Kinder und Frauke sind im Doktorhaus. Wenn wir nach Tegernsee kommen, dann sollen wir zuerst dort vorbeifahren.«
»Ich verstehe nicht!« Erregt fuhr Elisa auf.
»Ich auch nicht!« gab ihr Mann zu. Er beugte sich nach vorn und legte seine Hand über die seiner Frau. »Wir fahren nach Tegernsee, dann werden wir bald mehr wissen.«
Elisa ließ sich jedoch nicht beruhigen. »Was ist mit Gero? Wo ist er?«
»Mit ihm scheint alles in Ordnung zu sein, jedenfalls laut Dr. Baumann.«
»Was soll das alles?« Elisa sprang auf. »Ich werde diesen Arzt sofort anrufen.«
»Besser nicht«, sagte Reiner und versuchte, seine Frau aufzuhalten. »Er praktiziert gerade, ich meine, er hat auch noch andere Patienten. Aber er hat gesagt, daß Frauke mit den Kindern den ganzen Tag über im Doktorhaus bleiben wird. Wir sollen dorthin kommen und wir sollen uns keine Sorgen machen.«
»Das ist leichter gesagt als getan. Irgend etwas kann da doch nicht stimmen.« Erregt begann die Großmutter von Meike und Florian wieder auf und ab zu gehen.
Ihr Mann hatte sich inzwischen aber wieder gefangen. Die Stimme des Arztes war sympathisch gewesen. Jetzt, da er sich alles durch den Kopf gehen ließ, fand er, daß er zu diesem Arzt Vertrauen haben konnte. Sicherlich war irgend etwas vorgefallen, aber es würde sich alles wieder beheben lassen. Er legte Elisa die Hände auf die Schultern.
»Wir wollen nicht länger herumrätseln. Wir fahren nach Tegernsee. Komm, wir wollen rasch das Nötigste einpacken. Ich nehme an, daß wir in Tegernsee über Nacht bleiben werden.«
»Aber warum?«
»Wir werden es erfahren.«