Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman. Laura Martens
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Читать онлайн книгу Der Arzt vom Tegernsee Staffel 4 – Arztroman - Laura Martens страница 17
Meike hielt ihn fest. »Mami ist krank, sie kann mit uns jetzt nicht zu Papa fahren. Der Onkel Doktor hat gesagt, daß sie sich ausruhen muß und daß wir ganz lieb zu ihr sein sollen.«
»Ich will nicht nur zu Mami lieb sein, ich will auch zu Papa lieb sein.«
»Papa ist doch nicht krank.« Meike schnitt eine Grimasse. »Du kannst das noch nicht verstehen, du bist eben noch zu klein. Du mußt aber das machen, was Omi dir sagt.«
Florian haßte es, wenn Meike ihm sagte, daß er zu klein war. Er war schon öfter eifersüchtig auf die ältere Schwester gewesen und mochte es überhaupt nicht, wenn er von ihr beaufsichtigt wurde. »Ich bin schon groß«, behauptete er daher auch sofort empört. »Ich werde es dir zeigen! Ich kann ganz alleine zu Papa gehen. Ich weiß, wo die Galerie ist. Sie ist neben dem großen Park.«
»Du bist noch dümmer, als ich gedacht habe.« Meike lachte laut auf. »Du kannst doch nicht bis Bad Wiessee laufen. Bad Wiessee liegt auf der anderen Seite des Sees.«
»Selber dumm! Ich fahre mit dem Schiff. Ich weiß, wie das geht.«
»Dazu brauchst du doch Geld!« Meike lachte. Sie machte sich wieder einmal über ihren kleinen Bruder lustig.
Florian schossen die Zornestränen in die Augen, er ballte die Fäuste. »Ich werde Papa sagen, wie gemein du bist.«
»Du kommst gar nicht zu Papa, So ein kleiner Junge kann nicht allein mit dem Schiff fahren.« Sie lachte nochmals, doch dann wurde ihr Gesicht schlagartig traurig. »Du begreifst doch überhaupt noch nicht, was los ist. Wenn wir zu Papa kommen würden, so würde er uns wieder wegschicken.«
Florians geballte Hände sanken nach unten. Mit offenem Mund starrte er seine Schwester an, dann schüttelte er jedoch heftig den Kopf. »Mich schickt Papa nicht weg!«
»Doch!« beharrte seine Schwester. »Ich weiß auch, warum. Papa mag uns nämlich nicht mehr. Deswegen ist Mami auch krank geworden. Ich… ich will auch krank werden.« Meikes Lippen begannen zu zittern. Sie sah ihren Bruder nicht mehr an, als sie fortfuhr: »Weil Mami krank ist, sind jetzt Opa und Omi gekommen.«
»Ich will aber nicht Omi und Opa, ich will Papa haben!« Zornig stampfte Florian mit dem Fuß auf.
Die Achtjährige antwortete dem Bruder nicht, auch sie sehnte sich nach ihrem Vater. Sie kehrte Florian einfach den Rücken und ging hinüber zur Schaukel, wo sie lustlos auf und ab zu wippen begann.
»Ich will zu Papa«, rief Florian laut, doch seine Schwester beachtete ihn nicht weiter. Da fing er zu weinen an. »Papa, ich weiß, daß da alles nicht stimmt! Alle sind dumm!« Er schnupfte laut. Laut rief er dann in Richtung seiner Schwester: »Und ich fahre doch zu Papa! Ich werde ihm alles erzählen.«
Meike machte nur eine abfällige Handbewegung, dann begann sie heftiger zu schaukeln.
»Warte nur«, brüllte Florian, dann drehte er sich auf dem Absatz um und lief zum Haus. Wütend riß er die Hintertür auf, besann sich dann aber. Ihm war klar, daß seine Omi ihn nicht zu seinem Papa fahren lassen würde. Und Mami, die wollte nicht zu Papa fahren. Sie hatte ja mit dem Flugzeug noch weiter weg gewollt von Papa. Er setzte sich auf die Treppe und überlegte. Wo das Schiff abfuhr, das wußte er. Er mußte also nur Geld holen, damit er eine Fahrkarte kaufen konnte. Seine Miene erhellte sich. In seinem Zimmer stand doch sein Sparschwein.
Auf Zehenspitzen schlich Florian ins Haus. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen, und so hörte er die Stimme der Großmutter. Unwillkürlich blieb er stehen.
»Wahrscheinlich ist es das beste, wir nehmen die Kinder mit nach Würzburg. Sie waren doch immer gerne bei uns. In einer anderen Umgebung wird es mit ihnen einfacher sein.«
»Vergiß nicht«, warf Reiner Ebert ein, »Dr. Baumann sprach von einer Therapie.«
Florian spitzte die Ohren. Was sagte sein Opa da?
Elisa achtete nicht auf die Worte ihres Mannes. »Ich hoffe, daß Frauke morgen einigermaßen ansprechbar ist, dann werde ich ihr das vorschlagen. Natürlich werde ich auch mit Gero sprechen. Wenn es wirklich stimmt, daß er kaum noch hier ist, dann wird er sicher nichts dagegen haben, wenn wir die Kinder während der Ferien zu uns nehmen.«
Nein, ich will nicht! wollte Flori brüllen, aber noch rechtzeitig preßte er die Lippen fest aufeinander.
»Ich weiß nicht, wir sind keine Therapeuten«, entgegnete Reiner Ebert nach einigem Überlegen. »Was auch immer zwischen Frauke und Gero vorgefallen ist, die Kinder müssen zur Ruhe kommen. Du solltest wieder einmal nach ihnen sehen.«
Florian konnte sich nicht rühren. Hatte Meike doch recht? Wollte der Papa sie nicht mehr haben! Er würde jedenfalls weglaufen, er würde sich nicht von seiner Omi mitnehmen lassen. Er starrte auf die halbgeöffnete Tür und war bereit zu fliehen, wenn seine Omi herauskommen würde. Elisa Ebert trat jedoch nur ans Fenster und sah hinaus.
»Meike schaukelt«, verkündete sie. »Ich kann sie von hier aus sehen, da ist Florian bestimmt auch nicht weit. Wenn sie zusammen spielen, dann wollen wir sie noch etwas lassen. Ich sehe jetzt nochmal nach Frauke. Ich hoffe ja sehr, daß die Tablette die gewünschte Wirkung gehabt hat. Sie war völlig verstört und brach gleich in Tränen aus.« Erneut wunderte sich Elisa darüber. »So kannte ich Frauke bisher gar nicht. Ich bin auch der Ansicht, daß sie dringend ärztliche Hilfe braucht. Vielleicht sollte ich Gero doch anrufen.«
Reiner Ebert trat zu seiner Frau und sah nun ebenfalls zu Meike hinaus, die schaukelte. »Nun mach dich nicht verrückt. Ich bin sicher, daß Gero sich meldet, und mit Dr. Baumann müssen wir sowieso nochmals sprechen. Meike muß aufgepäppelt werden.«
Sollten Omi und Opa doch Meike mit nach Würzburg nehmen, er wollte jedenfalls nicht mit. Ihn hatte ja sowieso niemand mehr lieb. Florian wandte sich ab, und da er nicht wußte, wohin er sollte, ging er Richtung Wald. Vielleicht würden sie ihn ja wieder suchen, wenn er nicht da war. Beim letzten Mal hatte Mami sich große Sorgen um ihn gemacht, das hatte zumindest der Onkel Doktor gesagt. Er hatte zwar versprochen, nicht mehr wegzulaufen, aber er lief ja auch nicht weg, er würde doch nur bis zum Wald gehen.
Florian ging wirklich langsam, doch niemand hatte sein Weggehen bemerkt. Elisa Ebert war nochmals zu ihrer Schwiegertochter gegangen und hatte sich davon überzeugt, daß diese fest schlief. Reiner Ebert hatte sich nun doch dazu entschlossen, in der Galerie anzurufen. Sein Ruf ging zwar dorthin, aber am anderen Ende meldete sich niemand.
*
»Eric, Eric!« Katharina Wittenberg war so aufgeregt, daß sie auf den Terrassenstufen stolperte und hinfiel und sich dabei sogar das Knie aufschlug.
»Katharina!« Erschrocken kam Dr. Baumann angelaufen. »Laß mal sehen! Hast du dir wehgetan?« Er wollte nach Katharina greifen, aber diese kam schon von selbst wieder auf die Beine.
»Alles in Ordnung! Wir müssen uns beeilen!« Sie nahm Erics Hand und wollte ihn die Stufen hinaufziehen. Als sie jedoch den Fuß aufsetzte, zuckte sie zusammen und wäre beinahe wieder eingeknickt. Trotzdem wollte sie Eric wegstoßen, doch dieser war bereits vor ihr in die Knie gegangen und schob nun ihren Rock etwas höher.
»Du blutest! Ich muß dich zuerst verarzten.«
»Dazu ist jetzt keine Zeit! Da kam gerade ein Anruf.«
»Gut,