Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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Ihnen noch Ihrer Frau zur Last fallen.« Daniels Stimme klang verächtlich. »Ich werde meinen Sohn zu mir nehmen.«

      Über diesen Entschluss dachte Daniel noch nach, als er schon wieder in der Maschine nach München saß. Er hatte sich ganz spontan dafür entschieden, sich vor aller Welt zu seinem Sohn zu bekennen. Und er war froh darüber. Es war richtig, dass ich sofort nach Hamburg flog, dachte er jetzt. Nur so konnte ich die Wahrheit so schnell herausfinden. Mein plötzlicher Besuch war ein Schock für den Reeder und dessen Frau. Was für Menschen!, dachte er angeekelt. Sie leben selbst in unvorstellbarem Luxus und lassen zu, dass das Kind ihrer Tochter in Not und Elend aufwächst. Und das alles nur, weil sie um ihren guten Ruf fürchten.

      Daniel kam mit der letzten Maschine in München an. Spät nachts. Deshalb fuhr er nach Hause. Am nächsten Morgen rief ihn eine wichtige Besprechung in sein Werk. Aber gleich danach fuhr er nach Gmund.

      Der alte Nissen hatte aus Hamburg ein Telegramm erhalten. Daniel Fernau sei berechtigt, Jens mitzunehmen, stand darin.

      Daniel musste fast lächeln, als der alte Nissen ihm die Mitteilung zeigte. Sie haben Angst, dachte er. Angst vor dem Skandal. Nur deshalb haben sie klein beigegeben. Aber der Kampf ist noch nicht zu Ende. Wenn Jens mir zugesprochen werden soll, müssen sie die Wahrheit auch vor Gericht zugeben.

      »Was soll denn aus Jens werden?«, fragte der alte Nissen jammernd. Er dachte nur daran, dass jetzt die monatlichen Zahlungen ausbleiben würden. Der Junge war ihm egal.

      »Ich werde Jens zu mir nehmen«, erwiderte Daniel.

      »Und das Geld? Kriege ich kein Geld mehr?«

      Angewidert wandte Daniel sich ab. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie eine Abfindungssumme erhalten. Wo ist Jens?«

      »In der Schule. Er kommt um eins nach Hause.« Der Blick Heinrich Nissens wurde neugierig. »Wie hoch würde denn die Abfindung sein?«

      Er bekam jedoch keine Antwort. Daniel hatte das unordentliche Wohnzimmer bereits verlassen.

      Kurz darauf wartete er vor dem Schulgebäude auf Jens.

      Lange musste er nicht warten. Kurz nach ein Uhr öffnete sich das Tor, und die Kinder strömten heraus.

      Jens erkannte Daniel sofort wieder. Abrupt blieb er stehen.

      Daniel registrierte, dass der Junge diesmal Schuhe trug. Aber was für Schuhe! Vorn schauten die Zehen heraus, und vom Absatz existierte nur noch eine Hälfte.

      »Guten Tag, Jens.« Daniel streckte dem Jungen die Hand entgegen.

      Schüchtern griff Jens danach. »Tag.«

      »Ich nehme dich mit«, sagte Daniel ohne lange Einleitung. »Mit deinem Vater habe ich schon gesprochen.«

      Jens bekam kugelrunde Augen. »Wo…, wohin gehen wir?«

      »Das erzähle ich dir unterwegs. Komm jetzt. Oder willst du noch irgendetwas von zu Hause mitnehmen?«

      Jens schüttelte nur den Kopf. »Ich habe nichts.«

      »Keine Spielsachen?«

      »Nein.«

      »Dann komm.« Daniel ging voraus zu seinem Wagen.

      Jens folgte ihm. Als Daniel jedoch vor der großen Limousine stehen blieb, schluckte der Junge erstaunt. »Ist das Ihr Auto?«

      Daniel nickte lächelnd und öffnete die Tür. Beinahe ehrfürchtig stieg Jens ein. In so einem Auto bin ich noch nie gefahren, dachte er.

      »Wir kaufen zuerst ein paar Sachen für dich ein«, sagte Daniel und hielt vor einem Konfektionsgeschäft in Tegernsee.

      »Das ist aber ein sehr teurer Laden«, meinte Jens erschrocken.

      Lächelnd trat Daniel ein. Die Verkäuferin begrüßte ihn höflich. Als sie den ärmlich gekleideten Jungen sah, wurde ihr Blick unsicher.

      »Zeigen Sie einmal Unterwäsche, Hosen und Hemden für den Jungen«, verlangte Daniel und stellte dabei fest, dass ihm das Ganze Freude machte.

      Die Verkäuferin brachte zwei Knabenhosen, zwei flotte Hemden, wie sie gerade in Mode waren, und einen leichten bunten Pullover. »Das ist der letzte Schrei«, sagte sie dazu.

      Beim Anblick der schönen neuen Sachen hätte Jens fast geheult. Andächtig glitten seine Finger über die weiche Wolle des Pullovers. Ein Junge in seiner Klasse, der Sohn eines Arztes, trug immer so schicke Sachen und war von Jens stets glühend beneidet worden.

      »Probier die Sachen«, sagte Daniel und schickte Jens mit der Verkäuferin in die Umkleidekabine.

      Er selbst kam langsam nach. Er ahnte ja nicht, welche Seelenqualen Jens durchstand, weil er sich seiner zerrissenen und verwaschenen Unterwäsche schämte. Zum Glück ging die Verkäuferin wieder hinaus und ließ ihn allein. Ganz schnell schlüpfte Jens nun in die neuen Hosen und versteckte seine alte Unterwäsche darin.

      »Sitzt ja wie angegossen«, stellte Daniel fest, als Jens in der ersten neuen Hose aus der Kabine kam. »Schau einmal in den Spiegel.«

      Jens starrte sein Spiegelbild ungläubig an. Die Verkäuferin reichte ihm nun eines der beiden Hemden.

      Jens zog es an, und plötzlich sah er aus wie die Kinder wohlhabender Eltern, die er immer beneidet hatte und die für ihn auf einem unerreichbaren Sockel gestanden hatten.

      »Gut siehst du aus«, sagte Daniel. »Die Sachen passen dir und stehen dir. Möchtest du sie behalten?«

      Jens wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte nicht unverschämt sein, hätte aber sehr gern ja gesagt.

      »Fragen wir einmal anders herum. Gefallen sie dir?«

      »O ja.« Jens nickte eifrig.

      »Na also. Dann nehmen wir das alles«, bestimmte Daniel.

      »Alles auf einmal?« Jens’ Augen wurden ganz groß. Das waren zwei Hosen, zwei Hemden, ein Pullover und eine Jacke.

      »Natürlich alles.« Daniel musste lachen. »Du brauchst noch viel mehr.« Er suchte Socken und Unterwäsche aus und fragte die Verkäuferin nach dem nächsten Schuhgeschäft.

      »Darf ich …« Jens wurde rot. »Darf ich etwas gleich anziehen?«

      »Du musst sogar«, bestimmte Daniel.

      Nach einer weiteren halben Stunde besaß Daniel zwei Paar neue Schuhe, eine Sonnenbrille und einen leichten Sommermantel. Er kam sich vor wie im Schlaraffenland und hätte seinen Beschützer gern gefragt, warum er das alles für ihn tat. Außerdem hätte er gern gewusst, wohin er ihn bringen wollte. Doch er wagte es nicht, danach zu fragen. Er war so überwältigt, dass er kein Wort mehr herausbrachte.

      Immer wieder glitt sein Blick hinab zu den wunderschönen glatten Lederschuhen. Er wagte es kaum damit richtig aufzutreten. Aus Angst, sie könnten sich zu schnell abnutzen.

      »Und jetzt müssen wir unbedingt etwas essen, bevor wir weiterfahren«, sagte Daniel. »Ich sterbe nämlich vor Hunger. Wie ist es mit dir?«

      Jens

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