Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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Würstchen lag. Jens hätte gern gefragt, ob er es haben dürfe. Doch er traute sich nicht.

      Da angelte Vicky auch schon nach Ulrikes Teller. »Wenn du deine Wurst nicht willst, esse ich sie.«

      »Halt!« Ulrike hielt ihren Teller fest und schaute Jens an. »Willst du sie vielleicht haben?«

      »Schon, aber …«

      »Dann kriegst du sie.« Entschlossen griff Ulrike mit ihren kurzen dicken Fingern nach der Wurst und legte sie auf Jens’ Teller.

      Der schaute besorgt zu Vicky hinüber. War sie ihm auch nicht böse?

      Doch Vicky lachte nur. »Habe ich mir sowieso gedacht, dass du sie

      kriegst, Jens.«

      »Wenn du willst, gebe ich sie dir«, sagte Jens schnell.

      Doch Vicky winkte ab. »Nein, nein, iss nur. Ich bekomme eine von Heidi. Und außerdem können wir uns auch in der Küche noch ein zweites Paar Würstchen holen, wenn wir wollen. Tante Ma ist da nicht kleinlich.«

      »Tante Ma?«

      »So sagen wir zu unserer Heimleiterin«, klärte Angelika ihn auf.

      Jens war sehr müde, als er an diesem Abend in sein Bett stieg. Trotzdem blieb er noch einen Moment andächtig davor stehen, bevor er sich hineinlegte. Ein eigenes Zimmer, dachte er, mit einem Schrank ganz für mich allein. Und mit einem kleinen Schreibtisch sogar. Vor Freude hätte er am liebsten geheult. Er kam sich vor wie im Himmel. Andächtig strichen seine Finger über das Holz der Schreibtischplatte.

      Und wie ruhig es hier ist, dachte er, als er schon im Bett lag. In Gmund hatte entweder der Vater gegrölt, oder die Stiefeltern hatten sich gestritten. Da war es nie ruhig gewesen.

      Über diesen Gedanken schlief Jens ein. Er träumte, er sei wieder bei dem alten Nissen und werde von ihm verprügelt. Schreiend fuhr er aus dem Schlaf hoch. Erst nach einigen Sekunden registrierte er, dass er sich gar nicht mehr in dem muffigen engen Schlafzimmer befand, und dass seine Stiefgeschwister auch nicht da waren. Da erst fiel ihm ein, dass er in Sophienlust war. Er lauschte in die Dunkelheit hinein. Hatte ihn jemand gehört? Offensichtlich nicht. Da legte er sich wieder zurück und schlief mit einem glücklichen Lächeln ein. Von da an träumte er von Anjuta. Er nannte sie auch im Traum Mutti und bat sie immer wieder, doch endlich gesund zu werden.

      *

      Daniel war in den folgenden Tagen sehr beschäftigt. Die neue Produktion in seiner Firma hatte eingeschlagen. Jetzt flatterten ihm jeden Tag neue Aufträge ins Haus. Es ging wieder aufwärts. Daniel verbrachte seine Feierabende ausschließlich im Büro. Aber das machte ihm nichts aus. Ihm graute vor der großen leeren Villa in Grünwald. Denn Carsta war noch immer in Paris.

      Daniel sehnte sie allerdings auch nicht herbei. Wenn er an ihren Auftritt in Davos dachte, stieg ihm die Galle hoch.

      Auch die Sache mit Jens musste in Ordnung gebracht werden. Daniel wollte erreichen, dass Harald und Sonja Fabricius vor Gericht ein Geständnis ablegten, dass sie zugaben, ihrer Tochter das neugeborene Kind weggenommen und der Familie Nissen übergeben zu haben.

      Daniel hatte einen Rechtsanwalt mit der Sache beauftragt. Einen der besten Männer, den es dafür in Deutschland gab. Ihm saß er an diesem Nachmittag gegenüber.

      »Es wird nicht einfach sein, das zu erreichen«, sagte der Rechtsanwalt nachdenklich.

      »Das ist mir klar. Wenn es mir einfach erschienen wäre, hätte ich selbst versucht, die Sache in Ordnung zu bringen.«

      »Immerhin haben wir das Geständnis des alten Nissen«, meinte der Anwalt nachdenklich. »Das ist schon etwas. Und mit der Aussage von Anjuta Fabricius können wir auch rechnen.«

      »Wenn sie noch so lange lebt«, sagte Daniel leise.

      Über diesen Einwurf dachte er noch nach, als er den Rechtsanwalt bereits verlassen hatte und wieder auf dem Weg zu seinem Büro war. Mein Gott, wenn sie doch nur am Leben bliebe, wünschte er sich verzweifelt. Sie bedeutet mir so viel.

      Als er an diesem Abend nach Hause kam, rief er in Davos an und ließ sich mit Anjuta verbinden.

      »Daniel, warum rufst du an?«, fragte sie überrascht.

      »Ich wollte nur einmal hören, wie es dir geht.«

      Daniel hatte Angst vor ihrer Antwort, doch ihre Stimme klang aufrichtig und lebhaft, als sie antwortete. »Mir geht es ein bisschen besser. Der Arzt ist sehr zufrieden mit meiner Verfassung.«

      »Und wie fühlst du dich?«, fragte Daniel.

      »Auch gut. Wirklich.«

      »Das freut mich, Anjuta. Das freut mich sehr. Hör mal, ich werde dich nächstes Wochenende wieder besuchen. Bist du einverstanden?«

      »Was für eine Frage, Daniel. Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche. Kommst du allein?«

      »Wo denkst du hin?«, erwiderte er zärtlich.

      »Ich weiß doch, wie sehr du dir das Wiedersehen mit deinem Jungen wünschst. Mit unserem Jungen«, fügte er leise hinzu.

      »Ja, Daniel, das stimmt. Ich möchte ihn wiedersehen. Wirst du ihn mitbringen?«

      Daniel versprach es. Dabei beschloss er, auch Ulrike mitzunehmen. Auf diese Weise würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er würde das Wochenende mit Ulrike verbringen und gleichzeitig Anjuta sehen. Und außerdem konnte er ihr Jens bringen.

      Auf wen freue ich mich jetzt eigentlich mehr?, fragte er sich, als er an diesem Abend zu Bett ging. Auf Ulrike? Auf Anjuta? Oder auf Jens? Er konnte es nicht entscheiden und kam zu der Überzeugung, dass seine Vorfreude auf alle drei gleich groß war.

      *

      Jens saß im Aufenthaltsraum von Sophienlust und machte Hausaufgaben. Neben ihm saß Ulrike. Sie schaute ihm bei seiner Arbeit zu.

      »Komm doch mit heraus, Ulrike«, bettelte Heidi. »Wir spielen im Park. Es ist doch so schönes Wetter.«

      »Ja, aber Jens ist mit seinen Hausaufgaben noch nicht fertig«, sagte Ulrike.

      Mit einem verständnislosen Kopfschütteln lief die kleine Heidi hinaus. Sie wusste, dass Ulrike immer bei Jens sitzen blieb, bis er seine Hausaufgaben fertig hatte. Ohne einen Mucks von sich zu geben, saß sie neben ihm und schaute andächtig zu, wenn er Zahlen oder Wörter in seine Hefte schrieb, die ihr unverständlich waren. Jens war für sie der Klügste. Außer dem Vater natürlich. Jens wusste auf alle Fragen eine Antwort. Außerdem war er inzwischen auch nicht mehr so schüchtern. Er wehrte sich, wenn ihm jemand Unrecht tat. Und einmal hatte er sogar zurückgeschlagen, als ein Stadtjunge versucht hatte, ihn zu verprügeln.

      Darüber hatte sich am meisten Nick gefreut. »Der wird schon noch richtig«, hatte er behauptet.

      »Ist es vielleicht richtig, wenn er sich prügelt?«, hatte Irmela ihm widersprochen.

      »In diesem Fall war es richtig. Man kann sich schließlich nicht alles gefallen lassen. Sonst wird man von seiner Umwelt sehr schnell zum Hanswurst abgestempelt. Das weiß niemand besser als Jens selbst. Er ist bestimmt kein Raufbold. Er ist

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