Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda
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Читать онлайн книгу Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda страница 24
Er nickte. »Das stimmt. Aber ich habe ja auch nicht gedacht, dass es dort so schön ist. Ich meine, dass die Kinder so nett sind.«
»Sind sie das?«
»Ja«, sagte auch Ulrike und erzählte von dem Tierheim, das Jens noch nicht kannte.
Nach einer Stunde kam die Schwester und ermahnte die Besucher, Anjuta nicht zu sehr anzustrengen.
»Wisst ihr was?«, sagte Daniel zu Jens und Ulrike. »Ihr geht jetzt ein bisschen in den Garten hinunter, und ich bleibe noch zehn Minuten hier. Einverstanden?«
Die Kinder nickten und verabschiedeten sich von Anjuta.
»Wir kommen bald wieder, Mutti«, flüsterte Jens. Dann nahm er Ulrike bei der Hand und verließ mit ihr das Zimmer.
»Weißt du, warum mein Vati mit deiner Mutti allein sein will?«, fragte Ulrike, als die beiden vor dem Lift standen.
Noch bevor Jens antworten konnte, öffneten sich die Türen, und ein Bett wurde hereingefahren. Ein alter Mann mit sehr eingefallenen Wangen lag darin. Er sah erschreckend aus.
Schnell nahm Jens Ulrikes Hand.
»Komm, wir laufen die Treppe hinab.«
Dabei verliefen sich die beiden und landeten im Souterrain statt im Parterre.
»Wo wollt ihr denn hin?«, fragte eine Schwester, die mit einer Schüssel in der Hand den Gang entlangkam.
»Raus«, sagte Ulrike mit Panik in der Stimme. Dieses düstere große Haus ängstigte sie plötzlich.
Die Schwester beschrieb den Kindern den Weg. Jens hörte ihr aufmerksam zu und merkte sich alles.
*
Im dritten Stock hatte sich Daniel inzwischen auf Anjutas Bettrand gesetzt. »Ich betrachte den Aufenthalt der Kinder in Sophienlust nur als vorübergehend«, sagte er.
Anjuta schaute ihn ängstlich-fragend an. »Was wird aus unserem Kind, Daniel?«
Da sank sein Kopf herab, auf den Rücken ihrer Hände. Sie spürte, dass er sie küsste. Als er wieder aufschaute, war sein Blick verschleiert und voller Sehnsucht. »Es ist unser Kind. Das hast du ganz richtig gesagt. Deshalb werde ich für Jens sorgen. Genauso, wie ich für Ulrike sorge. Eines Tages, wenn meine häuslichen Verhältnisse wieder in Ordnung sind, hole ich die Kinder zu mir. In meiner Firma geht es jetzt schon wieder bergauf. Ich habe die Krise überwunden.«
Doch die bange Frage in Anjutas Augen blieb. Und da ihr nicht mehr die Zeit blieb, den Lauf der Dinge abzuwarten, musste sie ihre Frage aussprechen: »Deine Frau? Daniel? Was wird sie zu Jens sagen?« Die Vorstellung, dass Jens in der Obhut dieser hysterischen Frau aufwachsen sollte, ängstige Anjuta mehr als alles andere.
»Meine Frau wird sich nie um die Erziehung der Kinder kümmern«, sagte Daniel. »Sie interessiert sich nur für ihre Karriere. Deshalb werde ich Ulrike und Jens der liebevollen Fürsorge einer Erzieherin anvertrauen. Du kannst ganz beruhigt sein, Anjuta. Ich werde selbst darauf achten, dass die Kinder in guter Obhut sind.«
»Ich vertraue dir, Daniel.« Anjuta nahm seine Hand und schmiegte ihre Wange daran. Als sie die Augen schloss, beugte er sich vor und küsste sie sanft auf den Mund.
Anjuta hielt ihn fest. »Das habe ich mir immer gewünscht«, flüsterte sie. »Ich habe so oft an dich gedacht, Daniel.«
»Und ich denke jetzt dauernd an dich. Anjuta, ich ertrage es nicht, dass du …«
»Pst!« Sie legte ihm schnell einen Finger auf den Mund.
In schweigender Umarmung verharrten sie minutenlang.
»Ich komme nächste Woche wieder«, sagte Daniel, als er sich endlich von Anjuta löste. »Mit den Kindern natürlich.«
Anjuta sagte nichts mehr. Ihre großen Augen folgten Daniel bis zur Tür.
Er hatte die Klinke schon in der Hand, da drehte er sich noch einmal um und kam zurück. Anjuta öffnete die Arme und nahm ihn auf. »Ich liebe dich wieder«, flüsterte er.
»Und ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, Daniel.« Sie spürte seine Wange, die wie immer ein wenig rau war. »Offensichtlich hast du es noch immer nicht gelernt, dich richtig zu rasieren«, sagte sie scherzend.
Er verstand, was sie damit sagen wollte, und löste sich schnell von ihr.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er aus dem Zimmer.
Ulrike und Jens saßen auf einer Bank im Garten. Sie wagten es nicht, laut zu sprechen oder zu lachen.
»Gehen wir«, sagte Daniel. Dann verließen sie schweigend den Sanatoriumsgarten.
*
Daniel hatte die Kinder in Sophienlust abgeliefert und war noch am gleichen Abend zurück nach München gefahren. Spätnachts kam er müde in seinem Haus an.
Neben dem Telefon hatte die Haushälterin ihm eine Nachricht hinterlassen. Er solle sofort nach seiner Rückkehr seinen Rechtsanwalt anrufen. Es sei dringend.
Daniel schaute auf die Uhr. Gleich zwölf. Das war natürlich schon zu spät. Er entschloss sich, gleich am nächsten Morgen zu telefonieren.
Am nächsten Tag, als er noch im Bett lag, klingelte das Telefon. Daniel hob ab und schaute gleichzeitig auf die Uhr. Es war dreiviertelsieben.
»Entschuldigen Sie die frühe Störung«, bat der Anwalt. »Aber ich habe so gute Nachrichten, dass ich Sie am liebsten mitten in der Nacht noch angerufen hätte. Harald und Sonja Fabricius sind in Hamburg vor Gericht erschienen.«
Daniel richtete sich im Bett auf und zündete sich eine Zigarette an. Während der Anwalt weitersprach, inhalierte er tief und wurde etwas ruhiger.
»Sie wissen ja, dass ich scharf vorgegangen bin«, fuhr der Anwalt fort. »Mit Ihrer Genehmigung habe ich die Reederfamilie mehr oder weniger unter Druck gesetzt.«
Daniel musste über die Gerissenheit des Anwalts lächeln. »Wie?«, fragte er. Dabei plagten ihn keine Gewissensqualen. Denn das Recht befand sich auf seiner Seite. Nicht nur gesetzlich, auch moralisch gesehen.
»Ich habe ganz einfach mit einem Skandal gedroht«, fuhr der Anwalt fort. »Da hätten Sie einmal sehen sollen, wie sie Angst bekommen haben. Von da an lief alles wie geschmiert. Sie erschienen vor Gericht und gaben alles zu.«
»Was verstehen Sie unter alles?«, fragte Daniel atemlos.
»Nun, dass sie das Kind ihrer Tochter weggenommen und der Familie Nissen in Pflege gegeben haben.«
»Donnerwetter!« Daniel sank erleichtert in die Kissen zurück. »Damit hätten wir es ja fast geschafft.« Er freute sich schon jetzt darauf, diese Nachricht Anjuta überbringen zu können.
»Sie sagen ganz richtig fast«, schränkte der Anwalt ein.
»Wieso? Was fehlt denn noch?«
»Dass der Junge seiner Mutter zugesprochen