Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth Swoboda
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»Da fehlt doch schon wieder ein Stück«, frotzelte Nick. Dabei schaute er Vicky an, von der alle wussten, dass sie gern naschte.
Doch diesmal wies das Mädchen die Verdächtigung entrüstet von sich. »Ist überhaupt nicht wahr. Keinen einzigen Krümel habe ich gegessen. Frag Pünktchen.«
Die nickte. »Stimmt. Diesmal ist Vicky wirklich unschuldig.« Sie stellten die Kuchenplatte ab. »Ich glaube, jetzt haben wir alles.«
Aus der Ferne erklang nun Lachen und Singen.
»Ich glaube, sie kommen.« Nick lief zum Tor. Pünktchen und Vicky folgten ihm.
»Sie kommen per Fahrrad«, staunte Nick.
Auf jedem Fahrrad saßen zwei Kinder. Die älteren Kinder fuhren und hatten jeweils ein kleines Kind auf dem Gepäckträger sitzen.
»Hallo!« Nick winkte den Gästen entgegen.
Mit lautem Echo antwortete die Schar. Dann sprangen die Kinder von den Rädern. Dabei fiel Heidi hin. Sie überlegte einen Moment lang, ob sie weinen sollte. Doch da war Pünktchen schon bei ihr. »Komm, ich helfe dir auf. Hat’s wehgetan?«
»Nur ’n bisschen.« Heidi rieb sich das Knie. Aber außer einem winzigen Kratzer war nichts zu sehen. Und nach ein paar Minuten hatte sie den kleinen Unfall bereits wieder vergessen.
Die Kinder stellten ihre Räder ab und liefen zu der Tafel im Park. »Es gibt Kuchen«, rief Fabian. Schon wollte er nach einem Stück greifen, doch Vicky schlug ihm auf die Finger.
»Erst wenn wir alle sitzen, wird gegessen.«
»Wo ist Tante Isi?«, fragte Heidi.
Irmela wollte aber etwas anderes wissen. »Wo ist der Schimmel, Nick? Im Stall?«
»Ja«, sagte Nick.
»Wenn wir gegessen haben, führe ich ihn euch vor.«
Irmelas Augen begannen zu leuchten. »Ich kann es kaum erwarten.«
»Was wirst du mit dem Schimmel alles machen, Nick?«, fragte Fabian. »Bringst du ihm auch ein paar Kunststücke bei? Du hast doch gesagt, dass Andalusier oft auch als Zirkuspferde dressiert werden.«
»Das stimmt. Aber ich glaube nicht, dass ich ein Zirkuspferd aus ihm machen kann.« Nick hatte da seine Zweifel.
»Warum nicht? Du kannst es doch einmal versuchen«, riet Henrik ihm. »Mann, das wäre vielleicht lustig.«
»In erster Linie möchte ich mit dem Schimmel reiten«, erklärte Nick. »So, und jetzt wird erst einmal gegessen. Martha bringt schon den Kakao.«
Gleichzeitig mit der Köchin kamen auch Denise und Alexander von Schoenecker aus dem Haus. Sie hatten den Kindern versprochen, bei ihrem Fest dabei zu sein. Wenigstens eine Stunde lang. Schließlich hatten sie das Pferd für Nick während ihres Spanienurlaubes gekauft.
»Erzähl uns ein bisschen von Spanien, Tante Isi«, bettelte Pünktchen. Sie hatte es so eingerichtet, dass sie neben Denise von Schoenecker saß. Nun lauschte sie fasziniert Denises Schilderung. Ich möchte auch einmal das Meer sehen, dachte sie dabei.
Vicky sprach diesen Gedanken aus. »Das Meer muss schön sein. Ich möchte gern einmal darin baden.«
»Du bist noch jung«, sagte Alexander von Schoenecker. »Irgendwann in deinem Leben wirst du das Meer sehen und darin baden.«
Henrik warf den Mädchen einen verächtlichen Blick zu. Das Meer interessierte ihn im Moment überhaupt nicht. Wie konnten sie nur vom Meer träumen, wenn gleich hinter dem Haus im Stall ein so wunderschöner Schimmel stand? »Wann holst du das Pferd, Nick?«
»Nicht so ungeduldig, kleiner Bruder. Jetzt wird erst einmal gegessen.«
»Ich bin schon fertig.« Henrik schob seinen Teller zurück.
»Ich glaube, du kannst die Kinder nicht länger auf die Folter spannen«, sagte Alexander schmunzelnd.
Nick stand auf. »Okay, Vati. Ich hole den Schimmel.«
Sofort entstand ein Aufruhr an der Tafel. Sämtliche Kinder sprangen gleichzeitig auf. Ein jedes wollte das Pferd zuerst sehen.
Als Nick den Schimmel dann brachte, herrschte sekundenlang staunendes Schweigen. »Ich habe noch nie ein so schönes Pferd gesehen«, sagte Irmela andächtig und trat langsam zu dem Schimmel. Mit vorsichtigen Bewegungen, um ihn nicht zu erschrecken, begann sie seinen Hals zu streicheln.
Jetzt kamen auch die anderen näher, und alle wollten das Pferd streicheln. Doch das mochte der Schimmel nicht. Er begann rückwärts zu trippeln und wäre wohl ausgebrochen, wenn Nick ihn nicht festgehalten hätte.
»Er muss sich erst an euch gewöhnen«, meinte der stolze Pferdebesitzer. »Vorerst ist er noch nervös.«
»Schade«, sagte Irmela. »Ich dachte, du würdest uns eine Runde vorreiten.«
»Morgen«, versprach Nick. »Er muss mich erst kennenlernen.«
Darin pflichtete Alexander von Schoenecker seinem Stiefsohn bei. »Gewöhne ihn langsam an dich«, riet er Nick. »Dann wird sein Vertrauen später umso größer sein.«
Alexander ging zurück in sein Arbeitszimmer zu seinen Abrechnungen. Denise blieb dagegen noch bei den Kindern, die nun abstimmten, wie der Schimmel heißen sollte.
Fast jedes Kind machte einen Vorschlag, sodass sich Nick einen Moment lang lachend die Ohren zuhielt. »Demnach könnte ich dem Schimmel mindestens zwanzig Namen geben.«
»Kannst du ja auch«, meinte Henrik.
»Ja, aber rufen kann ich ihn trotzdem nur mit einem.«
»Mit dem schönsten«, sagte Heidi.
»Vicky und ich, wir haben uns einen ganz schönen ausgedacht.« Sie nannte den Namen.
Ein Teil der Kinder brach spontan in schallendes Gelächter aus.
»Ruhe«, donnerte Nick, obwohl auch er sich das Lachen verkneifen musste. Aber er stellte sich schützend neben Heidi. »Hört auf zu lachen und macht lieber weitere Vorschläge.«
»Soll ich dir meinen Namen sagen?«, fragte Henrik.
»Sag ihn schon«, drängte Nick. »Mach es nicht so spannend.«
»Silberpfeil.«
Wieder lachten ein paar Kinder.
»Da gibt’s überhaupt nichts zu lachen«, schimpfte Henrik, »Silberpfeil ist ein schöner Name.«
»Ja, aber ein Indianername«, stellte Irmela fest. »Na und?« Henrik drehte sich angriffslustig zu ihr um. »Warum soll Nicks Pferd keinen Indianernamen bekommen?«
»Weil es kein Indianerpferd ist, sondern ein spanisches. Ein