Das abenteuerliche Karaganda. Claus Bork

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Das abenteuerliche Karaganda - Claus Bork

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      " Ich bin gebeten worden, ein Ersuchen zu überbringen," setzte der Wachkommandeur fort. Zip blieb stehen und betrachtete ihn.

      " Die Ehrwürdige Mutter wünscht Sie zu sehen," sagte die Wache.

      Zip fühlte, wie das Blut schneller in seinem Körper pulsierte. Die Ehrwürdige Mutter, dachte er, ohne zu antworten.

      Da war nur eine Mutter. Sie war Mutter von ihnen allen. Allen vierhunderttausend. Er konnte sie nicht warten lassen. Er verließ das Flugfeld und hastete hinein in den hektischen Lebensnerv, der Akorns Hauptgang ausmachte.

      Sie waren unzählbar, die vielen Verzweigungen und Seitengänge, die Akorns Verkehrsadern bildeten. Aus allen Seitengängen wimmelten eifrige Wespen heraus, stießen miteinander im Hauptgeng zusammen, und setzten wie ein lebender Mahlstrom aus Beinen und Flügeln ihren Weg zum Zentrum fort. Es war ein wahres Summen von Flüchen und Verbannungen, Beschuldigungen und Entschuldigungen. Aber es gab nur wenige Kämpfe und noch weniger Tötungen. Hunderte von Duftströmen trieben vorbei, während man nach und nach vorankam. Düfte aus Vorratskammern und Düfte von Exkrementen, für die manche ausersehen waren, sie aus dem Weg zu schaffen.

      Zip nahm eine besondere Stellung als Chef der Wespenflotte ein. Überall befühlten sie ihn mit den Fühlern und murmelten Grüße durch die summenden Duftströme.

      In den äußersten Quadranten bauten sie wieder. Neue Kammern wurden für kommende Generationen von Larven errichtet. Akorn wuchs jeden Tag in die Baumkrone, und Skeptiker meinten, daß es schon zu schwer war, und daß ein Sturm das Wachstum der Behausung dazu bringen könnte, in einer Katastrophe zu enden. Aber noch hatte kein Sturm Akorn verschlingen können, und der unaufhörliche Strom von Eiern der Ehrwürdigen Mutter wurde hinunter getragen und eingemauert in neue Zellen, die mit Nahrung gefüllt waren.

      Es machte ihm ein kribbliges Gefühl, dieses Schaffen. Er würde über ihr Recht, sich zu entfalten, wachen, mit allem, was er zu geben hatte.

      Zip blieb in der breiten Nische nahe Akorns Zentrum stehen.Obwohl sie von dem wimmelnden Leben im Hauptgang abgeschnitten war, war es, als ob dort eine unsichtbare Linie zwischen ihnen gezogen war. Hier, in die Vorkammer zum Zentrum, setzte keiner seinen Fuß ohne einen ganz besonderen Grund, und ohne sicher zu sein, daß die Wachen es gutheißen würden.

      Im Innern der Nische verengte sie sich zu einer schmalen Passage. Vor ihr standen die Wächter der Ehrwürdigen Mutter. Sie waren besonders ausgewählt, und bildeten den stärksten und abgehärtesten Kern von ihnen allen. Zip kannte jeden einzelnen von ihnen, denn sie waren am gleichen Tag ausgebrütet worden wie er.

      Er ließ sich von ihren Fühlern betasten, und um ihnen seinen Respekt zu zeigen, befühlte er sie. Das war ein wichtiges Element im Leben der Wespen, das Betasten. Es diente auch dazu, ihnen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit zu geben, von Zusammenhalt.

      "Es ist etwas anderes," dachte Zip, " von einer Wespe befühlt zu werden, als sich von einem Rüsselkäfer betasten zu lassen."

      " Wie geht es Ihr heute?" flüsterte Zip.

      " Die Ehrwürdige Mutter schenkt der Welt neues Leben," antwortete die Wache. " Aber es ist eine besondere Unruhe dort drinnen, und ohne daß ich weiß warum, weckt es in mir einen unwiderstehlichen Drang zu töten."

      Zip betrachtete mit allen Sinnen angespannt den Wächter. Er erkannte ihn leicht von den übrigen, weil sein Kiefer deformiert war und einen Überbiß verursachte.

      " Sie hat gewünscht, mich zu sehen," sagte Zip scharf und presste sich an ihm vorbei. Sie machten ihm Platz, gerade genug, daß er sich hineinzwängen konnte.

      3. Kapitel

       Es gab Umstände, wo es die volle Übereinstimmung zwischen den Wünschen der machtvollen Mütter und den Gesetzen von Königin Sol nicht gab. Aber solange Königin Sol es schweigend akzeptierte, gab es keine Probleme. Schließlich waren es ja die wenigsten, die von all diesen Dingen wußten.

       Auszug aus Spys Erinnerungen an die Zeit der Gemeinschaft.

      Sie war ein prächtiger Anblick, die Ehrwürdige Mutter.

      So groß und schön war sie, daß die Drohnen, die um ihren Körper herumkrabbelten, ihn an Ameisen auf einem Baumstumpf erinnerten. Zip krabbelte ganz bis vor sie hin und wartete mit andächtigem Schweigen. Sie war seine Mutter, wie sie die Mutter aller war - aller in Akorn.

      Es dauerte lange bevor sie sprach, aber er war sicher, daß sie die ganze Zeit ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet hatte. Sie ließ ihn mit seinen eigenen Gedanken dasitzen, bis er sich an die Geräusche in Akorn gewöhnt hatte. Hier in ihrem Saal waren sie wie ein gedämpftes Echo von einer fernen Quelle, aber er war verblüfft darüber, wie viel man hören konnte. Sie wußte über alles Bescheid - ohne daß er verstand, wie man dieses Pulsieren in Akorns Lebensnerven wahrnehmen konnte, hier im Saal der Ehrwürdigen Mutter.

      Plötzlich hörte er ein neues Geräusch. Ein Geräusch, das er nie vorher gehört hatte. Er hob den Kopf und wandte sich in die Richtung des Lautes. Und gerade da wandte sich die Ehrwürdige Mutter das erste Mal an ihn.

      " Man wird so froh zu leben, daß man mit allen Mitteln dem Tod entgehen will," sagte sie. Sie hatte eine scharfe, piepende Stimme.

      Ihr Körper schaukelte hin und her in wellenartigen Bewegungen. Sie legte die schleimigen Eier ab, in einem endlosen Strom. Die Drohnen warteten um sie herum und trugen eifrig die Eier fort, sobald sie herauskamen.

      " Ich habe auf jedes Bein ein Auge," versprach Zip. " Nichts entgeht meiner Aufmerksamkeit."

      " Was das Auge nicht sieht, enthüllt das Ohr," piepte seine Mutter.

      Wieder erreichte das scharfe Geräusch sein Ohr. Es war ein Rufen, ein lockendes, aufstachelndes Rufen von einer Stelle in der Nähe.Es erregte ihn ganz gewaltig, dieses Rufen. Er begann seine Fühler zu putzen, um es nicht zu zeigen.

      " Es ist der Ruf des Todes, den du hörst." Sie hatte die Stimme zu einem Flüstern gesenkt. " Aber wessen?"

      Zip sah auf ihren gewaltigen Körper. Die Eier wurden weiter herausgepumpt, selbst während sie sprach.

      " Du sollst etwas für mich tun," setzte sie fort.

      " Wenn es überhaupt etwas gibt, womit ich Ihnen dienen kann, ist es mir eine..."

      Sie seufzte und unterbrach ihn. " Du sollst soviele sammeln lassen, wie du brauchst. Du kannst es machen wie du willst. Aber tu es bald - am Besten sofort. Denn jeder Augenblick, den du wartest, wird Leben aufs Spiel gesetzt."

      " Wessen Leben?" fragte Zip verständnislos.

      " Meins!" sagte sie scharf.

      Er ahnte einen Keim von Furcht in ihrem Tonfall. Ein leichtes Zittern, das einen Zipfel des Schleiers ihrer innersten Gedanken hob.

      " Du sollst dem Geräusch nachgehen, dem lockenden Rufen. In der Kammer, von wo es kommt, wird das gefunden, das mein Tod werden kann. Du sollst die Wände niederreißen und das töten, was du darin findest. Du darfst keinen einzigen vergessen, nicht einen - verstehst du das?"

      Zip befühlte sie mit den Fühlern, um sie zu beruhigen. Sie seufzte schwach.

      " Nicht alle wollen mir

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