Das abenteuerliche Karaganda. Claus Bork

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Das abenteuerliche Karaganda - Claus Bork

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von allen."

      " Wenn du mich vorbei läßt, mache ich dich zum Kapitän der Wespenflotte," lockte sie.

      " Aber das bin ich schon," murmelte Zip verwirrt. Ein Keim von Unruhe wuchs in seiner Seele.

      " Eine werde ich ausfliegen lassen," flüsterte die Stimme aus dem großen Saal. " Aber erst mußt du diese töten, die jetzt vor dir steht - sie ist die von ihnen, die bleiben will."

      " Führ mich zu meiner Mutter," bat die junge Königin. " Laß sie mich ein letztes Mal sehen."

      Er tötete sie dort im Gang - nur eine Puppenlänge von der Passage zum heiligen Saal. Die Ehrwürdige Mutter lag in dem halbdunklen Saal und hörte es. Sie enthüllte nicht, was sie dachte, aber etwas Eindruck muß es auf sie gemacht haben, denn während sie mit der jungen Königin kämpften, legte die Mutter kein Ei.

      Sie durchbrachen die Wand zur letzten.

      Ganz Akorn wußte was geschah - und was schon geschehen war. Das Gerücht ging wie ein Lauffeuer durch die ganze Behausung. Fast bevor ein Ereignis eingetroffen war, wußten alle Wespen in hunderten von Gängen Bescheid. Es war überall eine fieberhafte Stimmung. Eine Stimulation der Freude ohne Grenzen.

      Als die Wand einstürzte hörte ihr Rufen auf.

      " Was gedenkst du zu tun?" fragte Zip.

      " Das ist ja wohl keine Art, mit einer Ehrwürdigen Mutter zu sprechen," tadelte sie ihn.

      " Hier in Akorn gibt es schon eine Ehrwürdige Mutter," antwortete Zip. Er war um eine Erfahrung reicher.

      Sie dachte kurz nach. " Ich will ausfliegen," sagte sie dann.

      " Wann?" fragte er.

      Sie bemerkte seinen zweifelnden Tonfall und antwortete dementsprechend, denn auch sie war aus dem Schaden der anderen klug geworden.

      " Sofort."

      " Wir werden dich zum Flugfeld führen," sagte Zip. " Viele warten schon in der Luft über Akorn, um mit dir zu ziehen. In deiner neuen Welt wirst du eine Ehrwürdige Mutter werden. Wenn ich dich dort besuche, werde ich so zu dir sprechen, wie es sich gehört, mit einer Ehrwürdigen Mutter zu reden."

      " Das hört sich vernünftig an," antwortete sie erleichtert.

      " Du wirst Arbeiter und Krieger mitbekommen. Genug, um die Existenz der Behausung zu sichern." Er studierte sie und dachte nach. Sie war sehr schön. Etwas an ihr sagte ihm, daß sie sehr fruchtbar war.

      " Ein letztes noch."

      " Ja?" flüsterte sie einschmeichelnd.

      " Du wirst nie unsere Ehrwürdige Mutter zu sehen bekommen!"

      " Selbstverständlich nicht," antwortete sie. " Aber überbring ihr meine Grüße mit dem Dank für das Leben, das sie mir schenkte. Ich werde es gut zu führen wissen und den Bestand der Art sichern."

      Sie waren sich einig. Es breitete sich ein Seufzen der Erleichterung durch die Gänge. Sie eskortierten sie durch Akorns Wirrwarr von Gassen und Straßen.Überall erweckte sie ein beträchtliches Aufsehen. Die, die ausersehen waren, mit ihr zu ziehen, warteten bereits in der Luft über dem Flugfeld. Als sie sich draußen an die Kante stellte, versperrten die Wachen Akorns Eingang hinter ihr. Es gab für sie keinen Weg zurück.

      Bevor sie abhob drehte sie sich um und sah Zip forschend an.

      " Danke für alles. Du wirst für immer mein Freund sein, so, wie ich hoffe, deiner zu sein."

      Er berührte sie leicht mit den Fühlern und fühlte eine schwache Erregung dabei. Einen Augenblick wurde er von einem gewaltigen Verlangen übermannt, mit ihr zu ziehen und sein Leben ihr zu weihen. Sie war so jung und schön und hatte eine stark anziehende Wirkung auf alles in ihrer Umgebung. Sie beobachtete ihn genau, ohne etwas zu sagen. Er bekämpfte das Treiben seiner Gedanken und schob sie von sich.

      " Ich werde über deine Behausung wachen und sie mit allem was ich zu geben habe verteidigen," flüsterte er kurzatmig.

      Sie wirkte froh und sicher.

      Aber sie hatte auch nicht die bitteren, teuer erkauften Erfahrungen des Alters. Mit einem Summen setzte sie ab und stieg mitten zwischen den zehntausenden, reisefertigen Wespen auf. Sie schlugen einen Kreis um sie, bildeten ein lebendes Schutzschild um sie herum, während sie durch den Wald schwärmten. Einen Augenblick später waren sie verschwunden. Nur ihr erregtes Summen konnte man noch lange danach in der Ferne hören.

      Zip wartete, bis das letzte hitzige Gebrumm verstummt war und der Wald in Frieden atmete. Dann zog er sich in Akorns Inneres zurück, um von den Strapazen des Morgens auszuruhen.

      Später suchte er die Ehrwürdige Mutter auf. Er hatte dafür seine Gründe. Er wollte das Spiel verstehen, von dem er ein Teil war. Sie nahm ihn mit Wärme und Respekt auf, denn er hatte es gut gemacht.

      " Da ist etwas, das ich nicht verstehe," sagte er vorsichtig, während er die arbeitenden Drohnen beobachtete.

      " Red weiter," antwortete sie. " Ich werde dir nach besten Kräften antworten."

      " Wie konnten Sie wissen, was geschehen würde?"

      Sie war eine Weile still. Sie legte dreißig Eier, während sie über ihre Antwort nachdachte.

      " Bevor ich eine Ehrwürdige Mutter wurde," sagte sie, " war ich selbst eine junge Königin. Ich lernte viel von dem Augenblick, an dem ich selbst ein Teil der Welt wurde."

      " Das war, ehe Sie in die Welt ausflogen, um Akorn zu gründen?" versuchte er.

      Diesmal legte sie hundert Eier, bevor sie antwortete.

      " Akorn ist eine alte Behausung," begann sie. " So alt, daß keiner das genaue Jahr seiner Gründung weiß. Hier gab es seit diesen Zeiten viele Ehrwürdige Mütter. Ich bin nur eine aus ihrer Reihe."

      Zip fühlte sich schwindlig. Es war als ob etwas ganz langsam die Sicherheit und den Glauben unter seinen Beinen wegzog. Aber noch konnte er nicht mal so viel, wie den Zusammenhang ahnen.

      " Als ich Königin wurde, war keiner da, der meine Wand durchbrach. Die alte Mutter legte nicht viele Eier - keiner verteidigte sie. Ich rief wie alle anderen, wohl wissend, daß ich meine eigene Vernichtung herbeirief. So ist es nun einmal - keiner kann sagen, warum. Wir waren fünf, die zur selben Zeit ausbrachen."

      Sie verfiel in tiefe Gedanken.

      " Aber..." stieß Zip hervor und schwieg. Er begann den Grundplan zu ahnen.

      " Die anderen flogen aus - ich blieb!" Ihre Stimme war hart und unversöhnlich. Es lag ein schimmerndes, hartes Strahlen in ihren Augen, als sie ihn betrachtete.

      Zip schauderte. Er hatte sie immer als etwas Höheres betrachtet, eine, die er zu jeder Zeit verteidigen würde. Sie repräsentierte die Fruchtbarkeit, ja sogar das Leben für ihn. Er hatte nie gewußt, daß etwas eine Ehrwürdige Mutter töten konnte.

      " Was war mit..." flüsterte er heiser.

      " Ich tötete sie," unterbrach sie ihn kalt. " Sie legte nicht viele Eier. Sie war eine Bedrohung für Akorns Existenz

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