Das abenteuerliche Karaganda. Claus Bork

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Das abenteuerliche Karaganda - Claus Bork

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Er war in den dunklen Gängen Eichbergs über ihn gestolpert. Und das merkwürdige war, daß da, wo jeder andere laut seinem Unbehagen Ausdruck verliehen hätte, mit Flüchen und Verbannungen, die Fliege nicht das kleinste Geräusch von sich gegeben hatte, sondern ganz im Gegenteil versucht hatte, in der Dunkelheit und dem Gewimmel zu verschwinden. Zip, der wie alle Wespen bei jeder Überraschung wütend wurde, hatte ihn mit dem Kiefer in festem Griff gehalten. Die Fliege hatte weder protestiert, noch um Gnade gefleht, sondern sich nur still und ruhig verhalten.

      Das war der Anfang von dem, was Zip als enge Freunschaft betrachtete. Einer klugen Freundschaft für sie beide.

      Spy war ein Spion. Ein wahrer Meister im sich unsichtbar machen und entkommen, wenn alle Hoffnungen zu schwinden schienen. Am Anfang, hatte Spy später erzählt, hatte er Zip nur als noch einen Führer betrachtet. Aber etwas in Zips Wesen hatte bewirkt, daß Spy der Versuchung nicht widerstehen konnte, ihm Informationen zukommen zu lassen.

      Er lebte ein gefährliches Leben, dieser Spy. Aber er wußte es und ergriff seine Maßnahmen. Zip behielt sein Wissen für sich, aber ließ sich immer von den unverhohlenen Sticheleien der Fliege ärgern.

      " Zip, der Ergebene," nannte sie ihn. " Zip, der Naive..."

      Und gerade naiv, das war er ja wohl - am Anfang.

      8. Kapitel

       Es gab mehrere Arten von Feinden. Da waren die vereinzelten Episoden, in die einzelne Individuen verwickelt waren - und es gab den mächtigen Feind, von dem die Gerüchte flüsternd sprachen, von dem aber keiner auch nur eine Andeutung gesehen hatte.Ich fühlte, daß es noch einen Feind gab: die Angst, der wir erlaubten, Einfluß auf unsere Beschlüsse zu nehmen, die aber im großen und ganzen gesehen in Motiven wurzelte, die sich im Nebel verloren, den ein Individuum wie ich nicht fähig war, zu durchschauen.Doch ich fühlte,ohne es beweisen zu können, daß sie ihren Ursprung irgendwo in Eichbergs dunklem und kühlen Gewirr von Gängen hatte.

       Auszug aus Spys Erinnerungen an die Zeit der Gemeinschaft.

      Garm, der Nashornkäfer, krabbelte in den Schutz unter ein Buchenblatt. Sein krummes Horn kratzte gegen das Blatt, als er sich zum Licht wühlte und die Landschaft in Augenschein nahm.Die Kriegerameisen, die sich vor ihm an der Böschung versteckt hatten, waren nicht zu sehen. Nach Westen, die Richtung, in die er jetzt spähte, lag der Birkenwald - das Land Ezürüm. Von dort kamen sie, die großen Skolopender, die Schrecken unter den Spinnen in Karaganda verbreiteten.

      Garm war verantwortlich für ihren Schutz. Obwohl er sich, wie so viele andere, nicht besonders für Spinnen begeisterte, war es seine Aufgabe, ihre Existenz zu sichern. Ihre, und die vieler anderer.

      Alles schien ruhig.

      Er blieb lange stehen, während er überlegte, wie man in Erzürüm lebte. Mit den Skolopendern war nicht zu spaßen. Das Schlimmste an ihnen war ihre Geschwindigkeit, mit welcher sie selbst große Strecken zurücklegen konnten. Sie hatten bei mehreren Gelegenheiten einzelnen von ihnen beim Rückzug über die Grenze den Weg abgeschnitten. Auge um Auge, Kiefer um Kiefer, so war das Gesetz an der Grenze. Am Anfang hatten sie Erlaubnis in Eichberg einzuholen, aber das war unhaltbar gewesen. Nun töteten sie sie nur, mit Ganjs Segen.

      Eine Kriegerameise quetschte sich unter das Blatt und stellte sich neben ihn.

      " Hier ist es todlangweilig heute," stellte sie trocken fest.

      Garm antwortete ihr zunächst nicht. Der Anblick des Birkenwaldes unter den regenschweren Wolken gab ihm das sonderbare Gefühl, daß etwas im Gange war, etwas, daß seinen Körper in Unruhe versetzte. Er war so alt wie Ganj es war.

      " Keine Aktivitäten sind gute Neuigkeiten," bemerkte er.

      " Weiß ich nicht so ganz," murmelte die Ameise. " Vielleicht sollten wir eines Tages Ernst machen und die Grenze überqueren. Dann könnten wir herausfinden wer und was dort..."

      " Das ist ausgeschlossen!" sagte Garm hart. " Wir sollen nur sichern, daß wir selbst in Frieden leben können. Wir wollen nichts anderes provozieren, als das."

      " Man kann darüber diskutieren, wer `wir`ist," sagte die Ameise, ohne den Blick abzuwenden. " Ganj läßt einen meinen, daß ein Krieg bevorsteht. Wenn wir sie jetzt verprügeln, können wir vielleicht vermeiden, daß sich mehr als das entwickelt." Als sie wieder keine Antwort bekam, fügte sie hinzu: " Ich bin sicher, daß Ganj uns zustimmen würde, wenn wir uns über die Grenze beeilen und ihnen was auf die Fühler geben!"

      Garm zog sich beleidigt zurück und bewegte sich durch das Gras nach Hause. " Wir ziehen uns zurück, es ist spät und wir haben einen langen Heimweg."

      Die Ameise hastete die Böschung hinunter, um die übrigen zu holen.

      Der Skolopender lag ein Stück entfernt von dort, versteckt im Birkenpollen, der den Waldboden auf der anderen Seite der Grenze bedeckte. Wenn Sonnenstrahlen durch die Blätter drangen, glänzten seine vielen Glieder wie aus edlem Metall. Die Beine, die in langen Reihen an dem gegliederten Körper saßen, waren wie zum Sprung gespannt.

      Er betrachtete die Kieferzangen der Ameisen, als sie sich durchs Gras arbeiteten. Als sie weg waren, schlich er sich lautlos weiter aus den Schatten hinaus und hinein nach Karaganda.

      9. Kapitel

       Ohne den Wunsch zu nähren, für mehr als das, zu dem mein Einsatz berechtigt, Ehre zu erhalten, wegen dessen, was in den Zeiten der Gemeinschaft geschah, überlege ich oft, wie alles gekommen wäre, wenn ich nicht meinen Einfluß geltend gemacht hätte. Hiermit meine ich den indirekten Einfluß, den ich erreichte, indem ich Kapitän Zip von Handlung zu Handlung führte. Ich denke oft daran, ob er dieselben Prüfungen durchgehen hätte müssen, wenn er keinen gehabt hätte, der ihm andeuten konnte, welchen Weg er nehmen und wo er seine Kräfte einsetzen sollte.

       Auszug aus Spys Erinnerungen an die Zeit der Gemeinschaft.

      " Ich hoffe, es ist wichtig genug, mich zu diesem Treffen hier herzuholen," sagte Zip, nachdem er auf dem Ampferblatt gelandet war.

      Spy, der bei weitem die schnellste und klügste Fliege in ganz Karaganda war, beobachtete die Wespe über seinen langen Rüssel hinweg.

      " Es ist wichtig," flüsterte er.

      " Warum flüsterst du immer, Spy?"

      " Es ist meine Natur, zu flüstern," flüsterte Spy. Er sah sich unruhig um, bevor er weitersprach. " Hätte ich alles, was ich weiß, laut und deutlich gesagt, hätte es wohl kaum einen einzigen gegeben, der den Wunsch gehabt hätte, mich am Leben zu lassen."

      Zip dachte nach. " Was weißt du von mir?"

      " Ich weiß viel und vieles über alles, was es wert ist zu wissen," flüsterte Spy ausweichend.

      " Ja, aber über mich?" sagte Zip ungeduldig.

      " Du hast viele Freunde, Kapitän Zip von Wespenflottens Gnaden."

      " Das klingt ja gut," seufzte Zip zufrieden.

      " Und du hast Feinde, Kapitän Zip, der Naive und Ergebene."

      Zip stutzte. " Habe ich Feinde?"

      " Du hast mächtige Feinde. Mehr kann ich dir nicht

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