Das abenteuerliche Karaganda. Claus Bork

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Das abenteuerliche Karaganda - Claus Bork

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Darum müssen sie alle sterben!"

      Das ferne Rufen erreichte seine Gedanken, und drohte ihm die Konzentration zu rauben.

      " Wer sind sie?" fragte er.

      " Königinnen wie ich!" flüsterte sie. " Ehrwürdige Mütter!"

      Das lähmte ihn. Es war ein fürchterlicher Gedanke. Und doch begriff er nun, daß er es die ganze Zeit gewußt hatte. Erregung, Furcht und Eifer zur selben Zeit. Er versuchte, seine Gedanken zu sammeln.

      Sie beobachtete ihn aus den kleinen Augen in dem enormen, sich wiegenden Körper.

      " Wir könnten noch eine Behausung im Wald gebrauchen," begann er vorsichtig. " So wie es jetzt ist, steht und fällt alles mit Akorn."

      Sie antwortete ihm nicht. Es war für ihn fast schlimmer, als wenn sie Unzufriedenheit mit seiner Meinung Ausdruck gegeben hätte.

      " Ich werde mein Bestes tun," flüsterte er endlich und zog sich zurück.

      Er wählte sein Gefolge unter den Wachen aus.

      Die lockende Stimme rief immer noch. Zip lauschte, und es fiel ihm auf, daß es nun zwei waren. Während er diese neue Situation überlegte, begann eine dritte Stimme, ihn zu sich zu rufen.

      Sie suchten die Königinnenkammern auf - eine nach der anderen.

      Ihre Stimmen konnten überall in dem großen Komplex gehört werden, den Akorn ausmachte. Überall erzeugte ihr Rufen eine Stimmung von Angespanntheit und Erwartung. Als ob die Stimmen unsichtbare Fäden durch die Gänge schickten - Fäden, die ihren Weg in die hintersten Winkel der Seelen aller Wespen fanden.

      Zip entdeckte, daß eine große Anzahl Wespen sich auf eine Reise vorbereitete. Es war etwas ganz besonderes an ihrer Erregung, etwas, das ihm sagte, das sie bereit waren fortzuziehen. Aber er zögerte noch, denn er war noch nie vorher in einer ähnlichen Situation gewesen.

      Er redete zwei Wespen an, die Seite an Seite im Gang Aufstellung genommen hatten. Sie bewegten die Hinterteile in rythmischen Bewegungen auf und ab. Jedesmal wenn eine lockende Stimme in den Korridoren widerhallte, nickten sie gereizt im Takt mit den Köpfen.

      " Was geht da vor?" fragte Zip.

      " Das weiß ich nicht," antwortete die eine Wespe kurzatmig.

      " Aber warum steht ihr so da?"

      " Das ist die Stimme," antworteten sie im Chor. Zip bemerkte, daß auch er selbst dastand und den Körper wiegte.

      Die Wespenkrieger hatten in den Gängen Aufstellung genommen. Sie standen in Front zur Kammer und erwarteten sein Signal. Auch sie standen da und bewegten die Hinterteile in rythmischen Bewegungen auf und ab - und hatten es deutlich schwer, sich zu konzentrieren.

      Er betrachtete die Schatten und Wölbungen der Kiefer. Er bekämpfte das berauschende Gefühl, das drohte, ihn zu übermannen, und wartete auf den Augenblick, an dem er wieder klar denken konnte.

      " Reißt die Wände nieder!" kommandierte er.

      Sie schnitten die Wände mit ihren Mahlkiefern herunter. Während sie damit herumpolterten, war es einen Augenblick still in der Kammer. Dann begann die klare Stimme, sie wieder zu sich zu locken. Sie war jetzt viel deutlicher, wo die Wände durchbrochen waren.

      Sie betrachteten sie durch das Loch. Die junge Königin füllte fast den ganzen Raum aus, der ihre Zelle war. Sie war kleiner als die Ehrwürdige Mutter - aber sie war jung und schön. Sie glänzte immer noch wie eine Larve. Ihr lautes Rufen war verstummt.

      Zip zwängte sich halb durch die Öffnung und betastete sie mit den Fühlern. Die Krieger blieben draußen im Gang stehen, unentschlossen.

      Sie wiegte in aufstachelnden Bewegungen vor und zurück.

      " Wer bist du?" fragte Zip mit Spannung, die durch seinen Körper rieselte.

      " Ich bin die Ehrwürdige Mutter," seufzte sie . Er wußte, das es stimmte.

      " Aber wir haben schon eine Ehrwürdige Mutter," protestierte er.

      " Führ mich zu ihr," lockte sie. " Dann werden wir sehen..."

      Zip zog sich in den Gang zurück. Die Wachen waren aufgeregt. " Wenn sie sich begegnen, werden sie bis zum Tod kämpfen," rief er. " Wenn sie beide sterben, wird Akorn sterben. Tötet sie!"

      Sie wimmelten an ihm vorbei. Sie rasten voran wie in einem Rausch und zerrissen und zerschnitten sie. Er blieb im Gang stehen und sah sie ihren Kopf vom Körper trennen. Es wirkte fast, als hätte sie darauf gewartet, daß es geschehen würde. Es war kein Klagen in ihrer Stimme - kein Flehen um Gnade. Aber wenn sie es gewußt hatte, warum hatte sie sie dann zu sich gerufen?

      Er war schon damit beschäftigt, die Richtung zur nächsten anzupeilen. Es waren jetzt mehr Stimmen, allzu viele, als daß er sie überschauen konnte.

      Er versuchte, sie von einander zu unterscheiden, um sie zu zählen. Er war sich nicht sicher, ob es sieben oder acht waren.

      Sie machten weiter, wie es begonnen hatte. Sie töteten die ersten fünf, ohne auf Probleme zu stoßen. Aber es gab ein Problem - die Zeit. Die jungen Königinnen waren nicht größer, als daß sie sich mit Mühe in Akorns Gängen bewegen konnten. Erst wenn sie begannen Eier zu legen, würden sie größer und schwerer werden.

      Als sie die sechste Kammer erreichten, entdeckten sie, daß die Wand zur Kammer von innen aufgebrochen war. Die schleimige Spur auf dem Boden zeigte ihnen, daß sie schon auf dem Weg zu Akorns Zentrum war.

      " Sie ist auf dem Weg zur Ehrwürdigen Mutter!" rief einer.

      " Die eine wird wohl genauso gut wie die andere sein," antwortete ein anderer.

      " Haltet sie auf!" kommandierte Zip und eilte voran. Die übrigen folgten ihm so schnell ihre sechs Beine sie tragen konnten.

      Sie holten sie in den tiefen Gängen nahe des Zentrums ein. Sie schafften es gerade noch ihr den Weg vor der Passage zum Saal der Ehrwürdigen Mutter zu versperren.

      Zip legte den Kopf zurück und drohte ihr mit seinen Mahlkiefern. Sie blieb stehen und betrachtete ihn. " Das ist ja wohl keine Art und Weise, eine Ehrwürdige Mutter zu behandeln?" sagte sie vorwurfsvoll.

      " Wo willst du hin?" fragte Zip.

      " Ich muß ausfliegen," sagte sie überzeugend. " Ich muß hinaus in die Sonne, die ich noch nie gesehen habe, zwischen den Bäumen schweben, die ich auch noch nie gesehen habe, um eine neue Behausung zu gründen, die wachsen - und mit den Generationen viel größer als dieses Akorn werden wird!"

      " Dann gehen Sie den falschen Weg," sagte er und erinnnerte sich, daß sie eine Königin war.

      " Ich will nur der Ehrwürdigen Mutter einen letzten Respekt erweisen," sagte sie entschuldigend. " Ich will ihr von meinen Plänen erzählen und ihrem weisen Rat lauschen - ich habe ihr so viel zu verdanken."

      " Das haben wir alle," antwortete Zip unsicher.

      Eine andere Stimme drang zu ihm. Es war ein Flüstern, so leise wie nur ein Gedanke, und nur er konnte es hören.

      "

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