Der Schuss aus dem Schatten. Hans Heidsieck

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Der Schuss aus dem Schatten - Hans Heidsieck

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ich den Arzt erst befragen.“

      „Dann fragen Sie, bitte! Wenn’s geht, sofort!“

      „Wollen die Herrschaften solange in diesen Warteraum treten?“

      Alfred und Edith betreten das kleine Zimmer. Das Mobiliar besteht aus einem ovalen Tischchen, einigen Stühlen und einem Bild, das einen Arzt im Kreise von seinen Schülern bei einer Operation zeigt. Auf dem Tisch eine Karaffe mit Wasser, zwei Gläser.

      „Edith!“ sagt Alfred und fasst nach der Hand des Mädchens, „mir trägst du es doch nicht nach, dass gerade mein Vater — —?“

      Ein mildes Lächeln umspielt ihre Lippen. „Alfred, — du weisst, wie ich zu dir halte. Die geistige Feindschaft zwischen unseren Vätern hat unserer Liebe bisher keinen Abbruch getan, — — wie sollte es dieser unglückliche Zufall vermögen!“

      Alfred zupft nervös an seiner Krawatte, die genau passend zu dem eleganten Anzug gewählt ist. Er denkt an das ewige Versteckenspiel, das sie beide mit ihrer Neigung zu treiben gezwungen sind.

      „Ich danke dir!“ sagt er, „auch mein Vertrauen zu dir steht unerschütterlich fest. Schwierigkeiten sind dazu da, um überwunden zu werden.“

      Die Schwester kommt, um zu melden: „Das Fräulein darf zu ihrem Herrn Vater, — sonst aber niemand.“

      Alfred nimmt Abschied von Edith: „Dann bin ich hier also überflüssig. Ich werde heute am Nachmittag, wie gewöhnlich, vor der Anatomie sein.“

      „Schön. Ich erwarte dich. Lebe wohl!“

      Der junge Mann eilt nach Hause. Die Dienerschaft ist noch auf. Keiner wagte sich wieder hinzulegen. Alfred muss erst ein Machtwort sprechen.

      Er geht in das Arbeitszimmer des Vaters, in dieses Museum von alten und neueren Fachzeitschriften, die rings zu grossen Haufen gestapelt liegen.

      Hier verfasst er zunächst einen langen Bericht über die Vorgänge in der Nacht. Es ist nun mittlerweile fünf Uhr geworden. Die erste Tageshelle stieg zaghaft auf.

      Alfred nimmt eine eiskalte Dusche. Nur munter bleiben! Die Nerven stählen. Er weiss, dass ihm manches Schwere bevorsteht.

      Um sechs Uhr eilt er mit seinem Wagen zum Tattersall, klingelt die Leute raus, lässt sich seine Rappstute satteln. Dann tobt er sich galoppierend auf den Reitwegen der grossen städtischen Anlagen aus.

      Punkt acht Uhr lässt er sich in der Privatwohnung von Justizrat Brangheimer melden.

      „Herr Justizrat ist vor neun nicht zu sprechen!“ bedeutet das Mädchen, das ihm geöffnet hat.

      „Für mich doch! Bringen Sie meine Karte hinein, liebes Kind — sagen Sie, dass es ganz dringend wäre — — und hier ist ein Taler für Sie — — für den nächsten Rummel am Sonntag!“

      Das Mädchen verschwindet, sichtlich verlegen, um bald zurückzukehren und ihm zu melden: „Herr Justizrat lässt bitten, einen Augenblick Platz zu nehmen.“

      5. Kapitel

      Justizrat Brangheimer tritt in den elegant eingerichteten Salon. Er ist ein alter Freund des Professors und hat sein Wohlwollen auch auf den Sohn übertragen. Trotzdem ein wenig den Unwirschen spielend, kommt er fragend auf Alfred zu:

      „Na — zu so früher Stunde hetzen Sie mich aus den Federn, mein lieber Herr Köster? Was geht denn vor?“

      Alfred verneigt sich höflich, mit vollendeter weltmännischer Grazie.

      „Ich muss schon um Entschuldigung bitten, — — aber wenn es nicht wirklich sehr dringend wäre —“

      „Na — also schiessen Sie los!“

      In kurzen Zügen berichtete Alfred, was in der Nacht geschah. Der Justizrat wird aufmerksam, runzelt die Stirn — trommelt nervös mit den Fingern auf die Platte des Tisches.

      „Hm — — ja — — — das ist wirklich eine sehr peinliche Sache. Natürlich werde ich mich sofort für den Vater bemühen. Und sollte es wirklich zu einer Verhandlung kommen — — aber das wollen wir doch nicht hoffen.“

      „Was raten Sie mir zu tun, Herr Justizrat?“

      „Sehr einfach: erstens bringen Sie Ihrem Herrn Vater alles, was ihm den Aufenthalt in der Haftzelle erleichtern könnte. Zweitens forschen Sie nach dem vermeintlichen Schatten, auf den er geschossen hat. Am besten nehmen Sie dazu einen tüchtigen Privatdetektiv. Ich könnte Ihnen da einen empfehlen.“

      „Ja — bitte?“

      „Ein Italiener — fabelhaft tüchtig — — wenigstens nach den Erfolgen zu urteilen, die mir von ihm bekannt geworden sind.“

      „So! Und wer ist das?“

      „Hajo Sogalla — — er ist auch nicht teuer —.“

      „Das spielt ja kaum eine Rolle, Herr Justizrat. Vor allen Dingen: der Mann ist gut?!“

      „Dafür bürge ich. Rufen wir ihn doch gleich einmal an.“

      „Das wäre sehr liebenswürdig.“

      Schon hat der Justizrat das Tischtelefon zur Hand genommen, gibt seinem Vorsteher den Auftrag, ihn mit dem betreffenden Büro zu verbinden.

      Nach einer Minute ist Herr Sogalla am Apparat.

      „Herr Justizrat — Sie wünschen?“

      „Habe fabelhafte Sache für Sie, Herr Sogalla. Professor Köster —“

      „Ah — Kösters Schuss auf den Schatten! Ich weiss schon — ich weiss schon!“

      „Sie wissen?“

      „Nun ja — aus der Morgenzeitung.“

      „Ah — die habe ich noch gar nicht gelesen. Aber Herr Köster junior ist eben bei mir — ich habe Sie ihm empfohlen.“

      „Gut — in einer halben Stunde werde ich mich in der Villa von Köster melden.“

      „Ich danke Ihnen.“

      „Gar keine Ursache. Empfehle mich, Herr Justizrat!“

      „Haben Sie gehört? Haben Sie gehört?“ fragt Brangheimer seinen Besucher, „ach nein — richtig — — Sie konnten ja gar nicht hören. Also: die Sache steht bereits in der Morgenzeitung. In einer halben Stunde will Herr Sogalla in Ihrer Villa sein.“

      „Haben Sie die Zeitung da, Herr Justizrat?“

      „Sie wird inzwischen gekommen sein. Warten Sie!“ Der alte Herr eilt zur Türe, öffnet ein wenig und ruft hinaus: „Johanna! Die Zeitung, bitte!“

      Sie wird gebracht. Gleich auf der Stirnseite liest man in grossen Lettern:

      „Der Schuss auf den Schatten“,

      darunter, ein wenig kleiner:

      „Professor

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