Der Schuss aus dem Schatten. Hans Heidsieck

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Der Schuss aus dem Schatten - Hans Heidsieck

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vergangenen Nacht geschehen. Um zwei Uhr hörte man Hilferufe in der Nähe der Villa des bekannten Raketenforschers Professor Köster. Ein Wächter der Nachtbewachungsgesellschaft fand einen Herrn mit einem Brustschuss auf dem Bürgersteig liegen, den man, noch lebend, mit einem zufällig vorbeikommenden Auto zum Krankenhaus brachte.

      Hier wurde festgestellt, dass es sich um den Physiker Doktor Kranz handelte.

      Inzwischen gelang es der Polizei festzustellen, dass aus der Villa von Köster geschossen wurde. Man nahm den Professor fest, obwohl er behauptete, nur auf einen Schatten gezielt zu haben, der plötzlich draussen auf seiner Veranda aufgetaucht sei. Diese Behauptung klingt wenig glaubhaft, zumal in Fachkreisen bekannt ist, dass gerade der Physiker Doktor Kranz in der Wissenschaft zu den heftigsten Gegnern des alten, ein wenig sonderlichen Professors zählte. Erst kürzlich erschien ein schroffer Artikel Kösters, der Doktor Kranz auf das heftigste angriff.

      Immerhin wollen wir uns weiterer Vermutungen hier enthalten, bevor die Gerichte gesprochen haben. Jedenfalls darf man auf eine sensationelle Verhandlung gefasst sein.“

      Alfred schleudert das Blatt auf den Tisch.

      „Empörend! Einfach infam!“ murmelt er vor sich hin. „volle Entstellung der Tatsachen! Wartet nur — Bande!“

      „Beruhigen Sie sich, lieber Freund — die Presse ist häufig nur einseitig unterrichtet. Tun Sie nur Ihre Pflicht und forschen Sie weiter, — das andere ergibt sich von selbst.“

      Alfred zerknüllt seine Handschuhe zwischen den Fingern. „Glauben Sie etwa an eine Schuld meines Vaters?“ fragt er mit bebender Stimme.

      „Nein — ganz im Gegenteil. Doch der Schein spricht dagegen. Ich werde mein Möglichstes tun, um auch meinerseits eine baldige Klärung herbeizuführen.“

      „Ich danke Ihnen — — das gibt mir Mut. Nun will ich eilen, um Herrn Sogalla zu Hause nicht zu verfehlen.“

      „Ja — — eilen Sie! Alles Gute, mein junger Freund!“

      6. Kapitel

      Wenn Herr Sogalla nicht schielte und keine Halbglatze hätte und nicht gar so klein und dick und rundlich wäre, — dann wäre er ein hübscher Mensch.

      Mit einem undefinierbaren Augenzwinkern steht er vor Alfred Köster. Man befindet sich in einem altmodischen Salon der Villa. Alfred hat ihm in kurzen Worten bereits die Vorgänge auseinandergesetzt.

      „Noch einige Fragen, bitte!“ sagt Herr Sogalla.

      „Fragen Sie immerzu!“

      „Was halten Sie selbst von dem Schatten?“

      Alfred betrachtet interessiert seine Fingernägel.

      „Ich? Hm, — wahrscheinlich war es ein Einbrecher,“

      „Sie glauben also, dass jemand da war?“

      „Gewiss.“

      „— — dass es keine Halluzination Ihres Vaters war?“

      „Aber ich bitte — — Herr Doktor Thoma hat ja auch Spuren gefunden.“

      „— — die ich aufnehmen werde. Es steht also fest: ein Schatten ist dagewesen. — Wie alt ist Ihr Vater?“

      „Zwei- oder dreiundsechzig.“

      „Er ist sehr vermögend?“

      „Ja — allerdings.“

      „Lebt nicht mehr mit Ihrer Frau Mutter zusammen?!“

      „Woher wissen Sie das?“

      „Genug, dass ich das weiss. Ihre Frau Mutter bewohnt eine Villa in Innsbruck. Sie befinden sich zeitweise dort, zeitweise hier bei dem Vater.“

      „Ich staune — Herr Sogalla — —!“

      „Eine Schwester von Ihnen befindet sich in einem Pensionat in Lausanne.“

      „Richtig!“

      „Ihr Vater ist ein etwas eigenartiger Forscher, der sich mit den Problemen der Raumschiffahrt schon seit Jahrzehnten beschäftigt. Sie lächeln bisweilen über seine Phantastereien — bewundern aber im Grunde doch seine optimistische Energie, die er sich bis ins hohe Alter bewahrt hat.“

      „Ganz recht — ganz recht — aber — woher wissen Sie denn das alles — —?“

      „Als Detektiv muss ich vieles wissen. Eine internationale Verbrecherbande, die im Auftrage eines anderen Forschers handelt, wird sich bemühen, die wichtigsten Papiere Ihres Vaters in die Hand zu bekommen.“

      „Was? — Wieso? — — — Ich verstehe nicht —!“

      Sogalla lächelt, ein wenig zynisch. „Sie verstehen mich nicht. Richtig — kann ich auch nicht verlangen. Es handelt sich lediglich um Hypothesen, — — aber es wäre doch eine Möglichkeit.“

      „O ja — sehr romantisch — — romanhaft — — — Sie müssen doch aber Gründe haben — — — —“

      „Lassen wir diese Dinge jetzt, Herr Köster. Ich will an die Arbeit gehen. Zunächst muss ich einmal mit Doktor Thoma zusammen kommen. Dann knüpfe ich meine Fäden.“

      „Hören Sie, Herr Sogalla — — ich möchte mich an den Forschungen gerne beteiligen.“

      „Hm — ob Sie nicht mehr verschlimmern als gutmachen werden?“

      „Ich bitte Sie, Herr Sogalla!“ Alfred quält sich ein höfliches Lächeln ab.

      „Lassen wir das bis später, Herr Köster!“ eifert der Detektiv und streicht sich über die Glatze, „zunächst mache ich alleine die Vorarbeiten. Mir ist schon manche Klärung gelungen. Durch mein eigenartiges Präventivsystem — —“

      „Was ist denn das für ein sonderbares System?“

      „Gehört jetzt durchaus nicht hierher, Herr Köster. Aber sehen Sie, wie ich schiele? Schon deshalb bin ich geeignet, — ich kann nach zwei verschiedenen Richtungen gleichzeitig schauen. Ich schiele nicht etwa nur, ich sehe mit beiden schielenden Augen in zwei verschiedenen Richtungen. Das zu können, hat mich jahrelange Übung gekostet. — Sie wollen vielleicht nun behaupten, dadurch sei ich auch leicht zu erkennen, aber — — sehen Sie, da hilft mir die Brille wieder. Die korrigiert das ganz, wenn es darauf ankommt.“

      Er setzt eine grosse, kreisrunde Brille auf. Gleich sieht er völlig verändert aus, zumal er es in der Gewalt hat, seine Gesichtsmuskeln so zu verziehen, dass er kaum zu erkennen ist.

      „Ja — Mimik, verehrter Herr Köster — das ist es! Ich will mich verpflichten, morgen mit Ihnen zusammenzutreffen, ohne dass Sie mich wiedererkennen. Wenn ich gar noch mit Bart und Perücke komme — und dann meine Brille —! Sehen Sie daran etwas Besonderes?“

      „Nein.“

      „Und doch, — hier, wo der Bügel ansetzt — — dieses winzige Spiegelchen — — es ermöglicht mir, unauffällig

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