Sekten, Sekt und Selters - Ein Moselkrimi. Carl von Lieser

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Sekten, Sekt und Selters - Ein Moselkrimi - Carl von Lieser

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gelbe vom Topinambur, rote und bläuliche von den Astern, grüne womöglich schon vom Efeu.

      An den Tomatenstöcken hingen noch reichlich grüne Früchte, vor dem ersten Frost würde ich die in den Keller bringen, samt Wurzelstrünken. Mit etwas Glück hätten wir dann bis Weihnachten eigene Tomaten. Die Nachbarin grüßte über den vom wilden Wein ganz verdeckten Metallzaun. Ich winkte zurück.

      Ich hätte jetzt einiges dafür gegeben, endlich Naomi an mir zu spüren.

      4. Ein bißchen schwanger?

      Als sie kam, dämmerte es schon draußen. Ich saß im Arbeitszimmer. Sie entschuldigte ihr langes Ausbleiben damit, daß sie mit Erika spazieren gegangen war, mit Erika Brandscheider, ihrer Kollegin und besten Freundin. Wir gingen rüber in die Küche, meine Nerven lagen blank. Sie schwieg auffallend lange.

      "Du brauchst dich doch nicht dafür zu entschuldigen, Naomi. Ich kontrolliere dich nicht, wann du nach Hause kommst, Schatz", sagte ich wie zur Entwarnung. "Aber du kannst dir vorstellen, daß ich heute den ganzen Tag auf heißen Kohlen gesessen habe. Nicht zu wissen, was bei deinem Arztbesuch herausgekommen ist, machte mich ganz fickerig."

      Sie zelebrierte die Spannung, es war reine Folter für mich.

      "Herausgekommen ist zum Glück gar nichts, Matz", spottete sie schließlich. Ich hätte sie watschen können. "Aber drin is was, ich bin positiv. Eine dieser doofen Pillen muß wohl ein Blindgänger gewesen sein."

      Die Anspannung hatte mein Herz in Wallung gebracht, jetzt schien es überzubrodeln. Ich konnte es nicht fassen.

      "Also..., also sind wir schwanger?"

      "Blödsinn, Matz. Ich bin schwanger, ja, aber nicht wir!"

      Sie spielte die Obercoole, nutzte meine Verunsicherung, meine bange Erwartung aus. Wieder entstand eine Kunstpause, bis ich mich halbwegs gesammelt hatte.

      "Hey, Naomi, das ist doch super! Ich freue mich riesig für uns. Freust du dich auch?"

      Ich war aufgestanden und wollte sie umarmen, aber sie wehrte ab.

      "Matz, ich glaube, du spinnst wohl! Was ist denn plötzlich in dich gefahren? Du weißt doch genau, was wir verabredet hatten. Auf keinen Fall ein Kind, bevor ich nicht beruflich auf festen Beinen stehe! Das hast du doch hoffentlich nicht vergessen, oder?"

      Ich ließ mich wieder auf den Stuhl zurückfallen. Ich suchte instinktiv mit den Händen einen Halt, fand ihn schließlich auf der Tischplatte.

      "Ja, ja doch, ja, Naomi. Das weiß ich doch alles. Jetzt sei doch nicht so verbiestert. Ich freue mich eben, ich habe Kinder gerne, ich..."

      "Jetzt drehst du voll durch, Alterchen! Als hättest du nicht jeden Tag genug Kinder um dich in der Schule, ganze Kindergärten! Also, für mich ist das im Moment kein Thema. Das sage ich dir nur, damit du im Bilde bist."

      Jetzt hatten wir den Salat. Ich happy, sie sauer. Ich im siebten Himmel, sie am Ende ihrer Träume. Verstehe einer die Menschheit! Wir waren doch eine Paar, ein Liebespaar, warum sollten wir kein Kind haben? Wäre doch die natürlichste Sache der Welt.

      "Klar, Naomi, ich habe nichts vergessen. Ich bin ja auch immer ganz deiner Meinung gewesen. Aber jetzt, jetzt, da es passiert ist, jetzt sieht die Welt ganz anders aus. Ich bin wirklich der Letzte, der nicht zu dir stehen würde. Wir schaffen das, Naomi, keine Sorge, wir schaffen das gemeinsam. Ganz sicher."

      "Das einzige, was sicher ist, ist die Tatsache, daß ich jetzt kein Kind gebrauchen kann, Matz. Geht das denn nicht in deine Birne rein? In sechs Monaten will ich meine Diplomarbeit abgeben. Da muß ich noch gewaltig was für tun. Und danach will ich mich bewerben. Kannst du dir vorstellen, was die Personalchefs sagen werden, wenn ich, mit einem Baby an der Brust nuckelnd, zur Vorstellung erscheine? Kannst du dir das wirklich vorstellen? Allen Ernstes?"

      Sie hatte mich am Wickel.

      "Ja, natürlich, Schatz. Ich weiß auch, daß unser Plan nicht mehr ganz aufgeht, aber..."

      "Nicht mehr ganz aufgeht! Ich glaub, ich hör nicht recht. Ich krieg keinen Job, das ist alles. Das nennst du 'nicht ganz aufgehen'. Ich glaub, es hackt!"

      Wann hätte ich Naomi einmal derart aggressiv erlebt? Lag es nur an der Bestätigung der Schwangerschaft? Oder hatte es grundsätzlich mit unserer Beziehung zu tun? Paßte ihr irgendetwas nicht? Hatte Erika sie gegen mich aufgehetzt? Gegen die Schwangerschaft? Gegen das Kind? Wie auch immer, meine freudige Stimmung angesichts des greifbar nahen Nachwuchses hatte einen herben Dämpfer erlitten.

      "Naomi, sieh mal, das mit deinem Beruf läuft doch nicht weg. Du bist noch sehr jung. Ein Baby wächst ja auch heran, nach ein oder zwei Jahren könnten wir uns eine Tagesmutter nehmen, du könntest dich beruflich voll entfalten, du könntest.."

      "...könntest, könntest, könntest! Ich kann das nicht mehr hören!" Sie explodierte fast vor Wut. "Ach Matz, du hast einfach keine Ahnung vom Arbeitsmarkt", fuhr sie dann leicht resigniert fort. "Ihr Lehrer seid doch alle jenseits von Gut und Böse, ihr lebt auf einem fremden Stern. Ihr Beamte seid die allerletzten weltfremden Mohikaner auf diesem Planeten. Ein Wunder, daß es euch überhaupt noch gibt. Was denkst du, wie viele hundert und tausend Geographen und Geographinnen allein im Einzugsgebiet von Trier jedes Jahr auf den Arbeitsmarkt drängen? Weißt du, wie viele davon eine echte Chance bekommen? Im ersten Anlauf sind es weniger als 30%. Und dann versuch das Ganze mal mit Baby an Bord! Null Chance, sage ich dir. Null Komma null!"

      Mein Schweigen durfte sie getrost als Sieg auf der ganzen Linie verbuchen. Sie hatte vielleicht recht, was ihr Leben anging, was ihre Karriere betraf. Aber durfte sie so egoistisch über unsere Beziehung hinweggehen? Über die Interessen des Kindes, des Embryos? Hatte der oder sie, wer auch immer sich da in ihrem Bauch Hoffnung auf Zukunft machte, überhaupt schon Interessen anzumelden, gar ein Mitspracherecht? Ich mußte feststellen, wie schlecht ich selbst auf diese Situation vorbereitet war. Naomi ging es sicher nicht viel anders. Sie war einfach überfordert. Ihre Aggression bewies es. 'Jetzt bloß nichts mit heißer Nadel stricken!', sagte ich mir.

      "Nun hör mir mal bitte gut zu, Matz! Natürlich fühle ich, wie sehr du mich liebst. Jetzt ist mir auch klar, daß du dieses Kind unbedingt haben möchtest. Nur bitte ich dich um eines: überlaß die letzte Entscheidung mir. Ich kenne deine Wünsche und werde sie berücksichtigen, keine Sorge."

      "Das klingt schrecklich kühl, Schatz."

      "Laß es klingen, wie es klingt. Ich muß jetzt erst mal mit mir selbst ins Reine kommen. Ich bin erst in der dritten Woche, also keine Panik. Und bedenke bitte: wir sind nicht verheiratet."

      "Was soll denn das schon wieder? Du weißt doch, daß ich dich auch ohne Trauschein liebe, mindestens so viel wie mit diesem Wisch. Vielleicht sogar noch mehr."

      "War ja auch kein Vorwurf. Aber als Frau hat man eben eine andere Position. Als Alleinerziehende, wohlgemerkt. Da wird man schnell abgestempelt zur Almosenempfängerin."

      "Aber du bist doch gar nicht allein..."

      "Komm, lassen wir das jetzt, Matz. Schlafen wir ein Weilchen drüber. Ich werde schon zu einer Lösung finden. Ich hab nur eine Bitte: ich möchte, daß du mich unterstützt, egal, zu was ich mich letzten Endes durchringen werde. Abgemacht?"

      "Abgemacht, Schatz."

      Letzteres muß wohl nicht besonders überzeugend geklungen haben, denn Naomi

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