Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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nämlich für die Versicherung.«

      »Aber wie komm’ ich denn jetzt zur Arbeit?«

      Max schaute auf die Uhr.

      »In einer Stunde fährt der erste Bus in die Stadt«, erwiderte er. »Ruf’ an und sag’, daß du später kommst.«

      »Ich... ich bin noch nie zu spät gekommen«, ereiferte sich Alois.

      Seine Frau nickte empört, wagte aber nicht, etwas zu sagen. Max’ Rüffel hatte sie eingeschüchtert.

      Der Polizeibeamte zuckte die Schultern.

      »Was soll’s? Ich kann dich net fahren, und einmal ist immer das erste Mal. Auch für dich. Also, pfüat euch, ihr beiden. Ich leg’ mich wieder ins Bett.«

      Damit ließ er das Ehepaar stehen und ging zum Revier zurück.

      Nachdem er sich wieder hingelegt hatte, konnte er aber nicht mehr schlafen. Zuviel ging Max durch den Kopf, als er die Angelegenheit noch einmal überdachte.

      Daß Tobias für das Zerstechen der Reifen verantwortlich war, glaubte er keinen Moment.

      Aber wer war dann der Täter?

      Fälle von Vandalismus gab es so gut wie nie in St. Johann. Freilich kam es schon mal vor, daß ein paar Betrunkene sich eine Gaudi daraus machten, Gartenpforten auszuhängen oder nachts irgendwo klingelten. Das waren zwar Streiche, und für die Betreffenden ärgerlich, aber mutwillige Beschädigungen fremden Eigentums hatte der Polizist in dem friedlichen Dorf noch nie erlebt.

      Hoffentlich muß ich jetzt net jede Nacht auf Streife gehen, dachte er.

      Aber wenn es zu weiteren Fällen kam, würde ihm nichts anderes übrig bleiben.

      Außerdem beschäftigte ihn die Frage, wo Tobias Berghofer hinwollte, als Alois Brunner ihn gesehen hatte. Es war schon ungewöhnlich, daß er so früh unterwegs war.

      Aber alles Nachgrübeln half nichts. Max drehte sich noch einmal auf die Seite, schlang den Arm um seine Frau, die wieder eingeschlafen war, und schloß die Augen.

      Leider nicht für lange, denn schon bald darauf klingelte der Wecker, gerade, als er ein bissel eingeschlummert war.

      *

      »Wie hab’ ich das vermißt!«

      Tobias stand am Rand der eindrucksvollen Schlucht und schaute in die Tiefe. Sein Ausruf kam aus tiefstem Herzen. Er breitete die Arme aus und holte tief Luft. Dann drehte er sich zu Sebastian um und lachte.

      »Ich hab’s nie so deutlich empfunden, daß mir die Heimat gefehlt hat wie in diesem Augenblick«, sagte er.

      Der gute Hirte von St. Johann lächelte ihm zu.

      »Das glaub’ ich dir gern’«, meinte Sebastian. »Oft merkt man erst, wenn man wieder daheim ist, was das Wort Heimat wirklich bedeutet.«

      Der Geistliche öffnete den Rucksack, den Tobias getragen hatte, und holte den Proviant heraus. Bald duftete der Kaffee in ihren Bechern, und die belegten Brote schmeckten köstlich an der frischen Luft, nach der ersten Etappe ihres Aufstiegs.

      »Jetzt bist’ ja schon eine Weile wieder hier«, sagte Sebastian. »Hast’ dir denn schon darüber Gedanken gemacht, was du nun anfangen willst?«

      Tobias trank einen Schluck.

      »Net so richtig«, gestand er. »Bisher war ich damit beschäftigt, das Haus wieder in einen bewohnbaren Zustand zu versetzen.«

      »Natürlich«, nickte der Bergpfarrer. »Aber hin und wieder wirst’ schon daran gedacht haben, oder?«

      »Doch. Aber ich weiß noch net so recht. Mir spuken viele Ideen im Kopf herum.«

      Er lachte plötzlich auf.

      »Wenn gar nix geht, dann zieh ich zum Franz auf die Alm und beerb’ ihn eines Tags«, setzte er hinzu.

      »Gar keine schlechte Idee«, nickte Sebastian. »Auch wenn ich dem Franz ein langes Leben wünsch’, so muß er sich doch beizeiten nach einem Nachfolger umschauen, an den er sein Wissen weitergeben kann.

      Allerdings ist’s ein sehr einsames Leben auf einer Almhütte, darüber mußt’ dir im klaren sein. Da wär’s gut, wenn du eine Frau hättest...«

      »Eine Frau?«

      Tobias blickte ernst vor sich hin.

      »Ich weiß net, ob ich jemals wieder eine Frau lieben kann«, erwiderte er düster.

      »Ich versteh’ und akzeptier’ deine Gefühle«, sagte der Geistliche. »Aber bei all der Trauer, die noch in deinem Herzen ist, darfst’ dich net vor der Welt verschließen, Tobias. Ich bin sicher, daß die Patricia das net gewollt hätt’. Oder würdest du von ihr verlangt haben, sie solle den Rest ihres Lebens allem entsagen, wenn sie an deiner Stelle wär’?

      Gewiß net! Und auch wenn du jetzt net recht daran glauben magst, so hält das Schicksal auch für dich noch Schönes bereit. Ich weiß, er klingt abgedroschen, der Satz: Das Leben geht weiter. Aber bei aller Banalität, die in diesem Spruch steckt – es ist so!

      Und sei ehrlich, kannst’ dein Herz vor so einem Madl wie die Kathi eines ist, wirklich verschließen?«

      Tobias sah schweigend vor sich hin. Vor seinem geistigen Auge erschien wieder Patricias Bild. Er sah ihr Lachen, die strahlenden Augen, das wunderschöne Gesicht. Er mußte die Zähne aufeinander beißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Sebastian, der ihn beobachtete, brach schließlich das Schweigen.

      »Ich betrachte es als meine seelsorgerische Pflicht, dieses Thema anzuschneiden«, sagte er. »Freilich hätten wir das Gespräch auch bei dir führen können, oder im Pfarrhaus. Aber ich hab’ mir gedacht, hier, in der schönen Natur, wo wir unsrem Herrgott ungleich näher sind als drunten im Tal, da würd’s uns beiden leichter fallen.«

      »Unsrem Herrgott?« fragte Tobias zweifelnd. »Seit Patricias Tod bin ich in keiner Kirche mehr gewesen. Ich hab’ den Glauben verloren.«

      Der Geistliche schüttelte den Kopf.

      »Nein«, sagte er sanft, »das hast du net, Tobias. Zweifel, ja, die mögen da sein. Aber tief in deinem Innern weißt du, daß es nicht Gottes Wille war, daß Patricia sterben mußte. Du gibst ihm net die Schuld daran.

      Ich weiß, daß du eines Tags wieder unbefangen zu mir in die Kirche kommen wirst, und bestimmt net allein’. So, wie du unsrem Herrgott wieder Glauben schenkst, so wirst du auch wieder lernen, zu lieben. Ich wünsch’ dir und Kathi, daß ihr zusammen glücklich werdet.«

      Der junge Bursche sah ihn erstaunt an.

      »Aber wieso?« fragte er. »Ich meine – zwischen Kathi und mir, da ist überhaupt nix.«

      Der Bergpfarrer lächelte hintergründig.

      »Noch net«, sagte er. »Aber das kommt noch. Und jetzt laß uns zusammenpacken und weitergehen, bevor wir den ganzen Tag verplaudern.«

      Während

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