Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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werd’ schon mit ihnen zurechtkommen«, sagte sie leichthin. »Schließlich bin ich volljährig und kann machen, was ich will.«

      Tobias Berghofer antwortete nicht. Überhaupt grenzte er das Thema aus, solange Kathi da war. Als er später alleine in der Wohnstube saß und über alles nachdachte, da kam es ihm auch in den Sinn, daß Kathis Eltern bestimmt nicht davon erbaut waren, ihn als Freund ihrer Tochter kennenzulernen.

      Und wieder fragte er sich, ob es nicht ein Fehler gewesen, nach St. Johann zurückzukehren. Wie es schien, brachte er den Leuten, die mit ihm zu tun hatten, kein Glück – und sich selbst schon gar nicht.

      *

      »Na, hat doch prima hingehauen, oder net?«

      Georg Heppner sah Florian beifallheischend an.

      »Na ja, schon«, nickte der Bauernsohn. »Aber ich weiß immer noch net, was das bringen soll.«

      »Wart’s ab«, grinste Schorsch. »Das war erst der Anfang.«

      Er deutete zu seinem Auto, das am Waldrand stand.

      »Komm mal mit.«

      Florian folgte gehorsam. Als der Knecht ihn vor einer halben Stunde angerufen hatte, um sich mit ihm zu verabreden, hatte es auf dem Waldnerhof gerade Abendessen gegeben. Dabei hatte die Familie über die Ereignisse im Dorf gesprochen, und von Kathi Steingruber war auch die Rede gewesen. Es war nicht nur bei dem Gerücht geblieben, der Heimkehrer sei ein Tunichtgut, der Reifen zersteche und mit Rauschgift handele, er habe sich auch ein Madl angelacht, das ihm hörig sei, und dann war der Name gefallen.

      Florian beteiligte sich nicht an der Unterhaltung. Er wußte ja am besten, was sich wirklich ereignet hatte. Zusammen mit Georg war er in der vergangenen Nacht ins Dorf gefahren und hatte zugeschaut, wie der Knecht das Auto der Brunners beschädigte.

      »Was willst’ denn damit?« fragte er jetzt mit großen Augen, als sein Spezi den Kofferraum öffnete und ihm das Jagdgewehr zeigte, das darin, in eine Wolldecke gehüllt, lag.

      »Was wohl?« Georg schüttelte den Kopf. »Du stellst vielleicht Fragen!«

      Florian erschrak.

      »Du... du willst doch net etwa auf ihn schießen...?«

      Über soviel Dummheit konnte der Knecht wieder nur den Kopf schütteln.

      »Bin ich deppert?« entgegnet er. »Natürlich will ich net auf den Rumtreiber schießen. Aber auf einen kapitalen Bock, und den jubeln wir dem Burschen dann unter. Sollst’ mal seh’n, was dann los ist. Ein Anruf beim Förster, natürlich anonym, und er sitzt schneller hinter Gittern, als er bis drei zählen kann.«

      Der Gedanke gefiel Florian. Kathi würde einsehen müssen, daß der Kerl nix für sie war. Und bestimmt kam sie wieder zu ihm zurück.

      »Wann soll’s denn losgeh’n?« fragte er.

      »Nachher, wenn’s dunkel genug ist«, antwortete Schorsch. »Schließlich soll uns niemand dabei beobachten. Und schon gar net, wenn wir die Jagdbeute dem Rumtreiber unterschieben.«

      Während sie sich weiter über ihren Plan unterhielten, trafen zwei Männer aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein konnten.

      Der eine war weit über siebzig Jahre alt. Er war wie ein Obdachloser gekleidet, und hatte grauweißes Haar, das genauso ungepflegt wirkte wie der Rest des Mannes.

      Der andere hatte die Statur eines Bären. Das dunkle Haar war länger als die Mode vorsah, und er sprach ein eher gebrochenes Deutsch, mit einem deutlichen Dialekt. Im Gegensatz zu dem Alten wirkte er äußerst gepflegt, dennoch reichte er dem anderen ohne Scheu die Hand.

      »Grüß dich, Loisl«, sagte er. »Schön, daß es geklappt hat. Ich bin schon ganz gespannt.«

      Alois Brandhuber, der selbsternannte Wunderheiler von St. Johann, grinste breit.

      »Freut mich, daß sich endlich mal jemand für meine Kräutertees und Salben interessiert«, erwiderte er. »Die Leut’ sind sonst eher skeptisch, was meine Medizin angeht.«

      »Ich habe dir ja schon erzählt, was ich in Kanada erlebt habe, als ich beim Baumfällen um ein Haar tödlich verunglückt wäre«, meinte Richard Carpenter. »Die Indianerin, die mich damals gepflegt hat, war eine der Medizinfrauen des Stammes, die ihr Wissen von Generation zu Generation an ihre Nachfolgerinnen weitergeben.«

      Der Kanadier war ein Bekannter Andreas Trenkers, der nach über zwanzig Jahren in der Fremde wieder nach St. Johann zurückgekehrt war. Richard, der zuerst für Andreas gearbeitet hatte und dann dessen Freund geworden war, wollte den Cousin des Bergpfarrers eigentlich nur für ein paar Wochen besuchen, doch dann verliebte er sich. Zuerst in das Wachnertal und die Berge, und dann in eine Frau. Also war er geblieben.

      Der breitschultrige Mann und der kauzige Wunderheiler hatten sich schon öfter unterhalten, und je mehr Interesse Richard gezeigt hatte, um so mehr taute der Brandhuber auf. Für diesen Abend hatten sie verabredet, sich zu treffen und gemeinsam nach einer bestimmten Pflanze zu suchen, die nur hier oben wachsen sollte. Nach Loisls Worten mußte sie unbedingt bei Vollmond ausgegraben und dann behutsam nach Hause getragen werden, wo man sie in einen Topf mit reinem Quellwasser setzen mußte, damit sie ihre heilende Wirkung entfalten konnte. Erst nachdem es wieder Vollmond geworden war, durften die Blütenblätter getrocknet werden, um daraus einen Tee herzustellen, der wahre Wunder vollbringen sollte.

      So stand es zumindest in dem geheimnisvollen Buch, aus dem der Brandhuber sein ›Wissen‹ bezog.

      »Also dann los«, sagte Richard und folgte dem Alten, der trotz der Jahre, die er auf dem Buckel hatte, noch rüstig ausschritt.

      *

      Wolfgang Steingruber sah seine Tochter mit verkniffener Miene an.

      »Darf man erfahren, wo du jetzt herkommst?« fragte er, und sein Ton ließ keinen Zweifel daran, daß er eine Antwort haben wollte.

      Kathi begegnete seinem Blick indes kühl.

      »Muß ich jetzt über jeden meiner Schritte Rechenschaft ablegen?« entgegnete sie.

      Ihr Vater holte tief Luft.

      »Ich verbiete dir, dich mit diesem Haderlumpen herumzutreiben!« brüllte er so laut, daß seine Frau, die neben ihm stand, zusammenzuckte. »Die Leut’ reden schon über dich. Wie steh’n wir denn da? Mit einer Tochter, die mit einem Verbrecher verbandelt ist!«

      Kathi fühlte wieder, wie Wut über die Ungerechtigkeit, mit der Tobias behandelt wurde, in ihr aufstieg.

      »Ihr kennt ihn doch überhaupt net!« rief sie, außer sich. »Es ist doch kein Wort von dem wahr, was über Tobias behauptet wird.«

      »So? Willst du etwa behaupten, daß die Leut’ lügen?« ereiferte sich ihr Vater.

      »Ja, genau das will ich«, bestätigte sie. »Und damit ihr es genau wißt, Tobias und ich, wir lieben uns, und keiner, auch ihr net, wird es schaffen, uns wieder auseinander zu bringen!«

      Ihre Mutter machte ein entsetztes Gesicht. Wolfgang Steingruber wußte überhaupt nicht, was er sagen wollte. Auf seiner Stirn bildete sich eine dicke Zornesfalte.

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