Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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Aufstieg wagen. Wir treffen uns gegen Mitternacht auf der deutschen Seite. Besorg’ dir eine Taschenlampe. Wenn ich dir meine Ankunft signalisiert habe, mußt du mir antworten, damit ich weiß, an welcher Stelle ich dich finde. Hast du alles verstanden?«

      »Ja.«

      »Du klingst so merkwürdig«, stellte er plötzlich fest. »Ist alles in Ordnung?«

      »Ja, ja, natürlich«, antwortete Maria hastig. »Es ist nur... ich bin ein bissel durcheinander und kann’s noch gar net glauben. Ich dachte, du wärst längst ins Ausland verschwunden.«

      »Ohne dich? Maria, ich kann ohne dich nicht leben. Nur darum bin ich immer noch hier. Weil ich dich mitnehmen will, in ein neues Leben. Also, Liebling, mach alles so, wie ich es dir gesagt habe, und paß auf, daß der Pfarrer nichts bemerkt. Niemand darf wissen, was wir vorhaben.«

      »Ja, mach ich«, antwortete Maria, aber da hatte Thorsten Gebhard das Gespräch schon beendet.

      »Na also«, sagte Wolfgang zufrieden. »Jetzt wissen wir Bescheid.«

      »Bis wir los müssen, ist noch Zeit«, bemerkte Sebastian. »Ich schlage vor, daß wir diese Zeit nutzen, uns die Karte anzuschauen. Frau Tappert wird uns ein gutes Abendessen machen, bevor wir aufbrechen.«

      Max sah auf die Uhr.

      »Ich geh’ noch mal rüber«, erklärte er. »Claudia wird jeden Moment nach Hause kommen.«

      Während der Bruder des Bergpfarrers das Haus verließ, schauten Wolfgang Hellwig und Sebastian auf die Karte, die das Grenzgebiet und vor allem den Kogler zeigte.

      Der Geistliche wies den Beamten auf einige Besonderheiten hin, vor allem auf Höhlen und Hütten, in denen man sich verstecken konnte.

      »Wenn Gebhard uns entwischen sollte, müssen diese Verstecke durchsucht werden.«

      Wolfgang nickte. Er überlegte, ob er nicht doch noch die Münchener Kollegen hinzuziehen sollte. Aber inzwischen war es so spät, daß sie kaum mehr pünktlich in St. Johann ankommen würden. Also verwarf der Hauptkommissar den Gedanken wieder.

      Bald darauf kehrte Max zurück. Er hatte seine Frau beruhigen müssen, daß der Einsatz nicht gefährlich sein würde.

      »Wir gehen net davon aus, daß Gebhard bewaffnet ist«, sagte er.

      Immerhin war es für Claudia ein gutes Gefühl zu wissen, daß ihr Schwager bei dem Aufstieg dabeisein würde.

      Während des Abendessens drehte sich das Gespräch natürlich um ihr Vorhaben. Immer wieder sprachen sie davon, daß der Millionendieb recht gewieft vorging. Auch das Gespräch am späten Nachmittag hatte nicht zurückverfolgt werden können. Immerhin wußten sie ja, daß der Flüchtige in unmittelbarer Nähe war.

      Endlich war es soweit, und als es losging, legte sich ihre Nervosität. Maria stand an der Tür und sah Wolfgang an.

      »Paß auf dich auf«, sagte sie leise.

      Er nahm ihre Hand und hielt sie fest.

      »Ganz bestimmt«, versprach Wolfgang. »Ich hab’ nämlich noch viel in meinem Leben vor. Vor allem mit dir, Maria.«

      Er sah ihr tief in die Augen.

      »Ich liebe dich«, flüsterte er.

      »Ja, Wolfgang«, erwiderte sie. »Ich weiß und ich glaube, ich liebe dich auch.«

      Strahlend zog er sie in seine Arme und küßte sie.

      »Es wird Zeit«, ließ sich der Bergpfarrer vernehmen. »Wir melden uns, wenn wir oben angekommen sind.«

      Nur widerwillig riß Wolfgang sich los und folgte den Trenkerbrüdern den Kiesweg hinunter. Maria stand mit klopfendem Herzen vor dem Pfarrhaus und blickte ihnen nach.

      *

      Thorsten Gebhard hielt sich im Schutze des Waldes auf. Während er Wurst und Brot verzehrte, dachte er über das Gespräch nach, das er mit Maria geführt hatte. Irgendwas stimmte nicht mit ihr. Sie hatte so merkwürdig geklungen, und der Millionendieb überlegte, was es sein konnte.

      Eine Falle?

      Maria hatte sehr schnell einen Weg vorgeschlagen, als er sie danach gefragt hatte. Die Antwort war so parat gewesen, als wäre sie abgesprochen worden.

      Thorsten hatte sich die Karte angesehen. Über den Geißenpaß war es wirklich die einzige mögliche Stelle, hinüberzugelangen, wenn man nicht den früheren, offiziellen Grenzübergang benutzen würde, der am Berg vorbeiführte. Doch der schied ohnehin aus. Gebhard hatte während seiner Flucht bei jeder Gelegenheit in einer Zeitung gelesen und wußte, daß man ihn in aller Welt suchte. Dennoch war er davon überzeugt, daß die Polizei auch in Deutschland nach ihm fahndete. Und dazu gehörte nun mal, daß an den Grenzübergängen, kontrolliert wurde, was zwar im vereinten Europa weitgehend überflüssig geworden war, in diesem Fall aber bestimmt nicht versäumt wurde.

      Entgegen seiner Ankündigung, den Berg später zu erklimmen, machte er sich jetzt schon auf den Weg. Was ihn zu dieser Änderung seines Planes veranlaßte, vermochte er nicht einmal zu sagen. Vielleicht war es das Mißtrauen, das er Maria gegenüber plötzlich empfand. Nachdem das Brot verzehrt war, schulterte er den Rucksack und stapfte los. Keine Menschenseele begegnete ihm, als er sich an den Aufstieg machte. Thorsten Gebhard war zwar ein Büromensch, er hatte aber immer darauf geachtet, Sport zu treiben, um fit zu bleiben. Das kam ihm jetzt zugute, denn er merkte sehr bald, daß eine Bergwanderung alles andere als ein Spaziergang war.

      Doch er kam gut voran. Drei Stunden brauchte er, bis er auf dem Geißenpaß stand, da war es noch nicht einmal acht Uhr. Er setzte sich an einen Felsen und schaute sich den Sonnenuntergang an. Da er keine Ahnung hatte, wie lange er für den Abstieg brauchte, machte er sich schon nach kurzer Pause daran, einen Pfad zu suchen, der ins Tal führte. Einmal kam er an ein Schild, das den Weg zur Streusachhütte wies. Es handelte sich um ein Ausflugslokal, stand darunter geschrieben. Gebhard verzichtete jedoch darauf, die Hütte anzusteuern. Er hatte auf seiner Flucht bisher unverschämtes Glück gehabt und wollte nicht riskieren, daß doch noch etwas schiefging.

      Nach einer guten Stunden kam er an eine Klamm. Mit lautem Tosen stürzte der Gebirgsfluß in die Schlucht hinunter. Inzwischen war es dunkler geworden, und der Millionendieb suchte nach der Taschenlampe, die im Rucksack steckte. Nachdem er sie gefunden hatte, wollte er sie einschalten, um den Pfad auszuleuchten. Im letzten Moment zog er den Finger von der Taste zurück. Unter ihm leuchteten drei Lichter in der Dunkelheit auf, und Thorsten Gebhard verbarg sich hastig zwischen den Büschen, die am Abgrund standen. Dort wartete er mit klopfendem Herzen ab. Langsam näherten sich Schritte, und er vernahm gedämpfte Unterhaltung.

      So spät noch Bergwanderer?

      Er mochte es nicht glauben. Etwas stimmte hier nicht. Instinktiv spürte er, daß die Männer seinetwegen unterwegs waren.

      Maria hatte ihn also verraten!

      Plötzlich war es still. Die Leute waren stehengeblieben, die Lampen erloschen. Gebhard verhielt sich weiter still, er hatte gar keine andere Wahl, als abzuwarten.

      Dann waren die Stimmen wieder zu hören. Aber die Männer unterhielten sich so leise, daß es unmöglich war, zu verstehen, was sie sagten. Der Verbrecher verfluchte seine Lage. Hätte er sich nur einen anderen

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