Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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      Florian, der daneben saß, quittierte es mit einer sauren Miene. Während er einen Schluck trank, blieb sein Blick unverwandt auf Saskia gerichtet, und er spürte die Sehnsucht dabei, sie in die Arme zu nehmen.

      Auch bei ihm hatte sie gelächelt, während er den Becher entgegengenommen hatte.

      Hatte das mehr zu bedeuten, oder war es reine Höflichkeit gewesen?

      Florian konnte den Blick nicht abwenden, und so bemerkte er nicht, daß Kathi ihn verwundert anschaute.

      Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den Geistlichen, der während der Pausen immer von früheren Wanderungen erzählte. Seine Zuhörer hingen stets gebannt an seinen Lippen, denn es gab zahlreiche Geschichten, die der Bergpfarrer spannend und farbig zu schildern wußte.

      *

      »Jetzt schau’ dir das an!«

      Toni Wiesinger reichte seiner Frau das Schreiben, das eben mit der Post gekommen war.

      »Was ist denn das?« fragte Elena.

      »Der Laborbericht über die Analyse des angeblichen Wundermittels von Brandhuber«, sagte der Arzt mit deutlich verärgerter Miene. »Das Zeug taugt allenfalls dazu, ins Spülbecken gegossen zu werden.«

      »Ärgere dich net«, versuchte sie ihn zu beruhigen. »Wenn die Leut’ so dumm sind, darauf reinzufallen, dann haben s’ eben nix Besseres verdient.«

      »Schon«, gab Dr. Wiesinger zu, »aber wenn s’ erstmal wegen dieser ›Medizin‹ zum Brandhuber rennen, dann tun sie’s auch, wenn s’ wirklich schwer erkrankt sind, dann mag ich mir gar net ausmalen, was da für Katastrophen passieren können.«

      Er schaute auf die Uhr.

      »Die Praxis wird erst in einer halben Stunde geöffnet«, meinte er nachdenklich. »Vielleicht sollt’ ich die Zeit nutzen und diesen Scharlatan mal aufsuchen.«

      Elena Wiesinger, die in St. Johann als Tierärztin arbeitete, wiegte nachdenklich den Kopf.

      »Ich weiß net, Toni, ob du mit einem Gespräch wirklich was bei ihm ausrichten kannst«, gab sie zu bedenken. »Du hast doch erzählt, daß Pfarrer Trenker dem Loisl die Leviten lesen wollte.«

      »Ja, schon zweimal. Gestern noch hab’ ich mit ihm darüber gesprochen, als er wissen wollte, ob die Analyse schon da wär’. Er hat den Brandhuber nie angetroffen. Bei der Hütte sei alles wie ausgestorben gewesen. Leider ist Hochwürden heut’ auf Bergtour und wird net vorm Abend zurück sein.«

      Er schüttelte den Kopf und trank seine Tasse leer.

      »Nein, ich will’s net länger verschieben«, erklärte er entschlossen. »Dem Brandhuber muß endlich mal auf die Füß’ getreten werden, sonst richtet er noch richtigen Schaden an. Außerdem geht’s mir an die Berufsehre, wenn so einer meine Patienten behandelt.«

      Elena sah ebenfalls auf die Uhr.

      »Ich muß los«, sagte sie. »Beim Berghofer ist eine Kuh krank geworden, die will ich mir noch anschauen, bevor bei mir in der Praxis der Ansturm losgeht.«

      Sie verabschiedeten sich vor dem Haus. Während die Tierärztin in ihren Geländewagen stieg, ging ihr Mann zur Hütte des selbsternannten Wunderheilers.

      Vielleicht hab’ ich ja heut’ mehr Glück als Hochwürden, dachte Toni. So früh am Morgen ist der Brandhuber möglicherweise noch zu Hause.

      Als der Arzt an der Hütte ankam, sah er keine Anzeichen dafür, daß der Hausherr anwesend war. Er spähte durch die vor Schmutz starrenden Scheiben und versuchte, einen Blick ins Innere der Hütte zu werfen. Aber der Dreck auf den Fenstern und das Dunkel drinnen verhinderten jede Sicht. Dr. Wiesinger probierte die Türklinke, es war abgesperrt.

      »Brandhuber, bist daheim?« rief er trotzdem, bekam aber keine Antwort.

      Schließlich ging er durch den verwilderten Garten zur Rückseite. Hier sah es aus wie auf einem Schrottplatz. Rostiger Draht lag zwischen alten, zerfetzten Kartons und leeren Flaschen. Ein alter Ofen, der keine Tür mehr hatte, lag quer über den von Moos überwucherten Gehwegplatten, und was einmal Rasen und Beete gewesen sein mochten, sah aus, als wüchse hier ein Urwald.

      Toni Wiesinger schaute auf einen Kaninchenstall, in dem ein abgemagertes Tier saß. Es schnupperte und zuckte aufgeregt mit dem Näschen, während es vergeblich versuchte, aus einer Wasserflasche, die an dem Drahtgestell hing und wohl eine Tränke darstellen sollte, Wasser zu saugen.

      Nachdenklich sah der Arzt das Kaninchen an. Der Stall war verdreckt, der Futternapf leer und ausgetrocknet. Offenbar hatte das arme Tier schon seit Tagen nichts mehr zu fressen und trinken bekommen.

      Da stimmt doch was net, schoß es Toni durch den Kopf.

      Entweder hatte der Brandhuber das Weite gesucht und das Kaninchen zurückgelassen, oder...

      Einer inneren Eingebung folgend, griff der Arzt die Klinke der Hintertür und drückte sie hinunter. Die Tür öffnete sich einen Spalt, doch dann verhinderte eine Art Sperre, daß sie sich weiter aufschieben ließ. Toni mußte alle Kraft aufbieten, um das Hindernis aus dem Weg zu räumen.

      Und dann sah er die Bescherung.

      Alois Brandhuber lag hinter der Tür auf dem Boden, alle Viere von sich gestreckt!

      »Auch das noch!« murmelte der Arzt, während er sich hinunterbeugte und den Alten untersuchte.

      Loisl atmete kaum noch. Dr. Wiesinger mußte sich überwinden, das Hemd zu öffnen und nach dem Herz zu tasten, am Hals hatte er kaum noch einen Pulsschlag wahrnehmen können.

      Mochte der Himmel wissen, wie lange der Brandhuber hier schon lag!

      Tage waren es bestimmt schon. Zu dem, was ihn niedergestreckt hatte, kam noch hinzu, daß er die ganze Zeit nichts getrunken hatte. Er mußte innerlich schon fast ausgetrocknet sein.

      Dr. Wiesinger richtete sich wieder auf und holte sein Handy aus der Tasche. Er drückte die Taste, unter der die Nummer der Notrufzentrale eingespeichert war. Dort wurde sofort abgenommen, und der Arzt schilderte, was geschehen war.

      Während er auf den Krankenwagen wartete, sah er sich in der Hütte um. Aber dazu mußte er erst einmal die Fenster öffnen, damit überhaupt Licht hereindrang.

      In der Mitte stand ein Tisch mit zwei Stühlen, alt und wackelig. An den Wänden waren Regale mehr oder weniger schief befestigt, in denen Töpfe, Tiegel, Gläser und Tüten standen, in denen der Alte seine obskuren Mittel aufbewahrte. In die anderen Räume mochte der Arzt gar nicht erst hineinsehen. Ihm genügte der Schmutz, der hier überall zu sehen war.

      Er nahm eine Blechkanne, die neben dem Spülbecken stand, räumte das dreckige Geschirr beiseite und füllte die Kanne mit Wasser. Das Kaninchen trank gierig, als der Arzt das Wasser in die Flasche gefüllt hatte.

      Es dauerte eine Viertelstunde, bis der Krankenwagen vor das Grundstück fuhr. Toni lief nach vorne und empfing den Kollegen, der als Notarzt mitgefahren war.

      »Der Mann heißt Alois Brandhuber, Alter circa um die siebzig. Vermutlich ein Schlaganfall«, erklärte er und wies die Männer darauf hin, daß es in der Hütte nicht gerade »wohnlich«

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