Zersplittert. Teri Terry

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Zersplittert - Teri Terry Dystopie-Trilogie

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du. Die Lorder fürchten uns. Bald schon werden sie von hier verschwunden sein und dieses großartige Land wird wieder frei sein. Wir werden gewinnen!«

      Ein Gesang aus der Vergangenheit hallt in meinem Kopf wider: Free UK! Free UK!

      Und mir fällt ein, was Nico von den Dingen erzählt hat, die im Geschichtsunterricht weggelassen werden. Nachdem Großbritannien aus der EU ausgetreten war und die Grenzen geschlossen wurden, nachdem es all die Studentenaufstände und Zerstörungen in den 2020er-Jahren gegeben hatte, sind die Lorder hart gegen Aufständische, Banden und Terroristen vorgegangen, ganz egal wie alt sie waren. Für sie gab es nur Gefängnis oder Tod. Aber als sich alles etwas beruhigt hatte, mussten sie einen Kompromiss mit Freedom UK in der Zentralkoalition akzeptieren, woraufhin die härtesten Strafen für unter 16-Jährige abgeschafft wurden. Das Slating wurde erfunden, um Jugendlichen eine zweite Chance und ein neues Leben zu geben. Aber Freedom UK wurde zur Marionette der Lorder, die ihre Macht immer mehr missbrauchten. Also erhob sich Free UK im Gegenzug gegen das System und wehrte sich gegen die Unterdrückung durch die Lorder.

      Um jeden Preis.

      Die Zähne sind der Terror. Ich schüttle den Kopf, weil ein Teil von mir nicht wahrhaben will, was ich weiß. »Ich bin keine Terroristin, oder?«

      »Nein, das ist keiner von uns. Aber du warst beim Kampf für die Freiheit auf unserer Seite, und das wärst du noch jetzt, wenn die Lorder dich nicht erwischt hätten und du nicht geslated und deiner Erinnerung beraubt worden wärst. Zumindest waren sie davon ausgegangen, sie hätten sie dir genommen.«

      »Trotzdem bin ich hier. Und ich kenne dich. Ich erinnere mich an einiges. Aber ich …«

      »Ist das nicht ein bisschen zu viel auf einmal für dich? Hör mir zu, Rain. Du musst nichts tun, was du nicht willst. Wir sind nicht wie die Lorder. Wir zwingen niemanden zu etwas.«

      »Echt nicht?«

      »Wirklich nicht. Ich bin nur froh, dass es dir gut geht und du wieder du selbst bist.« Er lächelt und umarmt mich noch einmal.

      Immer mehr Erinnerungen schwappen an die Oberfläche. Nico ist nicht gerade bekannt für seine Zuneigungsbekundungen oder sein Lächeln. Beides ist so selten, dass es wie ein Geschenk für mich ist. So viel Anerkennung bekommt man von ihm nur, wenn man seiner Meinung nach genug geleistet hat. Wir haben immer um seinen Respekt gekämpft. Wir hätten dafür getötet – wir alle. Für ein kleines Lächeln hätten wir alles getan.

      »Hör zu. Nur eine Sache. Ich muss unbedingt wissen, wie du das alles überstanden hast, damit wir auch anderen Slatern helfen können. Das willst du doch, oder?«

      »Natürlich.«

      »Ich habe hier etwas für dich«, sagt er und greift in die Schreibtischschublade. Sie hat ein Geheimfach, in dem ein dünnes und biegsames Metallgerät versteckt ist. »Schau, das ist ein Kommunikator, ein Kom. Du drückst auf diesen Knopf hier und wartest auf meine Antwort. Dann können wir miteinander sprechen. Du kannst mich jederzeit rufen, wenn du mich brauchst.«

      Und noch während ich mich frage, wo ich dieses höchst verbotene Teil verstecken soll, zeigt er es mir. Er schiebt es unter mein Levo und befestigt es daran. Die dünnen Haken sind nicht zu sehen und kaum zu spüren.

      »Hier kann es niemand finden. Selbst wenn du gescannt wirst, sieht es wie ein Teil deines Levos aus.«

      Ich ziehe an meinem Levo; nicht einmal ich könnte mit Sicherheit sagen, dass sich das Kom daran befindet.

      »Und jetzt ab mit dir. Hol dir was zu essen. Wir unterhalten uns, wenn du so weit bist.« Er streicht mir übers Gesicht. »Ich bin so froh, dass du wieder bei uns bist«, sagt er. Die Berührung sendet einen Stromschlag durch mich.

      Er schließt die Tür auf. »Geh«, sagt er und ich laufe völlig benebelt weg. Nach ein paar Schritten drehe ich mich um, Nico lächelt und schließt dann die Tür. Ist verschwunden.

      Mit jedem Schritt wird die Wärme und Freude, die ich in seiner Gegenwart empfunden habe, von Kälte und Einsamkeit abgelöst.

      Bruchstückartig kehren die Erinnerungen zurück. Dieses Trainingscamp in meinem Traum mit Nico und Free UK? Es war echt. Ich habe mich in den Wäldern versteckt, mit anderen, die so sind wie ich. Wir haben gelernt, zu kämpfen und mit Waffen umzugehen. Alles, womit wir die Lorder angreifen können. Im Namen der Freiheit! Jedes Mädchen war in Nico verliebt und alle Jungs wollten sein wie er.

      Nur ein paar Minuten mit ihm allein waren nötig und ich habe sofort empfunden wie damals. Sobald ich mich durch seine Augen gesehen habe, wusste ich wieder, wer ich bin. Wurde zu der Rain, die er gekannt hat. Insgeheim wünsche ich mir wohl, dass Nico erneut das Kommando übernimmt und mir sagt, was ich denken und tun soll. Dann muss ich mir das alles nicht selbst zurechtlegen.

      Doch je weiter ich mich von ihm entferne, umso mehr macht mir dieser Gedanke Angst.

      »Kyla? Du hast Besuch«, ruft Mum die Treppe hoch.

      Besuch? Ich gehe runter und da steht Cam, blickt verlegen drein und hält einen Teller in den Händen. Sein blondes Haar ist fast ordentlich gekämmt, er trägt ein Poloshirt mit Kragen und hat eindeutig Aftershave aufgetragen.

      »Hi.«

      »Äh, hi.«

      »Ich wollte mich nur entschuldigen«, beginnt er und hält mir den Teller hin. Schokokuchen? In Gedanken versuche ich, ihm zu vermitteln, dass er jetzt bitte nichts sagen soll, aber es funktioniert nicht. »Dass du diese Strafe aufgebrummt bekommen hast, war allein meine Schuld.«

      »Strafe?«, fragt Mum.

      Ich funkle Cam an.

      »Oh, sorry! Du wolltest nicht, dass sie davon erfährt, oder?«

      Danke, dass du das Offensichtliche aussprichst. Ich seufze.

      »Kyla?«, fragt Mum.

      »Ja, ich musste über die Mittagspause nachsitzen und ja, es war Cams Schuld. Zufrieden?«

      Mum lacht. »Ich sehe schon, wenn Cam hier wohnt, kannst du keine Geheimnisse mehr haben.«

      »Tut mir wirklich leid«, sagt er wieder und sieht noch erbärmlicher aus.

      »Schon gut. Ehrlich. Danke für den Kuchen«, erwidere ich, nehme den Teller und hoffe, dass er den Wink versteht und geht.

      »Komm doch rein«, bittet ihn Mum. »Ich mache uns einen Tee.«

      Wieder kein Glück.

      Das Wort »Kuchen« lockt Amy vom Fernseher weg und zu uns herüber.

      »Der ist richtig gut«, sage ich, während ich mir das erste Stück auf der Zunge zergehen lasse. Und tatsächlich. Der Kuchen ist aus köstlicher dunkler Schokolade und hat genau die richtige Menge an Zucker. »Hast du den selbst gemacht?«

      »Glaub mir, wenn ich den gemacht hätte, würdest du ihn nicht probieren wollen. Mein Onkel hat gebacken.«

      »Warum wohnst du jetzt bei deinem Onkel und deiner Tante? Bleibst du länger hier?«, fragt Amy.

      »Amy!«,

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