Zersplittert. Teri Terry

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zersplittert - Teri Terry страница 7

Zersplittert - Teri Terry Dystopie-Trilogie

Скачать книгу

Als er wieder zurückkommt, sieht er mich und winkt. Ich winke zurück. Kyla würde das nicht tun, sie würde wahrscheinlich einfach nur rot anlaufen. Doch Rain hat Mut. Dann trägt er noch eine Kiste rein.

      Auf der anderen Seite des Autos wird er immer kleiner, und tut so, als würde er eine Treppe runtergehen. Er blickt sich um, ob ich ihm auch zusehe. Ich verdrehe die Augen zum Himmel. Er macht noch ein paar solcher Spielchen, während ich die Blätter auf eine Schubkarre lade, sie hinter das Haus fahre und reingehe.

      »Danke, dass du dich um das Laub gekümmert hast«, sagt Mum.

      »Der Garten sah chaotisch aus.«

      »Kein Ding. Ich hatte Lust, irgendwas zu machen.«

      »Dich zu beschäftigen?«

      Ich nicke und ermahne mich, etwas weniger unternehmungslustig zu sein, ehe sie mich wegen Stimmungsschwankungen zur Kontrolle ins Krankenhaus bringt. Dieser Gedanke beunruhigt mich tatsächlich ziemlich und mein Lächeln fällt in sich zusammen.

      Mum legt mir eine Hand auf die Schulter und drückt mich. »Wir essen, sobald …«

      Die Tür geht auf. »Bin da!«, ruft Amy.

      Kurz darauf sitzen wir am Tisch und hören uns einen ausführlichen Bericht über Amys ersten Tag in der Arztpraxis an.

      Wie sich herausstellt, ist die Arbeit dort eine unglaubliche Quelle für Dorftratsch. Bald wissen wir, wer schwanger ist, wer nach zu viel Whiskey die Treppe runtergefallen ist und dass der neue Junge auf der anderen Straßenseite Cameron ist, der aus dem Norden Englands stammt und aus irgendwelchen Gründen bei seiner Tante und seinem Onkel wohnt.

      »Es ist super, dort zu arbeiten. Ich kann es kaum erwarten, bis ich Krankenschwester bin«, sagt Amy ungefähr zum zehnten Mal.

      »Hast du irgendwelche ekligen Krankheiten zu Gesicht bekommen?«, neckt Mum sie.

      »Oder Verletzungen?«, füge ich hinzu.

      »Oh! Ja, das habe ich ganz vergessen zu erzählen. Da kommt ihr nie drauf!«

      »Was?«, frage ich.

      »Es ist heute Morgen passiert, also hab ich es nicht gesehen, aber ALLES darüber gehört.«

      »Na, dann erzähl mal!«, sagt Mum.

      »Man hat einen Mann mit furchtbaren Verletzungen gefunden.«

      »Oje«, meint Mum. »Was ist denn passiert?«

      Mir schwant nichts Gutes.

      »Das weiß keiner. Man hat ihn im Wald gefunden, am Ende des Dorfes, wo ihn jemand halb tot geprügelt haben muss. Er hatte Kopfverletzungen und litt an Unterkühlung. Sie vermuten, dass er schon seit ein paar Tagen da draußen lag. Ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt.«

      »Hat er gesagt, wer ihn angegriffen hat?«, frage ich und versuche, meine Atmung unter Kontrolle zu halten und normal zu wirken.

      »Nein, und er sagt vielleicht nie wieder was. Als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, lag er im Koma.«

      »Wer ist es denn?«, fragt Mum, aber ich weiß es, ehe Amy es ausspricht.

      »Wayne Best. Du weißt schon, der komische Maurer, der die Mauern für die Schrebergärten hochgezogen hat.«

      Mum verbietet uns, in den Wald zu gehen oder uns von den Wegen zu entfernen. Sie fürchtet, irgendein Verrückter könnte frei herumlaufen.

      Aber ich bin dieser Verrückte.

      »Kann ich nach oben gehen?«, frage ich, weil mir plötzlich schlecht ist.

      Mum dreht sich zu mir um. »Du bist ja ganz blass.« Sie legt mir eine warme Hand auf die Stirn. »Vielleicht hast du Fieber.«

      »Ich bin ein bisschen müde.«

      »Na, dann leg dich schlafen. Wir können den Abwasch übernehmen.«

      Amy stöhnt und ich gehe die Treppe hoch.

      Ich starre im Dunkeln die Wand an, während sich Sebastian wie ein warmes Band an meinen Rücken kuschelt.

      Ich habe einen Mann ins Koma geschlagen. Oder besser: Rain hat es getan. Sie ist in jenem Augenblick zurückgekehrt. Wie konnte das nur passieren? Sind wir ein und dieselbe Person oder zwei in einer? Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich sie bin, als ob ich ihre Erinnerungen und ihre Persönlichkeit übernommen hätte. Manchmal, wie jetzt gerade, entgleitet sie mir, als hätte es sie nie gegeben. Aber wer war Rain wirklich? Und irgendwie gehört Lucy ebenfalls zu Rains Vergangenheit, nur wie?

      Der gleiche Geburtstag verbindet uns alle: der 3. November. Ich hüte dieses Wissen wie ein Geheimnis in meinem Inneren. Egal, wie diese Teile von mir zusammenpassen, das ist der Tag, an dem ich auf die Welt gekommen bin.

      Allmählich drifte ich in den Schlaf. Doch die Daten lassen mich nicht los, mit einem Schlag bin ich wieder hellwach.

      Heute bin ich 17 geworden. Im September hat man mich aus dem Krankenhaus entlassen, in dem ich neun Monate lang war. Also wurde ich vor weniger als elf Monaten geslated und war zu diesem Zeitpunkt bereits 16. Es ist illegal, jemanden zu slaten, der über 16 Jahre alt ist. Es stimmt, dass Lorder hin und wieder ihre eigenen Gesetze brechen, wenn sie einen triftigen Grund dafür haben. Aber was für einen Grund gab es in meinem Fall?

      Immer noch fehlen mir Verbindungen. Sobald ich das Gefühl habe, alles zu verstehen, sehe ich genauer hin, und schon entgleiten mir die Zusammenhänge. Als ließe sich die Vergangenheit nur aus den Augenwinkeln erhaschen.

      Nico hätte bestimmt ein paar Erklärungen für mich parat, zumindest was Rain betrifft. Aber was würde er im Gegenzug dafür haben wollen?

      Vielleicht ist es besser, wenn ich Rain einfach vergesse, mich von Ärger fernhalte und Nico links liegen lasse. Ihn meide und so tue, als sei nichts geschehen.

      So oder so könnte Wayne noch alles verderben.

      Du hättest ihn umbringen sollen.

      Schhh.

      Am nächsten Tag gibt es im Biounterricht eine Überraschung. Der Neue, Cameron, steht in der Tür.

      Als er mich entdeckt, steuert er direkt auf den leeren Stuhl neben mir zu. Grinsend setzt er sich.

      Das ist Bens Platz. Ich verschränke die Arme vor der Brust, blinzle und würdige ihn keines Blickes. Der leere Platz neben mir war schmerzhaft für mich, aber wenn dort jemand sitzt, fühlt es sich noch schlimmer an.

      Nico dreht sich zur Tafel um. Jedes Mädchen starrt ihn an. Starrt auf seinen knackigen Hintern in der engen Hose und auf die muskulösen Schultern und den Rücken, die sich bei jeder Bewegung unter dem dünnen Seidenhemd abzeichnen.

      Dann wendet er sich wieder der Klasse zu und lässt den Blick durch den Raum schweifen. »Was bedeutet das?«, fragt er und zeigt auf die Worte, die er gerade an die Tafel geschrieben hat: »Survival of the fittest«.

      »Nur

Скачать книгу