Schloss Frydenholm. Hans Scherfig

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Schloss Frydenholm - Hans Scherfig

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Unkosten getragen.

      Skjern-Svendsen hatte viele Pläne betreffs seines sehr großen Vermögens gehabt, das er hier auf Erden einmal hinterlassen mußte. Er wollte auch nach seinem Tode noch darüber verfügen. Einiges hatte für den Bau und die Ausstattung des Grabhügels Verwendung gefunden und wurde nun durch bombensicheren Beton vor der Vergänglichkeit bewahrt. Anderes sollte in die Ewigkeit hinein wirken. Er hatte Legate und Schenkungen für gute Zwecke vorgesehen und nicht einen Augenblick lang vergessen, daß die Ewigkeit länger währt als das Erdenleben und daß ein kluger Geschäftsmann auf lange Sicht disponieren muß. Und wenn ein Ordnungsmensch wie Skjern-Svendsen es nicht geschafft hatte, alles zu einem rechtsgültigen Testament zusammenzustellen und sichere, unzweideutige Bestimmungen zu treffen, dann nur, weil das Verhältnis zu seiner um zwanzig Jahre jüngeren Frau Julie zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht zufriedenstellend geordnet war.

      Bevor das Testament endgültig formuliert werden konnte, mußte die Abfindung von Frau Julie geregelt sein. In der Gegend war allgemein bekannt, daß der Gutsbesitzer und die gnädige Frau seit Jahren jeder in seinem Teil des Schlosses gewohnt und einander nicht besucht hatten. Der Gutsbesitzer hatte seinen bleichen Diener; was die gnädige Frau hatte, mochten die Götter wissen. Man erzählte, sie habe in den letzten Jahren stark unter dem Einfluß eines rätselhaften Doktors in Kopenhagen gestanden und ihn jeden Montag und Mittwoch besucht, um sich einer eigentümlichen Behandlung zu unterziehen. Durch einen Beobachter hatte der Gutsbesitzer von der Art dieser Behandlung erfahren; unmittelbar vor seinem Tode war er damit beschäftigt gewesen, Maßnahmen gegen seine Frau einzuleiten, die seiner Überzeugung nach unzurechnungsfähig war. Bei der polizeilichen Untersuchung anläßlich seines Todes stellte es sich heraus, daß er ernsthaft versucht hatte, sie als allgemeingefährlich in eine Nervenheilanstalt einliefern zu lassen. Vielleicht wäre ihm das geglückt, wenn nicht der verrückte Gärtner Holm seinem tätigen Leben vorzeitig ein Ende gesetzt hätte.

      So war es gekommen, daß es keine testamentarischen Bestimmungen gab, und Frau Julie Skjern-Svendsen wurde Alleinerbin, ohne daß man sie entmündigt oder ihre Bewegungsfreiheit auch nur eingeschränkt hatte. Da die junge Witwe unter gar keinen Umständen das düstere Schloß, in dem so unheimliche Dinge geschehen waren, weiterhin bewohnen wollte, übertrug sie das Gut ihrem jüngeren Bruder, der so dazu kam, noch zu Lebzeiten des alten Kammerherrn seine Fähigkeiten zum Führen und Administrieren unter Beweis stellen zu können. Wenn der Kammerherr verschied, würde Graf Prebens Besitz um drei Familiengüter erweitert werden, eins auf Fünen und zwei in Jütland. Eine schwere Bürde und eine große Verantwortung lasteten auf den hängenden Schultern des jungen Grafen.

      Zur Bürde des Besitzes gesellten sich Vertrauensposten in politischen Organisationen und landwirtschaftlichen Interessengemeinschaften. Von der Konservativen Jugend war er ganz selbstverständlich in die neugegründete DNSAP hinübergeglitten, wo man braune Hemden statt der grünen trug, im übrigen aber auf die gleiche römisch-germanische Art grüßte. Und nachdem der Graf Frydenholm übernommen hatte, übernahm er auch den Posten des Gauleiters seiner Partei von Süd-Seeland. Als praktischer Landwirt war er Mitglied der „Vereinigung der Landwirte“ oder „VdL“, in der viele große und einige kleine Landwirte damals Beistand in landwirtschaftlichen Fragen suchten und in der auch der kleine Nachbar des Grafen, Bauer Niels Madsen, seit einigen Jahren tätig war.

      Dazu kam ein neuer Vertrauensposten als Kreisleiter in einer eben gegründeten geheimnisvollen Organisation, deren Namen – „Zivilorganisation“ oder „ZO“ – nur einigen Eingeweihten geläufig war, über deren Umfang und Beschaffenheit aber nicht einmal die Kreisleiter Bescheid wußten und deren Mitglieder einander nicht kannten.

      Andere Kreisleiter waren biedere Wasserbaumeister, Hafenaufseher, Dünenaufseher und Oberförster, die in ihrer Unschuld glaubten, sie dienten Alt-Dänemark, wenn sie Meldungen über mystische Vorkommnisse innerhalb ihrer Dienstbereiche an Polizeianwalt Drössaa sandten, der vor kurzem von einem Studienaufenthalt in Deutschland zurückgekehrt war, oder an den geheimnisvollen Schriftsteller François von Hahn, der für alle Fälle als Verlagslektor getarnt war und seine Karteien in einem schönen, alten Büro in der Købmagergade, unweit des Runden Turmes, betreute.

      Die guten Wasserbaumeister, Hafenaufseher, Dünenaufseher und Oberförster samt einem weniger guten Bischof gehörten zum sogenannten äußeren Kreis und wußten nicht, daß es einen geheimeren inneren Kreis und einen sehr robusten Mobilkreis gab. Sie alle waren zum Schein Mitglieder eines Schmetterlingsvereins und trugen zuweilen ein Abzeichen, auf dem ein Ligusterschwärmer zu sehen war, das gegebenenfalls als Erkennungszeichen dienen und sie bei ihrer patriotischen Tätigkeit vor dem Zugriff der Polizei des Landes schützen würde. Die Polizeimeister hatten den Befehl erhalten, den Ligusterschwärmer zu respektieren, auch wenn sie sich hin und wieder versucht fühlen sollten, einige zu verhaften, die das hübsche kleine Abzeichen trugen.

      Es war eine Enttäuschung für Pastor Nørregaard-Olsen, daß der Graf sich nicht wie sein Vorgänger auf Frydenholm für die Innere Mission und das Wachsen des Reiches Gottes in der Gegend interessierte. Sonntag für Sonntag stand der gräfliche Stuhl in der Kirche leer, und das war ein schlechtes Beispiel für die Gemeinde. Die Arbeit, der sich der Pfarrer mit so großer Energie und mit viel Organisationstalent widmete, seit er sein Amt angetreten hatte, ging in der letzten Zeit nicht mehr so recht voran. Der frische Windhauch wehte nicht mehr über dem Kirchspiel.

      Das Hinscheiden des Gutsbesitzers Skjern-Svendsen war ein harter Schlag gewesen. Man vermißte nicht nur das Vorbild, die Autorität und die ökonomische Hilfe des Gutsbesitzers; der Umstand, daß sein Mörder einer der ergebensten Diener der Mission gewesen war, säte Zweifel und Unwillen in viele Herzen. Hier hatte der Teufel einen persönlichen Sieg errungen. Zwar war bei der Verhandlung festgestellt worden, Gärtner Holm habe sein entsetzliches Verbrechen in einem Anfall von religiösem Wahnsinn begangen, aber das machte die Lage nicht besser. So etwas konnte also auch geschehen. Auch die Religion konnte man übertreiben. Viele Eltern zögerten nun, ihre Töchter Mitglied der Jugendabteilung werden und an den ekstatischen Abendgottesdiensten teilnehmen zu lassen. Die JA-Gymnastik ging zurück, und die JA-Handballmannschaft löste sich auf.

      Die Reihen lichteten sich. Die Frau des Gärtners war nach der Urteilsverkündung – ihr Mann wurde in eine Irrenanstalt eingeliefert – weggezogen. Auch ihre Tochter Johanne gehörte nicht mehr zum Reich Gottes, seit sie mit Oscar von der Molkerei verheiratet war und schon vier Monate nach der Hochzeit einen kleinen, sommersprossigen Sohn bekommen hatte. Dieser Oscar, er stammte aus Kopenhagen und war neu in der Gegend, also fast ein Ausländer, gehörte ja zu den Roten. Und was die Eltern Johanne an christlichem Gehorsam gelehrt hatten, kam nun dem Antichrist zugute. Früher hatte Johanne Pastor Norregaard-Olsens kleines Kirchenblatt ausgetragen, jetzt fuhr sie am Sonntagvormittag mit dem Rad von Haus zu Haus und verkaufte das „Arbejderbladet“. Sie war ein fügsames Wesen, das tat, was man ihm sagte.

      Der Nähzirkel der Damen wurde immer kleiner. Frau Bäcker Andersen und Frau Hofbesitzer Madsen waren unter den letzten, die standhielten. „Frau Andersen und Frau Madsen sind der feste Stamm“, sagte der Pfarrer mit müdem Lächeln. Frau Andersen brachte noch immer Kranzkuchen zu den Abenden des Nähzirkels im Pfarrhaus mit und die anderen Damen abwechselnd die Kaffeebohnen, doch die reichten meistens geradeso aus, und für den Haushalt des Pfarrers blieb keine Bohne mehr übrig.

      Auch Höschen-Marius’ Haushälterin hielt dem Zirkel die Treue und brachte eingeweckte Erdbeeren und Johannisbeergelee mit ins Pfarrhaus; doch die Zeit würde bald kommen, wo sie nicht mehr Haushälterin war, denn das Aufgebot für sie und Marius war bereits bestellt. Die Damen betrachteten ihre Figur, doch die sah unverändert aus; wie sollte wohl auch ein fruchtbares Zusammenleben mit Marius möglich sein, der sich nicht für den Menschen zu interessieren schien, sondern nur für die äußere Hülle, der des Nachts herumschlich und weibliche Unterbekleidung anfaßte, die zum Trocknen aufgehängt war. Und ob die Haushälterin wohl dem Reich Gottes und dem Nähzirkel treu bliebe, wenn sie erst einmal Frau Petersen war?

      Marius, den man

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